Mülheim. . 155 Mülheimer kümmern sich um eine öffentliche Grünfläche. Wer auch mit anpacken möchte, kann mit der Stadt eine Pflegepartnerschaft vereinbaren.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, dem fallen liebevoll bepflanzte Grünflächen am Straßenrand oder unter städtischen Bäumen auf. Lieber blühende Pflanzen vor der eigenen Haustür, als einen Müllsammelplatz oder gar ein Hundeklo: Viele Bürger kümmern sich ehrenamtlich um ein Stückchen städtisches Grün, investieren dafür Zeit und Geld.
Man kann das ganz offiziell mit einer Pflegepatenschaft tun und ist dann sogar versichert: 155 Pflegeverträge hat die Stadt mit Mülheimer Bürgerinnen und Bürgern geschlossen. Ursula Franken auf der Heimaterde ist eine davon. Dieser Tage hat sie wieder Stauden, darunter Sonnenhut und Kugeldistel, gekauft, um die beiden quadratischen Beete vor ihrem Haus, wo vor dem Pfingststurm Ela noch Bäume wuchsen, bienenfreundlich zu bepflanzen.
Bepflanzung nicht höher als 60 cm
Als im vergangenen Sommer endlich die Baumstümpfe vor dem Haus entfernt wurden, hat sich Ursula Franken gleich beim Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen gemeldet. Noch im August hat Ursula Franken, die selbst einen schönen Garten besitzt, die Brache bepflanzt. Eine Vorgabe, die die Stadt den ehrenamtlichen Gärtnern macht: Die Pflanzen dürfen, aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht, nicht höher als 60 cm werden. Nicht nur Frau Franken freut sich über das Beet zwischen den Parkboxen, auch von Nachbarn und Passanten gibt’s Lob. Wie viel Arbeit sie dort investiert? „Ich zähle das nicht zur Arbeit“, sagt sie. „Für mich ist das Freude und Hobby.“
Seit 20 Jahren gibt es Verträge zwischen Stadt und Bürgerschaft zur ehrenamtlichen Grünpflege, antwortete Sylvia Waage, Leiterin des Grünflächenamtes, auf eine Anfrage der Grünen im Umweltausschuss. Zumeist Baumscheiben oder kleine Flächen an den Straßen werden von den Anwohnern ehrenamtlich gepflegt. Beim Abschluss eine Patenschaftsvertrags geht die Stadt auf die Wünsche der Bürger ein. „Es gibt keinen generellen Vertrag“, sagt Sylvia Waage. „Das wird für jede Fläche individuell abgestimmt.“ Die Umgestaltung einer städtischen Fläche muss jedoch mit der Stadt abgesprochen werden.
Anmeldung bei der BG
Klimainitiative und das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) haben ebenfalls Pflegeverträge mit der Stadt geschlossen: Erstere kümmert sich um die Insektenresidenz im Witthausbusch, das CBE pflegt Flächen an der Alten Post. Grundsätzlich übernehmen die Bürger mit der Patenschaft die Gestaltung und die Pflege der Flächen, inklusive regelmäßigen Gießens. Gegenstand des Vertrags ist eine Anmeldung der Ehrenamtler bei der gesetzlichen Unfallversicherung über die Berufsgenossenschaft (BG) durch die Stadt. Allein deshalb, also zum Eigenschutz, rät Sylvia Waage zum Patenschaftsvertrag, der die Bürger ja nichts kostet.
Mit dem Vertrag händigt die Stadtverwaltung den Ehrenamtlern auch eine Warnweste aus, die vor allem bei der Arbeit an befahrenen Straßen getragen werden sollte, so Waage. Wer Interesse daran hat, ein städtisches Beet oder einen Grünstreifen zu pflegen, kann sich beim Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen unter der Rufnummer 455-6700 melden oder unter der E-Mail-Adresse: Amt67@muelheim-ruhr.de.
Ursula Franken kann das aus eigener Erfahrung nur empfehlen: „Wer Interesse hat, sollte sich ruhig bei der Stadt melden.“
„Urban Gardening“ stieß nur auf geringes Interesse
Das „Urban Gardening“, die gärtnerische Nutzung städtischer Flächen, wurde bereits vor fünf Jahren in Mülheim angeboten.
Nach den ersten Interessensbekundungen einiger weniger Bürger habe es keinen weiteren Kontakt gegeben, so Sylvia Waage. Die fehlende Versorgung mit Strom und Wasser wurde von den Interessierten als problematisch angesehen, so Sylvia Waage.
Es kam an drei Stellen in der Stadt zu Vertragsabschlüssen. Die Amtsleiterin nennt Flächen an der Uhlandstraße, der Kämpchenstraße und die „ Oase Unperfekt “, Oberhausener Straße.