Mülheim. . Mülheimer Ärzte am Ev. Krankenhaus haben erstmals in Deutschland für weltweite Studie die „Schaufensterkrankheit“ mit Schockwellen behandelt.

  • Schaufensterkrankheit: Wenn starke Verkalkung der Blutgefäße zu Durchblutungsstörungen der Beine führt
  • 100 bis 120 Patienten werden im Monat wegen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) behandelt
  • Lithoplastie-Verfahren wird in einer weltweiten Studie auf die Dauerhaftigkeit der Ergebnisse hin untersucht

Das Ev. Krankenhaus Mülheim (EKM) ist für eine internationale Studie für die Behandlung von Arteriosklerose in den Beinen ausgesucht worden. Als erstes Krankenhaus in Deutschland wurde jetzt eine Patientin (64) für die Studie mit der Methode behandelt, die sich Perkutane Lithoplastie nennt.

„Schaufensterkrankheit“ nennt der Volksmund die Verkalkung der Beinarterien: Wenn es zu starken Verengungen der Blutgefäße und damit zu Durchblutungsstörungen der Beine kommt, sind den Patienten oft nur noch ein paar Schritte möglich, bis sie stehen bleiben und sich erholen müssen. Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) nennen das die Ärzte, allein in Mülheim behandeln sie 100 bis 120 Patienten im Monat.

Übermäßige Vernarbung vermeiden

Die Behandlung mit einem Ballonkatheter, der die verengte „Blutader“ aufdehnt, ist das Mittel der Wahl, wie Dr. Alexander Stehr, Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik, erklärt. Um dabei eine übermäßige Vernarbung zu vermeiden, ist der Kathederballon mit Medikamenten beschichtet, die beim Ausdehnen an die Gefäßwand gedrückt werden, sagt Dr. Claus Nolte-Ernsting, Chef der Klinik für Radiologie.

Das Problem: Bei fortgeschrittener Verkalkung bilden die Kalk-Ablagerungen eine Barriere für den Transport der Wirkstoffe zur Gefäßwand. Eine Technik, die schon lange bei der Zertrümmerung von Nierensteinen angewendet wird, gibt es seit kurzem auch in den winzigen Ballonkathetern, die in die Arterie gebracht werden: Schockwellen brechen die Kalkschicht auf, der Ballon drückt die Bruchstücke an die Gefäßwand. So wird einerseits der Durchmesser der Arterie für den Blutfluss vergrößert, andererseits kann durch die „Lücken“ zwischen den Bruchstücken, die nun keine feste Barriere mehr darstellen, das Medikament an Ort und Stelle gelangen.

So schonend wie möglich behandeln

Das interdisziplinäre Gefäßzentrum in Mülheim, das nun das neue Lithoplastie-Verfahren erstmals angewendet hat, besteht aus den Kliniken, die Stehr und Nolte-Ernsting leiten. Zu jedem Patienten werden gemeinsam die Therapiemöglichkeiten erwogen. „Man will“, erklärt Stehr, „Arteriosklerose so schonend wie möglich behandeln. Wenn immer möglich minimal-invasiv.“ Der Katheter wird mit einem kleinen Schnitt durch die Haut („perkutan“) eingeführt.

Vorstudien, so die beiden Mülheimer Chefärzte, hätten bewiesen, dass die Lithoplastie-Methode wirksam und sicher sei: So bleiben die fragmentierten Kalkstückchen an Ort und Stelle in der Gefäßwand, der Durchmesser der Arterie ist danach deutlich vergrößert.

Die neue Studie will an 300 Patienten untersuchen, wie lange diese guten Ergebnisse erhalten bleiben, bis der Arteriosklerose-Patient erneut behandelt werden muss.