Mülheim. . In Mülheim ist die Zahl der Unfälle mit Fahrrad und Pedelec um 30 Prozent gestiegen, wie in Essen. Die Polizei hat alle 489 Unfälle untersucht.

Ein toller Sommer, mehr Leute auf Rädern unterwegs, aber auch mehr Unfälle: Die Polizei hat in Essen und Mülheim im vergangenen Jahr rund 30 Prozent mehr Unfälle, an denen Fahrrad- oder Pedelec-Fahrer beteiligt waren, aufgenommen als im Jahr zuvor. Weil das Wetter allein nicht Ursache sein kann und die Statistik Gründe wie persönliche Fahrfehler oder kaputte Straßen unter dem Begriff „sonstige Unfallursachen“ erfasst, ließ Polizeidirektor Wolfgang Packmohr jeden der 489 Unfälle in 2018, davon 115 in Mülheim, untersuchen.

Ein sechsköpfiges Team um Auswertungsleiter Michael Krüger suchte zusätzlich in jeder Unfallanzeige nach individuellen Ursachen oder etwa baulichen Besonderheiten, die für den Unfall ausschlaggebend waren. Das erste Fazit der Polizei: Das Risiko für Radler, zu verunglücken, steigt, wenn er oder sie sich nicht an Regeln hält, etwa Radwege entgegen der gebotenen Richtung nutzt oder auf dem Gehweg fährt. „Der Autofahrer rechnet nicht damit“, so Packmohr. Erhöhte Unfallgefahr bestehe von allem auch dann, wenn sich Wege von Radlern und Autofahrern kreuzen.

Trennung von Fußgängern und Radlern gut gelöst

Beim Ab- oder Einbiegen kam es 2018 allein in Mülheim zu 63 Unfällen. Dabei leben Radler auf abgeteilten Radwegen gefährlicher als auf Radstreifen an der Fahrbahn. „Beim Überholen auf der Straße werden diese wohl eher wahrgenommen“, so Krüger. Packmohr sieht eine Rad-Ampel mit eigener Grünphase als mögliche Lösung.

Doch auch auf den Radwegen kommt es zu Unfällen, zwischen Radlern, zwischen Radfahrern und Fußgängern. „Vorausschauendes Fahren, gegenseitige Rücksichtnahme“, mahnt Krüger an. „Dann würde vieles nicht passieren.“ Polizeidirektor Packmohr sieht auf dem RS 1 in Mülheim diese Problematik durch die Trennung von Fußgängern und Radlern gut gelöst. Er fordert Radfahrer auf, zu klingeln, wenn sie überholen wollen: Das sei, anders als beim Hupen „ein ganz normaler Verkehrsvorgang, man sollte das nicht als Aggression empfinden. Radfahrer und Fußgänger haben keine Rückspiegel.“

Fast ein Viertel aller Radunfälle waren Alleinunfälle

Fast ein Viertel aller Radunfälle in beiden Städten insgesamt, nämlich 24,74 Prozent, waren Alleinunfälle, das heißt, der Rad- oder Pedelecfahrer stürzte ohne Fremdeinwirkung. Etwa, weil er in Straßenbahnschienen geriet oder zu schnell fuhr. In Mülheim allein war die Zahl mit 11,3% geringer. Doch muss auch hier von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Packmohr: „Uns werden nur 10 bis 20% der Alleinunfälle bekannt.“

Gut ein Drittel der Alleinunfälle insgesamt betraf die Generation 60plus, von 26 mit einem Pedelec Verunglückten waren sogar 19 über 60 Jahre alt. Für Packmohr ein Hinweis, dass der Umgang mit dem Rad, mit oder ohne E-Unterstützung, oft nicht sicher genug ist.

An den meisten Radunfällen (71,7%) waren Erwachsene beteiligt, überwiegend männliche (in Mülheim bei 79 von 115 Rad-Unfällen). In 12,7% der Unfälle waren Senioren, in 7% Kinder betroffen.

Unfallkommission erhält die Daten

Die Polizei wird ihre Erkenntnisse mit in die Unfallkommissionen beider Städte nehmen.

Die Radunfall-Daten werden in Excel-Tabellen aufgelistet. Packmohr hat mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gesprochen, er würde die Daten bei Interesse für eine wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung stellen.