Die Ankündigung der Deutschen Bahn, ihr Reisezentrum am Mülheimer Hauptbahnhof zu schließen, hat den Stadtrat auf den Plan gerufen.
Die Deutsche Bahn will ihr Reisezentrum am Hauptbahnhof bekanntlich zum 15. Dezember 2019 schließen. Der Stadtrat hat nun auf Initiative der Grünen-Fraktion mit einstimmigem Beschluss einen Appell an den Bahnkonzern und einen neuen Vertriebspartner des VRR gerichtet, den Kundenservice in Mülheim zu erhalten.
Im Dezember hatte die Stadtverwaltung Pläne der Bahn, das Kundencenter im Bahnhofsgebäude zu schließen, öffentlich gemacht. Zunächst hieß es gar, die Bahn wolle ihr Center schon im Januar schließen, es folgte ein Dementi der Bahn: Man plane mit dem 15. Dezember.
Transdev übernimmt kompletten Vertrieb im VRR
Das ist der Zeitpunkt, ab dem das Verkehrsunternehmen Transdev die kompletten Vertriebsdienstleistungen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr übernimmt. Transdev soll die 450 Fahrkartenautomaten und 440 Entwerter im VRR-Gebiet betreuen sowie 21 Verkaufsstellen in größeren und mittleren Bahnhöfen betreiben. Zum Auftrag zählen auch ein Agentur- und Abovertrieb, ein Online-Shop sowie Call-Center-Dienstleistungen.
Ein VRR-Sprecher bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung am Dienstag zumindest, dass es am Hauptbahnhof weiter auch einen persönlichen Ticketverkauf geben soll. Allerdings würden nur mehr VRR-Fahrscheine für den Nah- und Regionalverkehr vertrieben. Geplant sei, dass Transdev dies über eine Shop-in-Shop-Lösung möglich macht – rein spekulativ könnte dies im Zeitschriften- und Buchhandel vor Ort möglich sein, auch eine Kooperation mit dem Ruhrbahn-Kundencenter am nahen U-Bahn-Halt wäre denkbar.
Ab Dezember keine persönliche Reiseberatung mehr
Nichtsdestotrotz: Ab Dezember werden Fernverkehrstickets nur noch an den neuen Automaten, die Transdev aufstellen wird, erhältlich sein. Auch eine persönliche Reiseberatung, die aktuell im DB-Reisezentrum angeboten wird, wird es nicht mehr geben.
Gründe genug für den Stadtrat, an Deutsche Bahn und Transdev einen Appell zu richten. Die Politik fordert beide Unternehmen auf, „alles dafür zu tun, am Hauptbahnhof ein Reisezentrum, in dem sowohl Fahrkarten im Nah- und Fernverkehr zu erwerben sind als auch Reiseinformationen in beiden Segmenten gegeben werden, zu erhalten beziehungsweise zu etablieren“. In welcher Form dies organisiert werde, ob im Franchise, in Untervermietung, als gemeinsames Reisezentrum von Deutscher und Ruhrbahn oder anderswie, sei zweitrangig. Den VRR fordert die Politik auf, „bei Bedarf zu moderieren“.
OB hat um ein Gespräch gebeten
Verkehrsdezernent Peter Vermeulen sagte der Politik im Rat Unterstützung zu bei ihrem Anliegen. Oberbürgermeister Ulrich Scholten habe in der vorvergangenen Woche zur Sache die regionale Vertriebsleitung der Deutschen Bahn und den VRR angeschrieben und um ein Gespräch gebeten. „In dem Schreiben hat der Oberbürgermeister deutlich gemacht, dass losgelöst von der Bedeutung des Reisezentrums für die Mülheimer Bürger und natürlich auch durchreisende Gäste diese Entscheidung auch negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Hauptbahnhofs in der allgemeinen Öffentlichkeit hat“, so Vermeulen.
Weiterhin habe Scholten Bahn und VRR darauf hingewiesen, dass gerade in jüngster Zeit Anstrengungen seitens der Bahn und der Stadt unternommen worden seien, um den Hauptbahnhof und den Dieter-aus-dem-Siepen-Platz davor optisch aufzuwerten, um damit Mülheims Erscheinungsbild vor Ort attraktiver im Sinne der Bedeutung als mittelgroße Großstadt zu machen.
Ticketverkauf meist per Internet und Smartphone
Das Reisezentrum hat für die Deutsche Bahn längst nicht mehr eine so große Bedeutung wie in früheren Zeiten. Nach Informationen zu internen Zahlen des Bahnkonzerns spielt heute insbesondere der Ticketverkauf an Automaten und via Internet eine Rolle.
Rund 40 Prozent der Ticketerlöse basieren demnach auf dem Verkauf via Internet und Smartphone, 25 Prozent des Umsatzes macht die Bahn im Automatenverkauf. Die Kundenzentren haben noch einen Anteil von 16,2 Prozent an den Erlösen.