Mülheim. . Mehr als 40 Ehrenamtler lesen Kindern stadtweit vor. Die Kleinen lernen, sich zu konzentrieren. Die CBE sucht nach weiteren Freiwilligen.

Lesepaten lesen Kindern ehrenamtlich vor, oft in Schulen oder Kindergärten. Mit dem Lesepatenforum in der Stadtbibliothek hat die Stadt und das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) den Einsatz dieser Freiwilligen gefeiert. Der anwesende OB Scholten sagte, dass Lesepaten „Kindern, die von zu Hause nicht immer zum Lesen angeleitet werden, neue Bildungschancen ermöglichen.“

Welche Freude Kindern eine Lesepatin bringen kann, das weiß Erika Kolleker. Die 77-Jährige liest im Kindergarten Lummerland in Mülheim-Mitte. „Wenn ich dorthin komme, dann scharen sich die Kinder um mich“, sagt sie mit einem Lächeln. Und wenn Erika Kolleker aus Karl Rühmanns „Aber ich will. . .“ vorliest, dann rücken die Kleinen immer näher. In dem Buch geht es um einen Jungen, der sich doch so furchtbar ärgert, wenn das, was er sich wünscht, nicht klappt. Bis zu drei Stunden in der Woche kommt Elke Kolleker in den Kindergarten, und das bereits seit sieben Jahren. Auch ihrem zehnjährigen Enkelkind liest sie vor.

„Wenn ich vorlas, war er immer ruhig, hörte immer zu“

Elke Tolusz ist Lesepatin im Kindergarten Hummelwiese in Heißen. Sie hat selbst erlebt, wie sehr Vorlesen ein Kind verändern, ihm das Lernen und die Eingewöhnung in der Grundschule erleichtern kann. Ein Junge, dem sie vorgelesen hatte, wechselte an die Grundschule, an der die Tochter von Elke Tolusz unterrichtete.

„Wenn ich vorlas, war er immer ruhig, hörte immer zu“, sagt die Lesepatin. Die Tochter wurde nun Lehrerin des ehemaligen Kindergartenkindes. Der Junge war aufmüpfig und laut im Unterricht. Die Tochter sagte ihm, dass sie von ihrer Mutter, also Elke Tolusz, wisse, dass er auch ganz anders, ganz ruhig sein könne.

Die Stadt sucht nach neuen Lesepaten

„Als er damit erfuhr, dass ich die Mutter seiner Lehrerin bin, hat sich das Blatt gedreht“, erinnert sich Elke Tolusz. Auf einmal war der Junge wie ausgewechselt, folgte dem Unterricht, störte nicht mehr. „Ich beobachte immer wieder, dass Kinder sich durch das Vorlesen verändern“, sagt die 73-Jährige. Sie liest den Kindern gerne Geschichten vor, die eine Unterscheidung zwischen Gut und Böse aufzeigen, so Leo Lionnis Erzählband über die Maus „Frederick“.

Jutta Allekotte hat in der Lierbergschule in Speldorf den Kindern am liebsten Kriminalgeschichten vorgelesen. Mittlerweile ist sie dazu übergegangen, dass die Kinder Bücher von zu Hause mitbringen. „Das Vorlesen bringt mir eine Riesenfreude“, sagt sie. Wenn ich dann nach Hause komme, habe ich ein Grinsen im Gesicht“, sagt Jutta Alle­kotte.

Anfang des Jahres gab es nach Informationen des CBE mehr als 60 Lesepaten, mittlerweile ist die Zahl auf etwa 40 gesunken. Einige sind aufgrund von Krankheit oder anderer privater Gründe ausgeschieden. „Schulen und Kindergärten sind weiter auf der Suche nach Lesepaten. Der Bedarf ist groß, das Angebot geringer“, sagt Anna Maria Allegrezza vom CBE.

>> LESEPATE WERDEN: SO GEHT ES

Wer Lesepate werden möchte, wendet sich an das CBE. Dieses organisiert alle Formalien, wie ein Führungszeugnis, und stellt Kontakt zu Einrichtungen her. Kontakt: Anna Maria Allegrezza, Tel. 970 68 25, anna.maria.allegrezza@cbe-mh.de.

Lesepaten durchlaufen ein Kurztraining. Dabei üben sie unter anderem die richtige Betonung beim Vorlesen.