Mülheim. Das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mülheim baut jetzt tatsächlich an seiner Zukunft. Dienstag war Spatenstich.
- Mehrere Dutzend Menschen kamen gestern zum Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion
- Auf dem Institutsgelände erlebten sie einen fast schon historischen Moment: den Spatenstich
- Vier neue Gebäude werden in den kommenden Jahren errichtet, viele neue Mitarbeiter eingestellt
Zehn Spaten in Blau, Weiß und Grün – den Farben des Max-Planck-Institutes für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) – standen am Dienstagmorgen dekorativ im Sonnenlicht. Mehrere Dutzend fröhlicher Menschen hatten sich auf dem Institutsgelände versammelt, um einen fast schon historischen Moment mitzuerleben: den Spatenstich, den Auftakt also zur lang ersehnten Erweiterung der Forschungseinrichtung. Für Prof. Robert Schlögl, den geschäftsführenden Direktor, war der 5. September ein wahrer „Freudentag“.
Vier neue Gebäude mit 4500 qm Nutzfläche werden in den kommenden Jahren dort oben auf dem Kahlenberg entstehen, das erste ab Oktober an der Ecke Stiftstraße/Höhenweg. Platz wird es bieten für Werkstätten, Labore sowie eine Versuchshalle. Nördlich der Stiftstraße, dort wo diese auf die Kluse trifft, geht es weiter, „sobald der Bebauungsplan kommt“, sagt Willi Schlamann, Technischer Leiter. Geplant sind ein Büro- sowie ein Laborgebäude. Mit dem Bau könne man hoffentlich im Frühjahr beginnen, so Schlamann. Zuvor müssen an jener Stelle noch zwei Häuser abgerissen werden.
Mitarbeiterzahl soll von 250 auf 400 wachsen
Teile der Stiftstraße werden – wie schon mehrfach berichtet – künftig zum neuen Campus gehören und für den Autoverkehr gesperrt sein. Sobald das Werkstättengebäude bezogen ist, wird – voraussichtlich 2019 – auch ein Teil des alten Laborgebäudes abgerissen und ein Elektronenmikroskopie-Gebäude auf dem Areal errichtet. Geplant ist, die Mitarbeiterzahl letztlich von 250 auf 400 aufzustocken.
Rund 40 Millionen Euro gibt das Land NRW für das Vorhaben. Daran erinnerte Annette Storsberg, Staatssekretärin im Wissenschaftsministerium. Auch wenn sie „erst wenige Wochen im Amt“ sei, freue sie sich, Glückwünsche der Regierung überbringen zu dürfen. Sie wolle alle MPI-Mitarbeiter „ermutigen, das wichtige Thema Energieumwandlung voranzutreiben“.
OB: „Uns weltweit als Wissenschaftsstandort bekannt gemacht“
Dass dieses – sowie das benachbarte MPI für Kohlenforschung – eine Zier für die Stadt sind, hob OB Ulrich Scholten hervor: „Sie haben uns weltweit als Wissenschaftsstandort bekannt gemacht.“ Das CEC mache Mülheim jetzt gar zum „Zentrum für Energieforschung“.
Es habe sich gelohnt, dass der Großindustrielle Hugo Stinnes, der die direkte Verstromung der Kohle wissenschaftlich untersuchen lassen wollte, die erste Institutsgründung vor über 100 Jahren vorangetrieben hat. Er wünsche dem MPI „viele bahnbrechende Entdeckungen, die unsere Zukunft verändern werden“.
2003 war von Schließung die Rede
Prof. Robert Schlögl rief die Vorgeschichtein Erinnerung: 2003 sei noch von Schließung die Rede gewesen, das Land aber habe sich zur Einrichtung bekannt und eine Sonderfinanzierung zugesagt. Das sei ein wichtiges Signal gewesen, ähnlich wie 2010 die Berufung von Prof. Frank Neese. Zwei Jahre später war der Ausbau beschlossene Sache; aus dem Architektenwettbewerb gingen Nickl & Partner als Sieger hervor. Laut Schlögl sei man vor allem der ehemaligen Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld dankbar, „ohne ihren Einsatz würden wir heute nicht hier stehen“. Es gebe aber auch „viele andere Leute, die mitgearbeitet haben, um etwas zu bewegen“. Das führte gestern nicht nur zum Spatenstich – sondern zeige sich auch an „toller Stimmung“ unter den Kollegen.
>>> Walter Leitner wird neuer Direktor am Max-Planck-Institut
Als „Fast-Kollegen“ stellte MPI-Chef Robert Schlögl bei der Spatenstich-Zeremonie Prof. Dr. rer. nat. Walter Leitner vor – und verkündete damit offiziell, was hinter den Kulissen längst die Runde gemacht hatte: Der Inhaber des Lehrstuhls für Technische Chemie und Petrolchemie an der RWTH Aachen wird zum 1. Oktober neuer Direktor am MPI für Chemische Energiekonversion. Der 54-Jährige übernimmt die Leitung der Abteilung „Molekulare Katalyse“.
Leitner, der unter anderem bis 2002 am Mülheimer MPI für Kohlenforschung als Arbeitsgruppenleiter und Leiter des Technikums tätig war, will den Lehrstuhl weiterführen und eine enge Kooperation mit der RWTH begründen. Er versprach, auf dem Kahlenberg „mit voller Energie“ ans Werk zu gehen.
„Uns bietet sich hier eine Riesenmöglichkeit, etwas aufzubauen“
Im neuen Werkstätten-Gebäude soll ein Interimslabor für sein Team und ihn eingerichtet werden. Bis dahin, so verriet der Forscher am Rande, werden wohl „30 bis 40 wissenschaftliche Mitarbeiter“ zu seiner Mannschaft zählen. „Uns bietet sich hier eine Riesenmöglichkeit, etwas aufzubauen, dafür benötigen wir viel Personal.“ Außerdem sucht Leitner noch eine Wohnung vor Ort.
Seine Forschung beschäftigt sich insbesondere mit der Nutzung von Kohlendioxid als Rohstoff an der Schnittstelle von Energie und Chemie. Für die effektive Umwandlung des CO2-Moleküls erforscht sein Team katalytische Prozesse. „Wir versuchen mit neuartigen chemischen Prozessen erneuerbare Energien für die stoffliche Wertschöpfungskette zu ernten“, so Leitner. In Mülheim seien seine Visionen optimal umsetzbar. Er freue sich darüber, wie begeistert man ihn empfangen habe.