Mülheim. . Achim Hupe kennt noch Zeiten mit viel Schnee. Sogar die Ruhr fror mal ein. Für Kinder war es ein Traum – anders als später im Skiurlaub.
Schneebedeckte Straßen, gefrorene Teiche, Gleitschuhe. Das gibt es in Mülheim nur noch selten. Doch das gab es mal, in den 1960er-Jahren sogar öfters. Die Winter waren härter als heute. WAZ-Leser Achim Hupe hat sie als Kind miterlebt und schwärmt davon.
„Früher waren wir ohnehin sehr viel draußen“, erzählt der 66-Jährige. Auf der Straße fuhren zu der Zeit noch kaum Autos – egal ob Sommer oder Winter. Wenn die Straßen glatt waren, nutzten er und seine Freunde Gleitschuhe, um nicht auszurutschen. „Die habe ich heute allerdings nicht mehr. Sie würden mir wohl auch nicht mehr passen. Der Schlitten steht aber noch im Keller“, merkt Hupe an. Als Kind ist er im Winter nach Schneefall oft zur Wiese am Priesters Hof gegangen, um Schlitten zu fahren. „Es war ein Treffpunkt, viele sind dort hingekommen“, erinnert sich der Mülheimer.
Riskante Fahrten auf der Todesbahn
Was für die jungen Wilden besonders reizvoll war: die „Todesbahn“ zwischen Wittekindstraße und Kluse. „Dort sind auch schon mal Unfälle passiert“, weiß Hupe noch. Er selbst sei aber immer unversehrt von der Risikofahrt zurückgekommen. Der Schlitten von einem anderen Jungen ist dagegen sogar mal auf einem Buckel auf der Strecke zerbrochen, der Fahrer brach sich dabei den Arm. Die Strecke endete in einem Tal. „Die ganz Guten sind mit viel Schwung sogar noch den sich anschließenden Berg hinaufgekommen“, erzählt Hupe. Dessen älterer Bruder und seine Kollegen haben manchmal auch noch Wasser auf die Bahn gekippt, damit sie vereist und schneller wird.
Die Mülheimer Teiche waren zugefroren
Neben Schlitten und Bob hat Hupe auch gerne die Schlittschuhe angezogen. Bei den eisigen Temperaturen waren die Teiche zugefroren und dienten den Rabauken als Fläche für Eishockey. Sogar auf der Ruhr, sie war Ende Dezember 1962 zugefroren. „Das habe ich ein einziges Mal erlebt. Am Wasserbahnhof mussten die Schiffe mit Kettensägen freigeschnitten werden, um wieder zu fahren“, sagt Hupe. Die Eisfläche war so dick, dass man darauf treten konnte – zumindest in Ufernähe oder in Ruhrarmen. Mitten auf dem Fluss bewegten sich die Waghalsigen auf dünnem Eis. „Einer der Älteren ist dort von Scholle zu Scholle gesprungen und hat die Ruhr so einmal überquert“, erinnert sich der damals Zehnjährige, der von der WAZ gemeinsam mit anderen Kindern in ihren Gleitschuhen fotografiert wurde.
„Es war schön, auf den Straßen zu spielen“
„Es war schön, auf den Straßen zu spielen. Es gab auch keinen Matsch so wie heute“, sagt er. Auch heute genießt er es noch, wenn Schnee liegt, und er nutzt die Zeit immer für einen Spaziergang. „Es gibt nichts Schöneres, als durch frischen Schnee zu stapfen.“ Ein Fan von Wintersport ist er dagegen nicht, auch wenn es ihn durchaus beeindruckt, wie die Profis beim Skeleton kopfüber durch den Eiskanal jagen.
Zweimal wollte Hupe als Erwachsener auf die Skipiste – zweimal wurde es ihm vergönnt. 1986 lernte er im schweizerischen Wallis, aber durch eine Lawine war das Dorf abgeschnitten und ein Hubschrauber musste die Menschen mit Essen versorgen. Trotzdem liebt Hupe noch immer den Winter.