Mülheim. . Es gibt zwei Sichtweisen auf den Großeinsatz der Polizei am Karfreitag in Mülheim-Styrum. Zeugen werfen der Polizei nicht nur Willkür vor.

Nach dem Großeinsatz der Polizei am Karfreitag an der Oberhausener Straße in Styrum werfen Zeugen, darunter auch ein Betroffener, der Polizei Willkür und Unverhältnismäßigkeit vor. Gar ausländerfeindlich sei die Polizei aufgetreten. Die Polizei weist die Vorwürfe von sich. Sprecherin Judtih Herold bezeichnet das Verhalten der Einsatzkräfte als „sehr professionell“. Die Lage sei für die Polizisten vor Ort nicht leicht einschätzbar gewesen, da sich schnell viele – zum Teil auch aggressive – Menschen versammelt hätten, ohne dass klar gewesen sei, ob sie sich untereinander kennen.

In einem sind sich sowohl die Zeugen als auch die Polizei einig: Ausgangspunkt des Großeinsatzes war eine Verkehrskontrolle. Ein Fahrer war wegen einer Alkoholfahne aufgefallen. Schnell versammelten sich viele Menschen vor Ort, die Polizei ließ Verstärkung anrücken, gar eine Hundertschaft.

„Da habe ich mein Handy genommen und gefilmt“

Einer der Zeugen erzählt, er habe den alkoholisierten Fahrer in der Verkehrskontrolle als Bekannten erkannt und sei deshalb stehen geblieben, um das Geschehen weiter zu verfolgen. „Die Polizisten wollten ihn mit aufs Revier nehmen und haben ihm nicht gesagt, wieso“, schildert der Styrumer seine Beobachtungen. Weil der Fahrer sich – mittlerweile in Handschellen – gegen den Griff der Polizisten gewunden und lautstark protestiert haben soll, sei ein weiterer Streifenwagen hinzugekommen.

Der Zeuge beschreibt den Moment, als ein Polizist einen Schlagstock zog, als beunruhigend, obwohl der Schlagstock nicht zum Einsatz kam: „Da habe ich mein Handy genommen und gefilmt, weil ich dachte, da stimmt was nicht.“ Polizeisprecherin Judith Herold erklärt diesbezüglich: „Schlagstöcke dienen zur Eigensicherung und werden nur im äußersten Notfall aktiv benutzt.“ Zu einem Einsatz der Stöcke sei es an diesem Abend nicht gekommen.

Zeuge: Die Stimmung war nicht aggressiv

Überdies berichtet der Zeuge, dass ihm das Filmen untersagt wurde, er aber weitergefilmt habe. „Dann wurde mir das Handy abgenommen und ich musste mich in Handschellen auf den Boden am Auto setzen“, sagt der Mann. Die Stimmung sei in seinen Augen nicht aggressiv gewesen, das harte Eingreifen der Polizisten könne er nicht verstehen.

Nach und nach seien immer mehr Streifenwagen eingetroffen, schließlich sogar Polizisten mit Hunden sowie eine Hundertschaft aus Essen. „Wir haben sehr viele Kräfte hinzugezogen, um die Lage schnell zu beruhigen“, erklärt Herold das Polizeiaufgebot. Der zweite Zeuge berichtet, dass die vielen Polizisten die Menschen weggedrängt und pöbelnde Männer mit Kabelbinder festgesetzt hätten. Auch er habe mit seinem Handy gefilmt, das ebenfalls beschlagnahmt worden sei.

Polizei kontert: Wir haben professionell gehandelt

Er beschreibt das Vorgehen als brutal: „Die Polizisten hielten die Köpfe der Männer mit dem Knie auf dem Boden. Manche wurden auch getreten.“ Insgesamt seien acht Männer festgesetzt worden – wegen Pöbeleien oder weil sie gefilmt hätten. Die meisten von ihnen seien Roma aus Serbien – die Zeugen kennen die Beteiligten aus der Nachbarschaft. Die Polizei spricht von einem „überwiegend osteuropäischen Hintergrund“ der Männer, es seien auch Serben dabei. Zum Vorwurf, unberechtigt Gewalt angewendet zu haben, bleibt die Polizei bei ihrer Feststellung, sie habe „professionell“ gehandelt.

Von den acht festgesetzten Männern wurden drei in Gewahrsam genommen und mussten die Nacht auf der Polizeiwache verbringen. Darunter sei auch einer der Zeugen gewesen. Er habe die Wache gegen fünf Uhr morgens verlassen dürfen, allerdings ohne Handy und Entlassungspapiere – obwohl er mehrmals nachgefragt haben soll. Was ihm genau zur Last gelegt wird, wisse er immer noch nicht: „Ich habe mir einen Anwalt genommen. Ich fühle mich von der Polizei schlecht behandelt.“

Wir haben vor Ort mit weiteren Menschen gesprochen. Den Bericht lesen Sie hier.

>> POLIZEI BESCHLAGNAHMT MEHRERE HANDYS

Die Polizei gibt an, mindestens sechs Handys bei dem Großeinsatz beschlagnahmt zu haben. Wer aus nächster Nähe filme, verletze das Bildrecht und das Recht auf das gesprochene Wort, hieß es.

Es sei nun abzuwarten, ob die Handys samt Videomaterial zu einer gerichtlichen Prüfung gegeben werden müssen. So sei noch nicht zu sagen, wann die Besitzer ihre Handys zurückbekommen.