Mülheim. . Jens Rotthäuser ist der neue Betriebsratschef bei Siemens in Mülheim. Er muss den Spagat zwischen Stellenabbau und Aufbruchstimmung schaffen.

Jens Rotthäuser ist der neue, einstimmig gewählte Betriebsratsvorsitzende am Siemens-Standort Mülheim. Der 38-Jährige tritt in große Fußstapfen des langjährigen Vorkämpfers Pietro Bazzoli, doch er selbst sagt ganz selbstbewusst: „Pietros Fußstapfen werden auch seine bleiben. Wer seine eigenen Fußstapfen hinterlassen will, sollte nicht in andere Fußstapfen treten.“

Rotthäuser ist mehr als 20 Jahre bei Siemens, er ist noch während seiner Ausbildung zum Industriemechaniker in die Jugendvertretung eingestiegen. Seit 2006 schon ist er Betriebsratsmitglied, seit zwei Jahren ist der Fachmann für Arbeitsschutz freigestellter Betriebsrat. Als neuer Vorsitzender des Gremiums startet er in unruhigen Zeiten. 599 Stellen gilt es abzubauen.

Das Zeitfenster ist eng

Die Resonanz aus der Belegschaft zu den Angeboten des Interessenausgleichs sei aktuell noch überschaubar, stellt Rotthäuser fest. Und das Zeitfenster sei eng. Bis Mitte Februar sollen die Altersteilzeitverträge unterschrieben sein, Aufhebungsverträge bis Mitte März, wenn Mitarbeiter noch in den Genuss einer Turboprämie kommen wollen. Insgesamt gölten die Konditionen des Interessenausgleichs nur bis Ende April. Eine andere Alternative für Mitarbeiter: sich in einer Auffanggesellschaft weiterqualifizieren, sich in andere Jobs vermitteln lassen. Die konzerneigenen Angebote, an anderen Standorten in der Umgebung unterzukommen, böten „keine Riesenauswahl“, sagt Rotthäuser.

Mit einem „Markt der Möglichkeiten“ gehen Personalabteilung und Betriebsrat nun in die dritte Runde: Auf einer Jobmesse werden sich am 12. Februar abermals Arbeitgeber aus der Region mit Stellenangeboten präsentieren. So suchte der Oberhausener Industrieturbinen-Hersteller MAN Turbo zuletzt Fachkräfte. Für gut qualifizierte Siemensianer vielleicht eine Alternative.

Erste Pflänzchen wachsen

Rotthäuser bekommt es zum Start nach eigener Sicht mit einer „Transformation in all seinen Facetten“ zu tun. Stellenabbau hier, das Ringen um Teilhabe am Markt der Energiewende dort. Der neue Betriebsratschef sieht erste Pflänzchen wachsen, etwa befördert von dem hauseigenen Innovationsfonds.

Rotthäuser will den Mitarbeitern ein Betriebsratsvorsitzender sein, der „erst mal für alles ein offenes Ohr haben“ will. Sein Betriebsrats-Team selbst sei eingespielt, Zuspruch zuletzt aus der Belegschaft pusche ihn ungemein, sich den großen Herausforderungen zu stellen. Es gelte die Zukunft am Standort zu gestalten – ausdrücklich mit den Mitarbeitern.