Mülheim. Netzwerk gegen Fluglärm fordert die Städte auf, sich um EU-Mittel für die Entwicklung des Flughafenareals zu bemühen und Profis planen zu lassen.
Das Netzwerk gegen Fluglärm fordert einen internationalen Wettbewerb zur Entwicklung der Flughafenfläche – unter Berücksichtigung ökologischer Notwendigkeiten. „Wir gehen davon aus, dass angesichts dieser Größe und Wertigkeit des Areals die kommunalen Verwaltungen von Essen und Mülheim überfordert sind“, sagt Waldemar Nowak, Sprecher der Initiative. Hochkarätige Planer müssten ans Werk.
Die bisherigen Workshops zur Zukunft des Flughafengeländes bezeichnet Nowak als wenig ergiebig. „Angesichts der Ergebnisse hätte man sich die Runde sparen können.“ Außerdem plädiert das Netzwerk dafür, dass sich die Städte um Europamittel für die Entwicklung der 140 Hektar großen Fläche bemühen. „Wir haben auch vernommen, dass das Land Interesse zeigt, sich bei der Entwicklung dieses einzigartigen Areal zwischen Ruhrgebiet und Landeshauptstadt finanziell und personell zu engagieren.“
Kritik an Zukunftsplan für den Flughafen
Heftig kritisiert das Netzwerk, dass es in den letzten Jahren nicht gelungen sei, für dieses Filetstück einen „belastbaren Plan“ für die Zukunft zu entwickeln. „Angesichts der wirtschaftlich desolaten Lage des städtischen Haushalts kann es sich Mülheim schon längst nicht mehr leisten, eine solche Fläche brach liegen zu lassen.
Politisch gibt es in beiden Städten die klare Entscheidung, den Flugbetrieb auf den Ruhrhöhen auslaufen zu lassen. Bis 2024 läuft noch der Vertrag mit dem Luftfahrtunternehmen WDL, bis 2034 der mit dem Aeroclub, der eine Fläche von rund 5000 Quadratmetern auf Essener Seite belegt.
Derzeit gibt es in Mülheim nach den Workshops zum Masterplan die Überlegungen, die Fläche mit Gewerbe, Wohnen und Natur zu belegen, jeweils zu einem Drittel. Nach Gutachten zur klimatischen Bedeutung des Gelände gibt es jedoch auch Zweifel daran, ob eine derart umfangreiche Bebauung überhaupt zu verantworten ist. Darauf weist unter anderem auch die Arbeitsgemeinschaft Flughafen und Ökologie hin. Selbst ein geringfügiger Eingriff hätte gravierende Auswirkungen auf das Stadtklima in Mülheim und Essen, so Heinz Schlosser, Vorsitzender der Gemeinschaft.
Rund 60.000 Flugbewegungen jährlich
Rund 60.000 Flugbewegungen gibt es noch jährlich auf der Fläche. Nowak sieht darin nach wie vor eine hohe Lärmbelastung, die insbesondere durch Helikopterflüge verstärkt werden. „Flugtechnisch und flugaffin hat dieser Flughafen kein Entwicklungspotenzial mehr“, so das Netzwerk. Dort kritisiert man auch die hohen Subventionen.
Jährlich macht die Flughafen-Gesellschaft ein Minus von rund einer halben Million Euro, hinzu kämen in nächster Zeit hohe Aufwendungen für die Infrastruktur. Dem gegenüber stünden, so Nowak, Gewerbesteuereinnahmen, die nicht mal den sechsstelligen Bereich erreichten. Mittel- und langfristig könnte Mülheim aus Sicht des Netzwerkes deutlich besser von der Fläche profitieren.
Vergleich zur städtischen Wirtschaft
Dies sei bisher verschlafen worden: „Die Flughafenpolitik in Mülheim ist symptomatisch für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt“, sagt Nowak.“Es ist eine Aneinanderreihung von verpassten Chancen.“
>>>Land ist aus Flughafen-Gesellschaft ausgestiegen
Das Land NRW ist vor ein paar Jahren aus der Gemeinsamen Flughafen-Gesellschaft mit Essen und Mülheim ausgestiegen. Der Flughafen ist nicht mehr Bestandteil des Luftverkehrskonzeptes in NRW. Alle derzeitigen und künftigen Kosten müssen von beiden Städten getragen werden.
Über den Sinn des Flughafens wird seit den 80er-Jahren in der Stadt diskutiert. Den Flughafen für die regionale Fliegerei zu entwickeln, ist immer wieder gescheitert. Passagierflüge gibt es nach wie vor nicht.