Mülheim. Bei zweistelligen Temperaturen verdient die „Todesbahn“ an der Kluse ihren Namen nicht. Aber Wintersportfans schreiben die Saison noch nicht ab. Der Skiclub Mülheim verzeichne wieder mehr Nachwuchs.

Wer schon einige Jahre in Mülheim lebt und kein kompletter Stubenhocker ist, kennt sicher die „Todesbahn“: die bei geschlossener Schneedecke angesagte Rodelpiste mitten in der Stadt. Sie befindet sich im abschüssigen Park zwischen Wittekindstraße und Kluse, wo momentan nicht nur Gänseblümchen bei zweistelligen Plus-Temperaturen ihre Köpfe in die Sonne halten.

Am Montag, am späten Vormittag, bei lauen 11 Grad, saß dort beispielsweise Erika Duwentester auf einer lichtbeschienenen Bank und las ein Buch. Was ihr roter Anorak und der bunte Schal allerdings verbergen: Die 65-Jährige ist in Trauer, um ihren kleinen Mischlingshund, der lange krank war und vor fünf Wochen starb. „Wir waren jeden Tag hier“, sagt sie, „aber raus muss ich auch jetzt.“ Gut, dass wenigstens das Wetter heiter ist. Und dass ihre Freundinnen schon im Anmarsch sind, jede mit einem Hund an der Leine. Als gebürtige Mülheimerin kennt Erika Duwentester natürlich auch die Rodelpiste, auf die sie blickt, aus Kindheitswintern.

Am Ende der Bahn war ein Teich

Der Name „Todesbahn“ war schon in den sechziger Jahren ein Begriff, wie Stadtsprecher Volker Wiebels aus persönlicher Erfahrung weiß. Er selber gab dort bereits als kleiner Junge auf dem Holzschlitten Gas und erinnert sich, dass ihm die Abfahrt „lang, steil und gefährlich“ vorkam. Denn: „Am Ende war ein Teich.“ Wenn dieser nun keine tragfähige Eisdecke hatte und die Rodler mit überhöhter Geschwindigkeit angebrettert kamen, „dann wurde es nass“ . . .

Derzeit gibt es diese Abenteuer nur auf Fotos. Zwei Jahrzehnte später, so Wiebels, rodelte schon die nächste Generation an der Kluse. Ein pfiffiger Gastronom setze einen Glühweinstand an die Piste, „ganz im Sinne der anwesenden Eltern“.

Zukunft des Skisports in Mülheim wohl gesichert

Was die aktuelle Wintersaison angeht, so klingt Guido Kramer, Sport- und Jugendwart des Skiclubs Mülheim an der Ruhr e.V., noch zuversichtlich. „Ich gehe davon aus“, sagt der 42-Jährige, „dass auf einmal der große Wetterumschwung kommt.“ Dann können auch die traditionellen Wochenend-Touren zur vereinseigenen Skihütte Hildfeld im Hochsauerland starten, wo es Anfängerkurse für die Kinder gibt.

Auch im Wintersport-affinen Bekanntenkreis sei man entspannt, was gebuchte Reisen in die Berge betrifft. „Die meisten fahren erst zur Osterzeit.“ Die Zukunft des Skisports in Mülheim scheint übrigens wieder gesichert: Nachdem der 1954 gegründete Club jahrelang mit rund 50 Mitgliedern dahin dümpelte, gebe es jetzt wieder „eine Menge Nachwuchs im skifähigen Alter“, berichtet Guido Kramer. Ungefähr 80 Leute seien sie und auch gerne in den nahegelegenen Skihallen unterwegs, vor allem in Neuss. Seine bevorzugte Rodelpiste als Knabe lag übrigens im Folkenborntal.

Harte Winter sind lange her

Dass die Ruhr zugefroren war, der Fluss mit Eisschollen bedeckt, konnten Mülheimer zuletzt Anfang Januar 2009 erleben. Minus 20 Grad wurden gemessen. Von einem „Jahrhundertwinter“ war bereits die Rede.

Schlittschuhläufer drehten im Januar 1985 und im Februar 1991 ihre Runden auf dem zugefrorenen Altarm in der Saarner Ruhraue.