Mülheim. . Der Friseursalon „Creehartiv“ hat Jubiläum. Nadine Bergmann führt das Geschäft des Uropas. Stammkunden bringen Kinder mit – aber weniger Trends.
Nadine Bergmann winkt einem älteren Herren zu, der vor dem Schaufenster entlanggeht. Er ist einer der Stammkunden im Friseursalon „Creehartiv“. Es ist der älteste noch bestehende Salon in Oberdümpten. Am Freitag wurde er genau 100 Jahre alt, was die Inhaberin mit ihren Kunden feierte.
Als der Uropa von der Friseurmeisterin, Wilhelm Ulff, am 15. Februar 1919 seinen Herrensalon an den Denkhäuser Höfen eröffnete, war es der einzige im Viertel. Wenig später bekam er mit dem Salon Möller Konkurrenz. „Da wurde um Kunden gebuhlt“, weiß Gunnar Ulff, der Enkel des Geschäftsgründers. Er arbeitet heute als Altgeselle im Salon, als Angestellter bei seiner Nichte. Die beiden bedienen längst nicht mehr nur Herren. Bereits 1952 wurde ein Damensalon eingeführt, als Günter Ulff den Salon von seinem Vater übernahm. In den 60er-Jahren stellte er Sohn Gunnar Ulff ein. So blieb der Salon immer eine Familienangelegenheit. Gunnar Ulff übernahm das Geschäft nie, seine Nichte folgte 2004 als Chefin und eine der jüngsten Friseurmeisterinnen in NRW.
Kunden an Termine gewöhnen
Seitdem ist der Salon in Oberdümpten modernisiert worden. Es gab vorher beispielsweise nie feste Termine. „Die Kunden mussten sich schon erst daran gewöhnen“, gibt die Inhaberin zu, die heute aber mehr als 300 Kunden die Haare schneidet. Viele davon sind Stammkunden und haben bereits als Kind auf dem Frisierstuhl gesessen. So wie die Familientradition weitergetragen wird, haben die Kunden ihre Anlaufstelle weitergegeben. Es gibt sogar noch vereinzelt Kunden, die den Salongründer kennen. „Viele wollten jahrelang auch nur von meinem Vater die Haare geschnitten bekommen“, erinnert sich Gunnar Ulff. Günter Ulff war bis ins hohe Alter im Salon, am Ende nur noch einmal in der Woche. „Da kamen dann auch nochmal Herren ohne Termin, die wussten, dass er sie auch so drannimmt“, verrät der Sohn.
Er steht in der Regel im Herrensalon, schneidet aber auch Damen die Haare. Das, was früher strikter getrennt war, ist heute aufgeweicht. Die Kunden gehen aber gerne zum „Friseur im Dorf“, dort wo sie immer waren. Das ist ein großes Plus, auch für die Existenz des Geschäfts. Gedanken, den Salon aufzugeben, habe es nie ernsthaft gegeben. „Natürlich hat man sich schon mal über die Finanzen Gedanken gemacht“, sagt Nadine Bergmann, doch ihr Herz hänge an dem Ort, wo sie von klein auf selbst die Haare geschnitten bekommen hat.
Neue Trends gibt es immer mal, aber oft wollen die Kunden den Schnitt, den sie kennen. „Ich kann auch die Frisur von Marco Reus für Jungs schneiden und ein paar Muster. Aber für große Spiralen fehlt uns das Werkzeug“, erzählt Gunnar Ulff. Einer seiner Kunden wünscht auch noch die Herrendauerwelle, die Zeit der „Matten“ sei dagegen vorbei, viele Herren tragen die Harre wieder kürzer. Bei den Damen sind es heutzutage auch mehr als nur Waschen und Dauerwelle. Mit Nadine Bergmann kam auch das Tönen dazu. Sie kaufte damals einen Climazon, die bekannte Haube zum Wärmen und Einziehen der Farbe. Sie fühlt sich in ihrem Laden wohler als etwa in einer großen Kette in einem Einkaufszentrum. Erneuerungen sind nicht geplant. Die Kunden vor dem Schaufenster sind zufrieden.