Mülheim. Dr. Alexander Stehr, Chefarzt der EKM-Gefäßchirurgie, wurde für die Behandlung der „Schaufensterkrankheit“ vom Nachrichtenmagazin „Focus“ geehrt.
Schaufensterkrankheit – ein harmloses Wort für ein ernsthaftes Leiden. Es ist eine Folge der peripheren arterillen Verschlusskrankheit (pAVK), einer Durchblutungsstörung der Beine. Unbehandelt sind unter Umständen nur noch wenige Schritte möglich, der Patient bleibt also vor jedem Schaufenster stehen. PD Dr. Alexander Stehr, Chefarzt der Gefäßchirurgie am Evangelischen Krankenhaus (EKM), ist aktuell ausgezeichnet worden als „Top-Mediziner“ für die Behandlung der Beinarterien bei pAVK.
Chefarzt wird seit zehn Jahren ausgezeichnet
Die Auszeichnung des Nachrichtenmagazins „Focus“ ist für die Gefäßchirurgie am EKM keine Premiere: Seit 2017 wird die Mülheimer Fachklinik insgesamt in der Liste als nationales Krankenhaus gelobt; seit zehn Jahren wird Chefarzt Stehr für sein Fachgebiet ausgezeichnet. Über die aktuelle Würdigung freut er sich besonders, denn die Behandlung der Durchblutungsstörung der Beine ist eine der Hauptaufgaben seiner Abteilung: Rund 75 Prozent der Patienten suchten deshalb die Mülheimer Gefäßchirurgie auf.
Die pAVK ist die Folge der Arteriosklerose, einer „Verkalkung“ der Arterien, und tritt bei jedem fünften Senior über 65 Jahre auf. Das kann einerseits genetische Ursachen haben, gefördert wird der Prozess aber auch durch Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes und zu hohe Cholesterinwerte, erklärt Dr. Alexander Stehr.
Im schlimmsten Fall sterben Zehen ab
Die Erkrankung beginnt zunächst ohne Symptome, im zweiten Stadium hat der Patient Schmerzen beim Gehen. Später kommen Schmerzen im Ruhezustand hinzu – und schlecht heilende Wunden. „Das kann bis zum Absterben der Zehen und des Fußes gehen“, weiß Dr. Stehr, der auch solche Fälle in seiner Klinik sieht. Er hat eine Zusatzqualifikation als Fußchirurg und behandelt auch den diabetischen Fuß.
Ein operativer Eingriff – das Weiten der Gefäße oder sogar eine Bypassoperation – ist bei der Schaufensterkrankheit nicht immer das Mittel der Wahl: „Bis zum Stadium zwei ist ein Gehtraining absolut wichtig“, sagt Alexander Stehr. „Die Leute sollen laufen.“ Seit Ende 2018 wird eine Gefäßsportgruppe für Betroffene auch am EKM angeboten.
Durch die regelmäßige Bewegung können sich kleinere Adern rund um die verengte Arterie erweitern, und durch diese „Umgehungskreisläufe gelangt dann mehr Blut in die Beinmuskulatur“, erläutert Stehr.
Risikofaktoren behandeln
Parallel zum Gehtraining werden die Risikofaktoren behandelt, also etwa Bluthochdruck und Diabetes. Das ist wichtig, denn Patienten mit einer pAVK haben „ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu bekommen“, sagt Dr. Stehr.
Die Diagnose der pAVK ist nicht kompliziert: „Der Blutdruck am Fußknöchel ist normalerweise höher als am Arm“, erklärt Dr. Stehr. Ist der Blutdruck also unten niedriger als oben, geht der Arzt von der Verschlusskrankheit aus.
In diesem Stadium kann Bewegung noch Schlimmeres verzögern. Täglich eine halbe Stunde spazieren zu gehen sei, so Stehr, meist schon genug Training. Sein Tipp an die Patienten: „Kaufen Sie sich einen Hund.“
Meisten Patienten der Gefäßchirurgie leiden an pAVK
Von den rund 1400 Patienten, die jährlich die Gefäßchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM) aufsuchen, leiden 75 Prozent an der „Schaufensterkrankheit“ pAVK, 18 Prozent an Krampfadern und etwa sieben Prozent an einem Aortenaneurysma, einer Aussackung (Aneurysma) der Hauptschlagader (Aorta).
Diese Patienten werden mit einer Aorten-Prothese versorgt. Wenn die Standardform nicht die passende ist, muss eine individuelle Gefäßprothese gebaut werden, die dann in die Schlagader eingesetzt wird.
Das EKM insgesamt wird von der Focus-Liste als eins der Top-Krankenhäuser in NRW geführt.