Seit 90 Jahren wäscht Familie Ulff den Dümptenern den Kopf. Viel Stammkundschaft im Stadtteil

Der bildliche Blick in die Geschichte beginnt in Schwarz-weiß. Die genaue Farbe der Fliesen, die da an der Wand pappen, lässt sich so nicht identifizieren. Es sieht aber dunkel-gedeckt aus – wie es eben so war, in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. In der zweiten wurde es dann bunt – knallbunt. In grellem Rot leuchten die Wände auf der leicht vergilbten Farbfotografie aus den 1970ern, dauergewellte Damen im Kittel stehen davor – neben der Trockenhaube samt Plexiglassichtschirm.

Heute sind die Hauben schnittig-modern in Metallic-Optik, auch sonst geht es wieder dezenter zu in Dümpten: Inzwischen sind die Wände in schlichtem Apricot gehalten. Die dritte Wanddeko und die dritte Generation: Der Salon an der Straße Denkhauser Höfe 167 ist seit 90 Jahren ein Familien-Friseur-Unternehmen.

Nadine Bergmanns Ur-Opa hat den „Salon Ulff” eröffnet. Den Dümptener Herren hat Wilhelm Ulff damals einen ordentlichen Schritt, eine stoppelfreie Rasur verpasst. Bis 1952 blieb das so, dann übernahm der Sohn, also Nadine Bergmanns Opa, das Geschäft und sorgte für die erste Neuerung. Fortan kamen dort auch Damen unter Schere und Trockenhaube. Günter Ulff stellte in der 60ern seinen Sohn Gunnar als Gesellen ein, und der habe ganz schön gestaunt, als seine Nichte Nadine später verkündete, dass auch sie Friseurin werden wollte.

Gesagt, getan und anschließend noch 14 Monate lang die Abendschulbank gedrückt, um den Meistertitel zu bekommen. Denn: „Ich habe das schon mit dem Ziel gemacht, den Salon zu übernehmen. Es wäre einfach schade gewesen, wenn man das alles aufgegeben hätte.”

Ihre eigene Entscheidung war das, betont die 27-Jährige, Druck von der Familie gab es nicht. Etwas Kreatives wollte sie machen – was wohl auch die Namensänderung erklärt, denn seit Nadine Bergmann den Salon Ulff vor fünf Jahren übernahmen heißt er „Crehaartiv”. Doch sie hatte noch andere Gründe, diesen Beruf zu wählen: „Ich wollte gerne mit Menschen arbeiten. Und das ist einfach das Schöne bei uns: Wir haben viele Stammkunden, zu denen man eine persönliche Bindung hat.” Das sei in anderen Salons anders, da sei es rummeliger. „Bei uns ist es ruhiger. Wir sind richtig mit dem Stadtteil verbunden.”

Und viele Dümptener sind mit dem Salon verbunden: „Einige unserer Kunden, sind schon zu meinem Opa gegangen”, sagt Onkel-Geselle Gunnar, der vornehmlich den Männern den Kopf wäscht. „Ich habe mich auf das Herrenfach spezialisiert.” Nichte-Chefin Nadine kümmert sich um die Damen, wäscht und legt bei den älteren Kundinnen, färbt und frisiert nach Foto-Vorlage von Promis für die jüngeren. Und einmal in der Woche ist auch der Opa-Vater noch im Geschäft. „Es gibt Kunden, die immer noch zu ihm möchten”, sagt die Friseurmeistern, deren Schwester ebenfalls als Friseurin arbeitet, und findet das „gut so”. Dann stehen drei Generationen gemeinsam im Salon, eine Friseur-Familien-Tradition.