Mülheim. . Anna Alefs hat eine Zeitung aus dem Jahr 1985 aufbewahrt. Sie wurde in ihrem Laden überfallen. Heute erinnert sie sich immer noch mit Schrecken.
Als der Räuber mit Tuch vor dem Gesicht vor ihr stand, hielt Anna Alefs es für einen schlechten Scherz. Doch dann machte ihre Mitarbeiterin sie auf einen Revolver aufmerksam. Der Besitzerin des Schnell-Imbisses an der Mühlenstraße lief es plötzlich eiskalt den Rücken herunter.
Die WAZ berichtete am 16. Januar 1985 über den Überfall auf ihren Imbiss in der Lokalausgabe. Deshalb bewahrte die Dümptenerin die Ausgabe auf. Sie führte den Imbiss, der seinerzeit bekannt für Schaschlik und Würstchen war, von 1965 bis 1987. In Oberdümpten herrschte reger Betrieb, es gab natürlich auch Pommes und Frikadellen. Der Schnell-Imbiss war einer von zweien im Viertel. Viele Nachbarn waren treue Kunden. Auch am Tag des Überfalls kamen einige Hungrige vorbei, bevor der Imbiss kurz vor Ladenschluss überfallen wurde.
Zugang durch die Hintertür
Die Chefin kam gegen 21 Uhr vorbei, eine Aushilfskraft hatte Dienst. „Um die Kasse am Ende des Tages zu machen, bin ich dazugekommen“, erinnert sich Anna Alefs. Die Tür zum Hinterhof war offen, dort wollten die beiden nach Feierabend hinaus. „Wir hatten damals nur einen Schalterbetrieb“, erklärt Anna Alefs. Doch der Räuber schlich sich durch die Hintertür hinein. „Manchmal kamen abends junge Burschen vorbei und fragten, ob ich noch ein Würstchen in der Pfanne hätte. Ich kannte sie ja fast alle aus dem Umkreis“, erzählt die heute 86-Jährige. Daher nahm sie die Situation im ersten Moment auch nicht ernst. Bis ihre Mitarbeiterin sagte, der Überfall sei echt. „Da habe ich ganz wackelige Beine bekommen“, weiß Anna Alefs noch.
Der bis heute Unbekannte, der nie gefasst wurde, forderte mit einer Drohung: „Geld her oder ich schieße.“ In dem Moment hielt die Inhaberin den Geldbeutel mit etwa 300 D-Mark in der Hand. Sie übergab ihn und war verunsichert, ob er nicht trotzdem schießen würde. „Wir sollten dann noch zehn Minute lang im Imbiss bleiben und nicht schreien, befahl uns der Täter“, erzählt die Familienmutter. Sie traute sich nicht, etwas zu unternehmen und wartete.
Schnee und Smog-Alarm
Draußen lag hoher Schnee. Und es war Smog-Alarm, keiner durfte mit dem Auto fahren. „Um die späte Zeit war auch niemand mehr unterwegs“, weiß Anna Alefs noch. Sie hatte für die Hin- und Rückfahrt zum Geschäft eine Sondergenehmigung erhalten. Als sie am Imbiss eintraf, stand eine Person vor dem Nebenhaus. Ob dies der Räuber war, ist allerdings nicht bekannt. Erst, als die Imbissbesitzerin zuhause war, rief sie die Polizei.
Der Imbiss blieb eine Woche lang geschlossen, Anna Alefs stand unter Schock. „Ich dachte mir dann aber, dass Mitarbeiter von Banken auch wieder arbeiten, wenn es einen Überfall gab“, so die Geschäftsfrau. Sonst sei nie etwas Tragisches passiert, bis auf zwei Einbrüche. Einmal wurde dabei die gesamte Ware gestohlen, die Täter aber einen Tag später erwischt, weil sie ein Grillfest veranstalteten.
Anna Alefs führte ihren Laden noch drei Jahre weiter, ehe sie ihn krankheitsbedingt übergab. Heute steht er leer, das Imbiss-Schild ist abgebaut. Doch die Erinnerungen an den Räuber bleiben.