Zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, trafen am Freitagvormittag gerade nicht aufeinander. Unschwer zu erkennen, wo die Stimmung besser war.

Während draußen auf der Sandstraße in Eppinghofen ein Häuflein Rechtspopulisten im Regen stand, flankiert von einem Riesenaufgebot an Polizei, sammelten sich drinnen im großen Vorraum der Fatih-Moschee, die Mülheimer zu einer ebenso fröhlichen wie machtvollen Demonstration der Solidarität. Geladen hatte der Moscheeverein zum Gemeindefest, und Birol Yigit, der Geschäftsführer, hat den großen Raum selten so prallvoll erlebt. 1000 Menschen mindestens, schätzte er, die sich da fröhlich begrüßten, lachten, Tee tranken und sich türkische Speisen schmecken ließen. An einem Tisch hatten sich drei Mülheimer der älteren Generation niedergelassen: Marianne Seger, zum Beispiel, der der Umzug von Pro NRW „total gegen die demokratische Auffassung“ geht. Doris Schäfer, die, selbst religiös engagiert, „dem Islam Solidarität zeigen will“, und ein Herr aus Dümpten, den die Neugier und der Bus hergebracht hatten: „Ich war ja schon so oft in der Türkei.“

Gleich daneben knubbelte sich die jüngere Generation um einen Tisch: Zehntklässler der Willy-Brandt-Schule. Pro NRW, Minarettverbot in der Schweiz, all’ das hatten sie im Unterricht zum Thema gemacht. Jetzt kamen sie her, Jugendliche aus deutschen und türkischen Familien, und Lehrerin Anna Altenkamp erzählte, dass ihre Schüler von sich aus den Wunsch äußerten, sich solidarisch zu zeigen.

Osman Safakli, Vorsitzender des Moscheevereins, brauchte ein Mikrophon, um alle Gäste willkommen zu heißen, unter denen sich Politprominenz, Vertreter der Verwaltung, alle möglichen Vereine, Verbände und Organisationen befanden – ein Abbild der Stadt als Gemeinschaft eben, die sich im „Mülheimer Bündnis für Toleranz“ zusammenfanden. „Wir sind alle Mülheimer, leben gern in einer demokratischen Gemeinschaft“, sagte Gastgeber Safakli. Die Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld erinnerte an 130 Nationen, die in der Stadt zusammenleben und erntete donnernden Applaus für ihre klaren Worte: „Diese Stadt hat keinen Platz für Intoleranz und Rechtsextremismus“. Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter der Landesregierung, sprach in Richtung der „ewig Gestrigen“: „Fremdenfeindlichkeit hat in dieser Stadt, in diesem Land, keinen Platz.“ Liedermacherqualitäten zeigte Agendabeauftragter Hartmut Kremer, dessen Gitarre-begleitetes Stück „Wir wollen keine Nazis und keine braune Hatz“ viel Beifall fand.