Mülheim. . Die Bahn AG widerspricht Meldungen der Stadtverwaltung, dass sie das Reisenzentrum am Hauptbahnhof Mülheim schon im Januar 2019 schließt.

Die Deutsche Bahn macht ihr Kundencenter im Mülheimer Hauptbahnhof dicht. Doch so übereilt wie es die Stadt nun in einer Pressemitteilung verbreitet hat, wird es nicht geschehen: Am Donnerstagabend der Vorwoche hatte ein Sprecher der Stadt informiert, dass das Center schon Anfang 2019 statt wie anvisiert zum Jahresende schlösse. Dabei beruft sich die Stadt auf eine interne Information der Bahn.

Nun muss die Deutsche Bahn die offenbar falsche Meldung korrigieren: „Das Reisezentrum schließt erst am 15. Dezember“, bekräftigt ein Sprecher der DB, sichtlich verstimmt. Offenbar knirscht es gewaltig zwischen Stadt und Bahn. Grund: Die Stadt sieht die Bedeutung des Mülheimer Hauptbahnhofs schwinden. „Das ist deshalb schade, weil dieser doch gerade von der Bahn aufwändig saniert wird“, kommentiert Verkehrsdezernent Peter Vermeulen den Rückzug der Deutschen Bahn anschließend mit schärferen Untertönen: „Wir wurden von dem Beschluss überrascht. Jetzt müssen wir uns dafür einsetzen, negative Folgen für Reisende in Mülheim zu verringern.“

Kunden verzweifeln regelmäßig am Ticket-Kauf

Das Ende des Kundencenters – selbst zum späteren Zeitpunkt – ist eine schlechte Nachricht nicht nur für Menschen, die die persönliche Beratung schätzen, sondern auch für alle, die regelmäßig an umständlichen Automaten und Internetportalen verzweifeln.

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Doch die Bahn sieht sich zum Rückzug getrieben, seit sie im Wettbewerb um den Vertrieb von Nahverkehrstickets den Kürzeren zog. Die Ticket-Einnahmen seien ein Standbein in der Finanzierung solcher Stellen vor Ort gewesen, nun macht der einstige Monopolist für den Nah- und Fernverkehr nicht nur Mülheim dicht, sondern neun Kundenzentren im Bereich des Verkehrsverbunds Rhein Ruhr.

Internet, Smartphone und Automaten dominieren

Was wie ein zwangsweiser Abbau klingt, könnte der Bahn ohnehin gelegen kommen, denn einen großen Stellenwert beim Verkauf hat das so genannte Reisezentrum längst nicht mehr. Die Personalkosten sind knapp genäht: Wie aus internen Berechnungen der Bahn hervorgeht, sind die Vertriebskanäle für Nah- und Ferntickets längst auf Internet und Automaten umgestellt. Rund 40 Prozent der Einnahmen strömen aus dem Internet oder über Smartphones in die Kasse, auf Platz 2 steht der Automat mit rund 25 Prozent. Weit abgeschlagen: das Kundenzentrum mit 16,2 Prozent der Einnahmen, Tendenz sinkend.

Die Bahn will in Mülheim zukünftig dennoch Präsenz zeigen, versichert ein Sprecher der DB. Für den Fernverkehr will sie Stadtpartner suchen, etwa bei Vertriebsstellen der Ruhrbahn, den Reisebüros und beim Stadtmanagement. Offen ist noch, was mit den Räumen des dann ehemaligen Kundencenters passiert. Eine Vermietung der großen und zentralen Bürofläche ist wahrscheinlich – doch ob der Berliner Konkurrent Transdev dort einzieht?

Der Bahnsprecher sagt gegenüber dieser Zeitung zumindest zu: „Im Bahnhof Mülheim (Ruhr) wird es auch weiterhin ab Dezember 2019 personenbedienten Verkauf geben.“ Da die Bahn derzeit in Verhandlung mit einem Kooperationspartner stehe, könne man noch keine konkreten Angaben dazu machen.