Mülheim. . Undichtigkeiten und ein Einbruch sorgten für Ärger. Technischer Leiter ist dennoch zufrieden, auch wegen der Neuigkeiten vom verletzten Arbeiter.

Mit einem riesigen Schrecken hat diese Woche am Max-Planck-Institut (MPI) für chemische Energiekonversion begonnen: Am Montag stürzte ein Bauarbeiter von einem Gerüst und musste per Rettungshubschrauber in eine Unfallklinik gebracht werden. „Zum Glück war er nicht so schlimm verletzt, wie man anfangs angenommen hat“, berichtete am Freitag Esther Schlamann aus der MPI-Pressestelle. Der Arbeiter sei „auf einem sehr guten Weg der Besserung“, werde schnell genesen.

Er ist einer von etwa 30 Bauarbeitern, die seit einigen Wochen beschäftigt sind mit dem Rohbau für das neue Bürogebäude samt Cafeteria sowie für das Chemiegebäude mit Laboren, die mittig auf einem Stück der Stiftstraße entstehen. Willi Schlamann, Leiter des Technischen Dienstes, ist zufrieden mit dem Fortgang des Bauabschnitts zwei. „Dort läuft es deutlich besser als beim ersten.“

„Bauen ist Managen des Unerwarteten“

Erstmals steht der 64-Jährige an der Spitze eines solch großen Vorhabens, und er habe schnell die Erfahrung gemacht, dass Bauen „Managen des Unerwarteten“ bedeutet, vieles schief gehen kann.

So sei in Bauabschnitt eins – also beim Erstellen des mittlerweile im Innenausbau befindlichen Werkstattgebäudes an der Ecke Höhenweg/Stiftstraße – Feuchtigkeit ein Problem gewesen. „Wir hatten lange Zeit eine undichte Baustelle.“ Senken auf dem Dach seien „nicht zugemacht“ worden, Wasser habe sich gesammelt und sei ins Innere gelangt. Lüftungskanäle aus verzinktem Blech wurden nass. Ob ein Schaden entstanden ist – „das Blech fängt ja an zu korrodieren, wenn es feucht ist“ –, sei noch unklar. Der Vorfall aber habe Potenzial für Unfrieden: „Das könnte schon zu Streitereien führen.“

Klopapier, Kaffee, Kupfer und PCs geklaut

Auch in Bauabschnitt zwei gab es Grund für Ärger; der allerdings hatte nichts mit den dort Tätigen zu tun. Einbrecher waren vor einiger Zeit am Werk, nahmen mehrere Computer, Werkzeuge, aber auch Klopapier und Kaffee mit, zudem 30 Meter Kupfer aus einem Starkstromkabel. Ein Fall für die Polizei.

Willi Schlamann, Leiter des Technischen Dienstes.
Willi Schlamann, Leiter des Technischen Dienstes. © Michael Dahlke

Auch wenn es manch Unerfreuliches vom Großprojekt auf dem Kahlenberg zu berichten gibt, unterm Strich läuft es, sagt Schlamann. „Bis jetzt haben wir hier noch keine zweite Thyssenbrücke, noch kriegen wir alles in den Griff.“ Und so sei damit zu rechnen, dass die gesetzten Termine eingehalten werden: Das Werkstattgebäude soll im Spätherbst 2019 fertig sein, die anderen beiden Bauten ein Jahr später.

Der dritte Abschnitt beginnt, sobald der zweite fertig ist. Erst nach Umzug von MPI-Direktor Walter Leitner und seinem Team, die aktuell im alten Laborgebäude sitzen, kann dieses abgerissen werden und das geplante Elektronenmikroskop-Gebäude entstehen. Bis Ende 2022 soll dieser Bau beendet sein.

Kaffee trinken unter Magnolien

Der Campus verändert sich rasant. Zwischen dem heranwachsenden Büro-Neubau, der eines Tages drei Großraumbüros und rund 30 kleinere Einheiten beherbergen soll, und dem alten Instituts-Hauptgebäude sind bereits Teile der Treppe und der Rampe zu erkennen, die Fußgänger und Radfahrer künftig nutzen können, um von der Stift­straße zum Margaretenplatz oder zur Kluse zu gelangen. Der Weg wird vorbeiführen an der neuen Cafeteria, die der Öffentlichkeit offen stehen soll. „Zumindest der Außenbereich“, sagt Schlamann, die Nutzung des Innenraums sei noch nicht geklärt. Genau so wenig wie die Frage, ob es einen Caterer geben wird oder nur einen Kaffeeautomaten. Klar sei aber, dass die klassische Mensa im benachbarten MPI für Kohlenforschung verbleibt. Auf der Terrasse der Cafeteria geht es eher um Getränke.

Zu genießen sein werden sie unter drei Magnolien. Rund ums erweiterte MPI werden auch rund 30 Spitzahorne und vier Feldahorne gepflanzt sowie drei Schnurbäume. Und die Kirschallee der Stift­straße soll fortgesetzt werden, berichtet Schlamann. Angedacht sind 16 neue Bäume. Die so genannte Gründereiche, die seit Anfang der 60er Jahre vor dem Institut stand und wegen der Bauarbeiten weichen musste, wird ersetzt.

105 Parkplätze sind angedacht

Wenn alles fertig ist, wird sich der Haupteingang des Instituts mit Empfang und Pförtner im neuen Bürogebäude befinden. Beschäftigte und Besucher werden trockenen Fußes von einem Haus ins nächste gelangen können, geschlossene Übergänge sollen die Gebäude in einigen Metern Höhe verbinden. 105 Parkplätze sind angedacht, 81 hinter einer Schranke auf dem Gelände an der Kluse, weitere 24 rund ums Werkstattgebäude an Höhenweg und Stiftstraße.

Die meisten Anwohner übrigens, die anfangs zum Teil große Bedenken gegen das Projekt hatten, seien verstummt, so Schlamann. „Es gibt aber nach wie vor Querulanten.“ Und manche Kritik sei auch berechtigt, so parkten schon mal Lkw eine Zufahrt zu oder stehe ein Dixie-Klo an ungünstiger Stelle. „Wir werden uns weiter Mühe geben, Abhilfe zu schaffen“, verspricht er.

>> AUCH IM RUHESTAND WEITERARBEITEN

2012 ist das MPI für chemische Energiekonversion gegründet worden; „seither steht fest, dass es in großem Stil erweitert wird“, so Willi Schlamann. Als Technischer Leiter war er von Anfang an verantwortlich dafür.

Dass er Mitte 2020 „eigentlich in den Ruhestand“ geht, soll der Sache keinen Abbruch tun. Der Ausbau wird bis dahin zwar nicht abgeschlossen sein, doch denkbar sei, „dass es hier für mich auf andere Art weitergeht“.