Mülheim. . Interessentenliste für schwimmende Häuser füllt sich. Die Ponton-Gruppe will 2020 mit erstem Standort auf dem Fluss in konkrete Planungen gehen.

Wohnen auf dem Wasser, 100 bis 140 Quadratmeter zum Leben, ein eigener Steg, die Natur vor der Haustür, die Großstadt im Rücken – drei örtliche Architekten und ein Geodät, die sich Ponton-Gruppe nennen, wollen dies in Mülheim an sieben Standorten realisieren. „Das Interesse daran ist seit Bekanntwerden des Vorhabens ungebrochen groß“, sagt der Architekt Gunvar Blanck und verweist auf eine Interessentenliste mit bisher 40 Namen, und es kommen ständig neue hinzu. 2020 will die Ponton-Gruppe am ersten Standort in die konkrete Planung gehen.

Die schwimmenden Häuser – floating homes – sind ein visionäres Projekt der Internationalen Gartenausstellung 2027 und zugleich ein Projekt, das Fortschritte macht. Christof Laue, Hanns F. Schuster, Gunvar Blanck und Detlef Rieck haben in den vergangenen Monaten reichlich Vorarbeit geleistet.

Derzeit wird an Machbarkeitsstudie gearbeitet

„Es ist ein Vorhaben, das mit relativ wenig öffentlichen Mitteln auskommt, und wir sind die Ersten, die das Wohnen auf der Ruhr realisieren würden.“

Derzeit arbeiten sie an einer Machbarkeitsstudie: Welche wasserrechtlichen Vorschriften sind einzuhalten, welche Strömungen zu beachten, welche Umweltauflagen zu berücksichtigen, welche ordnungspolitischen Maßnahmen erforderlich. Verhandlungen werden mit Stadt, Land und dem Schifffahrtsamt geführt. Bundesweit hat sich das Team umgeschaut: Wer baut nach welchen Regeln welche Häuser auf Wasser?

„Wir werden im nächsten Schritt ein Regelnetzwerk erarbeiten“, berichtet Blanck. Darin wird es um technische Vorschriften, aber auch um gestalterische Fragen gehen. Dieses Regelwerk soll noch in diesem Jahr den Planungspolitikern vorgelegt werden. 22 Häuser sind vorgesehen, darunter ist auch ein Hotel für Radfahrer auf dem Wasser an der Müga angepeilt. „Unser Ziel ist überall eine hohe Qualität.“ Blanck spricht von einer nautischen Eleganz. Der städtische Gestaltungsbeirat soll mitwirken; ein „Beurteilungsgremium“ schwebt den Architekten vor.

Alle Objekte sollen eine hohe Nachhaltigkeit aufweisen

Fest steht für sie, dass alle Objekte eine hohe Nachhaltigkeit aufweisen sollen. Das fange bei den Baumaterialien an und höre bei der Energieversorgung auf. Ein autarkes Leben auf dem Ponton sollte möglich sein. Heißt: eigene Stromerzeugung, eigene kleine biologische Kläranlage, selbst die Herstellung von eigenem Trinkwasser soll möglich sein, wenn es denn gewünscht wird. Was auf Schiffen auf dem Meer möglich ist, sei auch bei Immobilien an Land machbar, sagt Blanck.

Auch das sei ein Ziel des Projektes: Jenseits der Landesbauordnung könne eine hohe ökologische Qualität und Nachhaltigkeit erreicht werden. Bei den sieben Standorten entlang der Mülheimer Ruhr soll es bleiben: „Die Qualität der Flusslandschaft bleibt.“ Aber von Mülheim aus könnte das Modell der schwimmenden Häuser noch an vielen anderen Stellen realisiert werden, ist Blanck überzeugt.

Wohnen am Wasser bedeutet in der Regel 1A-Lage

Man leiste hier wichtige planerische und genehmigungstechnische Vorarbeiten, die exportiert werden können. „Wohnen am Wasser bedeutet in der Regel 1A-Lage, auf dem Wasser ist für viele noch mal eine Steigerung“, sagt der Architekt. Viele Menschen träumten davon. Allein in den ehemaligen Braunkohlegebieten des Landes sieht die Ponton-Gruppe viele Seen entstehen, wo es eines Tages hervorragende Wasserlagen zum Wohnen gebe und sich Träume erfüllen könnten.

>>> UNTERSTÜTZUNG VON POLITIK UND VERWALTUNG

Auch im Technischen Rathaus stößt das Vorhaben auf Interesse. Das Bau- und Planungsdezernat hat den Planern Unterstützung zugesagt. Zustimmung kommt von der Politik.

Die Kosten für ein Floating Home werden auf rund 2000 Euro plus Baunebenkosten pro Quadratmeter beziffert.