Mülheim-Stadtmitte. . Das von der Deutschen Bahn in Auftrag gegebene Motiv ist beschmiert worden. Der Schaden soll nun geschätzt werden. Grüne tadeln Schmierfinken.
Vor knapp drei Monaten ist eine Außenfassade des Hauptbahnhofes im Bereich der Gleise mit einem Graffiti verschönert worden. Ein Rotkehlchen fliegt mit einem Banner mit Stadtnamen auf einer weißen Fassade. Nun wurde es komplett übersprüht, mit blutroter Farbe und einem Schriftzug.
Marten Dalimot von der Duisburger Kreativagentur ist der Erfinder des Kunstwerkes. Er bedauert, dass sein Graffiti übersprüht wurde und vermutet Jugendliche dahinter. Denn in der Szene seien in Auftrag gegebene Graffitis hoch angesehen und werden in der Regel nicht beschmiert. Dies verbiete der Ehrenkodex. Wenn der Duisburger Aufträge ausführt, werden seine Graffitis ohnehin nur selten beschmiert. „Es kommt ungefähr einmal im Jahr vor“, sagt der Künstler, der seit über zehn Jahren aktiv ist. Die Quote sei sehr gering.
Bahnhöfe gelten als Hot-Spot für illegale Graffitis
„Mit den Stadtwerken Duisburg habe ich einen Vertrag und sprühe an 50 Objekten pro Jahr“, erzählt Dalimot. Bahnhöfe seien ein Hot-Spot für illegale Graffitis, „dort erreichen sie mehr als beispielsweise auf einem Stromkasten“, erklärt der Experte, den nun die Deutsche Bahn kontaktieren wird. Sie ist der Auftraggeber und möchte sich den Schaden ansehen, um die Höhe zu schätzen. Beide Seiten hatte die Hiobsbotschaft erst Ende der Woche durch die Anfrage unserer Zeitung erreicht.
Dalimot versieht seine Kunstwerke mit einem Graffitischutz, um übersprühende Farbe wieder entfernen zu können und ist zuversichtlich. Die Bahn hat mehr Bedenken: „Beim Entfernen kann möglicherweise ein dünner Teil des Fassadenlacks mit abgetragen werden, so dass zum Vorschein kommen kann, was darunter liegt“, erklärt ein Bahnsprecher. Manche Sprayer würden auch mit sehr aggressiver Farbe arbeiten, die hartnäckiger ist.
Bahnreisende begrüßen Graffiti am Gleis
Die Bahnreisenden sehen die Schmiererei von den Gleisen 1 und 2 sehr deutlich. Viele verurteilen die Schmiererei. Wir haben auf unserer Facebook-Seite eine Umfrage gemacht, ob in Auftrag gegebene Graffitis im öffentlichen Raum das Stadtbild verschönern oder ob sie überflüssig sind. An der Umfrage haben sich bis Freitag, 18 Uhr, 463 User beteiligt. Das Ergebnis ist recht deutlich: 396 stimmten für eine Verschönerung, 67 halten diese Art von Kunst für überflüssig.
Auch seitens der Politik hat es schon eine Reaktion gegeben. Fassungslos zeigt sich Britta Stalleicken, Sprecherin der Grünen im Bezirk Rechtsruhr-Süd, über die Zerstörung des künstlerischen Graffitis. „Was in den Köpfen solcher Schmierfinken vorgeht, bleibt mir wie den allermeisten Menschen verschlossen“, empört sie sich. Gerade angesichts der ansonsten noch immer tristen Situation auf den Bahnsteig-Baustellen sei das Kunstwerk ein farbenfroher, attraktiver Hingucker und Gruß für Durchreisende gewesen.