Mülheim. . Werner Flaum ist einer von 24 Landschaftswächtern, die sich ehrenamtlich um den Schutz der Mülheimer Wälder und Naturschutzgebiete kümmern.

Obwohl sein Revier rund 156 Hektar groß ist, behält Werner Flaum den Überblick. In dem Gebiet zwischen Menden und der Mülheimer Mitte dreht der 64-Jährige täglich seine Runde. Er passt auf, dass kein Müll im Grün landet, meldet umgestürzte Bäume oder kontrolliert, ob Hunde angeleint sind. Flaum ist einer von aktuell 24 Landschaftswächtern, die sich ehrenamtlich für den Schutz der Natur einsetzen. Auf einem Rundgang durch die Ruhrauen zeigt er uns Problemstellen und Natur-Schönheiten.

„Ab hier beginnt mein Revier“, sagt Werner Flaum, während wir die Florabrücke betreten. In dem Gebiet zwischen Schloßbrücke und dem Lokal „Dicken am Damm“ läuft der Heißener täglich zwei bis drei Stunden Patrouille. Dabei achtet er auch darauf, dass Pflanzen nicht beschädigt werden und kein Feuer gemacht wird. Warum macht er freiwillig diesen mühseligen Job? „Ich habe mich schon immer für die Natur interessiert“, erklärt er. Daher bewarb sich der ehemalige Autohändler vor drei Jahren auf das Ehrenamt. Als Jäger hat Werner Flaum außerdem einen besonderen Bezug zur Natur. Er betont: „Mir geht es dabei nicht ums Schießen, sondern um den Schutz der Natur.“

Weiter geht es über das Wehr. Werner Flaum zeigt auf eine Betonfläche am Ufer: „Auf dieser Platte feiern Jugendliche im Sommer Partys und lassen oft Flaschen und Müll liegen.“ Die Scherben landeten dann im Gestrüpp – dabei brütet gleich nebenan der Eisvogel. Um ihn zu fotografieren, positionieren sich an manchen Tagen bis zu 15 Hobbyfotografen auf einer kleinen Holzbrücke. „Dort gegenüber im Wurzelwerk hat der Vogel nämlich sein Nest“, verrät er.

Auch Diskussionen und sogar Drohungen gehören dazu

Bei seinen Rundgängen versucht der Landschaftswächter stets einen guten Kontakt zu Anglern, Spaziergängern oder Hundebesitzern aufzubauen. „Im vergangenen Jahr habe ich über 1000 Gespräche geführt.“ Manchmal muss er aber auch bestimmend auftreten, um Anweisungen durchzusetzen. Fingerspitzengefühl und eine gute Menschenkenntnis sind dafür nötig. Häufig gibt es Diskussionen, etwa mit Hundebesitzern, die ihren Hund nicht anleinen wollen. Wenn das Gespräch eskalieren sollte, ruft er Ordnungsamt oder Polizei zu Hilfe.

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Denn nicht alle sind den Landschaftswächtern wohlgesonnen: Vor zwei Jahren drohte ihm ein Hobbyangler Gewalt an – Flaum erstattete Anzeige, ging vor Gericht. Am Ende musste der Angeklagte eine Geldstrafe zahlen. Auch Morddrohungen habe es bereits gegeben. Seitdem sei er etwas vorsichtiger, „schließlich bin ich immer alleine unterwegs“.

Es geht weiter über den Leinpfad in Richtung Mendener Brücke. Dort hat der Sturm am Tag zuvor einen Baum umgepustet, der nun den Gehweg versperrt. Werner Flaum greift zum Handy und ruft die Untere Landschaftsbehörde an. „Damit die Stadt das Hindernis schnell beseitigen kann.“ Vorbei geht es an Kanadagänsen und Blesshühnern, die sich schnatternd um die besten Brutplätze zanken.

Zum Abschalten lieber auf die Kö nach Düsseldorf

Am Kahlenbergweg zeigt Flaum auf Nester in den Bäumen: Dort brüten 20 bis 30 Reiherpaare, eine ganze Kolonie.“ An dieser Stelle haben Unbekannte eine Zeit lang die Zäune zerschnitten. In solchen Fällen greift der ehemalige Autohändler selbst zum Werkzeug und repariert Kleinigkeiten.

Neben den Problemen, mit denen Werner Flaum bei seinen Patrouillen zu tun hat, gebe es aber auch viel Erfreuliches. „Man kann die Tiere beobachten – etwa Rehe, Nutrias, Kröten oder Ringelnattern.“ In Ruhe an der Ruhr auf eine Bank setzen und entspannen – das schafft er selten. Dafür fahre er mit seiner Frau lieber nach Düsseldorf zum Kaffeetrinken auf die Kö. „Je weiter weg, desto besser kann ich abschalten“, lacht der Landschaftswächter.