Mülheim. . Jugendliche sollen freigegebene Flächen im öffentlichen Raum gestalten. Sprayer sehen Potenzial, die Verwaltung Schwierigkeiten bei der Suche.

Zwei Wale und viele Fische schwimmen an der Außenfassade der alten Lierbergschule. Unter ihnen liegt ein Schiffswrack, ein U-Boot geht auf Entdeckungstour. Auf einer großen Fläche haben Schüler im Herbst 2018 bei einem Projekt legal Graffiti gesprüht. Die Politik forderte öfter schon mehr Flächen, die für solche Zwecke freigegeben werden, um das Stadtbild künstlerisch aufzuwerten. Nun kam der Wunsch im Jugendhilfeausschuss auf.

Bewohner nehmen das Kunstwerk an

Die Stadt stellte das Ergebnis des Projektes vor, wozu sie mit dem Jugendzentrum Stadtmitte sowie den professionellen Sprayern von „The Spraytist“ kooperierten. „Es war zunächst ein sensibles Thema, wir haben im Vorfeld auch mit der Nachbarschaft gesprochen“, erzählt Max Fritzsche vom dem Amt für Kinder, Jugend und Schule. Nun würden die Bewohner das Kunstwerk annehmen. Fritzsche hofft er, dass das Kunstwerk nicht beschädigt oder übersprüht wird.

In der Sprayerszene gilt ohnehin ein Ehrenkodex im Falle von künstlerischen Graffiti: Es ist verpönt, sie zu beschmieren. Dennoch passiert dies ab und zu, wie beispielsweise zuletzt am Hauptbahnhof. Die Deutsche Bahn hatte den Schaden im Oktober behoben.

Anfragen bei der Deutschen Bahn

Am Hauptbahnhof in Mülheim  ist Kunst über Schmiererei angebracht worden.
Am Hauptbahnhof in Mülheim ist Kunst über Schmiererei angebracht worden. © Tamara Ramos

Bei der Deutschen Bahn sowie beim Landesbetrieb Straßen NRW hat die Verwaltung bereits vorgefühlt, um neben eigenen öffentlichen Gebäuden weitere mögliche Flächen für legale Graffiti zu schaffen. „Sie sehen dabei Schwierigkeiten. Unser Immobilienservice hat die städtischen Gebäude geprüft. Es ist wohl nicht ohne Weiteres möglich“, teilte Lydia Schallwig aus dem Amt für Kinder, Jugend und Schule dem Jugendhilfeausschuss mit. Der forderte, noch weitere Stellen in der Stadt zu prüfen. Torsten Schrodt aus dem Stadtjugendring schlug etwa den Bunker an der Zinkhüttenstraße vor.

Sprayer Alexander Heyna von „The Spraytist“ sieht ein „riesiges Potenzial in der Stadt“. Neben den Gebäuden gibt er die Anregung, im öffentlichen Raum auch Bus- und Bahnhaltestellen oder dunkle U-Bahn-Schächte durch Graffiti aufzuwerten. Die Ruhrbahn steht dem positiv gegenüber. In Essen hat sie schon Projekte zugelassen, zum Beispiel an den U-Bahn-Stationen Bismarckplatz und Viehofer Platz. „Wir könnten uns daher grundsätzlich vorstellen, auch aktuell geplante Aktionen zu unterstützen“, sagt Sprecherin Simone Klose. Das Gymnasium Heißen hatte mal die Idee, die Haltestelle Eichenbaum mit Graffiti zu gestalten. Die professionellen Sprayer sind offen für Projekte, wenn dadurch auch Jugendarbeit gestaltet werden kann.

Von Straftaten abgrenzen

„Wenn ich durch die Stadt fahren würde, würden mir spontan viele Flächen einfallen“, sagt Heyna, der beim Projekt an der Lierbergschule die Kinder auch auf die Folgen hingewiesen hat, wenn sie illegal Tags an Gebäude sprühen. Dies wäre eine Straftat. Die Kinder sollen durch gezielte Aktionen lieber ihr Stadtbild verschönern.

>>> PROJEKTE AUCH AUF PRIVATEN GRUNDSTÜCKEN

Kunst, die im öffentlichen Raum sichtbar ist, ist in den vergangenen Jahren teilweise auch nach privaten Aufträgen entstanden. Es gibt Künstler, die sich darauf spezialisiert haben.

Der Energieversorger Medl hat beispielsweise einige seiner Stromkästen verschönern lassen. Auch die Theodor Fliedner Stiftung hatte 2017 eine Fassade aufgehübscht.