Mülheim. . Parkplätze für rund 150 Autos fehlen. Der Integrationsrat hofft, dass Stadt eine Ausnahme gewährt von den Parkverbotsregeln an der Sandstraße.

Ein x-beliebiger Freitagvormittag an der Sandstraße, nahe der Fatih Moschee. Von Zeit zu Zeit rollt ein Auto an der Einfahrt zum islamischen Gotteshaus vorüber, ansonsten ist es ruhig. Zumindest bis kurz nach zwölf, dann ändert sich das Straßenbild schlagartig: In weniger als 30 Minuten sind die Bürgersteige vollgeparkt, Parkverbotsschilder werden ignoriert. Es ist Zeit fürs Freitagsgebet, auch in umliegenden Eppinghofer Straßen wird’s eng. Gläubige – laut Kennzeichen vor allem aus Mülheim und Nachbarstädten – kurven herum, wollen ihren Wagen auf den letzten Drücker noch irgendwo abstellen. Im Schnitt kommen 650 bis 700 Moslems zum Gebet, so Osman Safakli, Vorsitzender der Gemeinde. Man brauche Platz für „mindestens 150 Autos“. Um dem Problem Herr zu werden, hofft der Integrationsrat nun auf eine Ausnahmeregelung von den Parkbeschränkungen für die Gebetszeit.

Khaled Saado, 46-jähriger Bauarbeiter aus Essen, ist einer von vielen, dem die strengen Verkehrsregeln an der Sandstraße missfallen. Vor allem, weil im Falle eines Verstoßes rigide durchgegriffen wird: „Gerade letzte Woche habe ich wieder ein Knöllchen bekommen.“ Er habe schon Gebete verpasst, weil einfach kein Parkplatz aufzutreiben gewesen sei. Anlagenmechaniker Omar Sattar (44) aus Essen will ebenfalls unter keinen Umständen „jede Woche 20 Euro fürs Gebet“ bezahlen müssen. Und Özgür Chasnoglu (48), Maschinenführer aus Duisburg, musste wieder „einen Kilometer weit laufen“, weil es einfach keine nähere Abstellmöglichkeit gab. Eine Ausnahmegenehmigung fürs Gebet wäre „sehr freundlich“, findet das Trio.

In Rage bringt das Thema auch Anlieger

Ein Fortdauern der Parkprobleme könnte dazu führen, „dass immer weniger Gläubige in die Moschee kommen“, befürchtet Mustafa Okur, Mitglied im Integrationsrat und Vorsitzender der Türkischen Gemeinde NRW. Auch er habe schon Strafzettel bekommen, „das ärgert doch jeden“. In Rage bringt das Thema derweil auch Anlieger, weiß Ferit Sentürk vom Integrationsrat. Das Chaos kann nerven; „und sie haben ein Anrecht auf eine befahrbare Straße“. Die Nachbarn würden regelmäßig beim Ordnungsamt anrufen und dafür sorgen, dass Knöllchen geschrieben werden. Bislang sei das Verhältnis zwischen Moschee und Anwohner prima und man wolle nicht, dass Spannungen entstehen. „Wir wollen das gute Klima zwischen Moslems und Christen beibehalten.“ Schon von daher sei es wichtig, dass an der Sandstraße „endlich etwas passiert“.

Allzu viel Hoffnung auf eine schnelle und für die Gläubigen verträgliche Lösung macht Stadtsprecher Volker Wiebels indes nicht. Die Parkverbotsschilder seien angebracht worden, damit die Bürgersteige freibleiben. „Und grundsätzlich kommt man an dieser straßenverkehrsrechtlichen Anordnung erst einmal nicht vorbei.“ Die Verwaltung werde prüfen – „doch es ist eher nicht zu erwarten, dass es zur Ausnahmegenehmigung kommt“. Besucher öffentlicher Gebäude müssten ja auch legal parken, weitere Wege in Kauf nehmen.

Stadtverwaltung will am 5. April berichten

Die Stadtverwaltung will in der nächsten Sitzung des Integrationsrates am 5. April berichten, wie sie die Sache sieht, ob also eine zeitlich begrenzte Ausnahmegenehmigung vom Parkverbot gewährt werden könnte.

Laut städtischem Integrationsrat findet das Freitagsgebet im Sommer und Winter übrigens zu unterschiedlichen Zeiten statt: Die Ausnahmeregelung müsste sommers von 13 bis etwa 15.30 Uhr gelten und winters von 12 bis 14 Uhr.