Mülheim. . Damit sie Kinder flotter für das Selberlesen begeistern können, erhalten sie Paten auch Betonungstipps. Buchhändler und CBE helfen mit Seminar.
- Etwa 30 Vorlesepaten sind beim Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) registriert
- Seminar soll Vorleser darin schulen, Geschichten noch einfühlsamer vorzutragen
- Nachfrage nach Lesepaten steigt an Schulen und Kindertagesstätten
Wer Spaß am Lesen hat, liest auch anderen gern Erzählungen, Märchen oder Sachgeschichten vor. Damit vor allem Kinder noch aufmerksamer zuhören und selbst Interesse für das Lesen entwickeln, können Vorlesepaten eine Fortbildung besuchen. Dabei vermittelt ihnen Gitta Koch, früher selbst Bibliothekarin, wie man mit besserer Betonung Mädchen und Jungen an den Text bindet, sie bestenfalls zum Weiterlesen animiert. In der Buchhandlung Fehst lief gestern ein Vorleseseminar, bei denen sich Erwachsene in die Bücher schauten.
Etwa 30 Vorlesepaten sind beim Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) registriert. „Es gibt bestimmt noch viele Vorlesepaten, die nicht in unserer Liste stehen“, sagt Anna Maria Allegrezza. Die Koordinatorin der Lesepaten beim CBE sucht dringend weitere ehrenamtliche Vorleser, „weil ständig Kindergärten und Schulen fragen, ob sie noch jemanden haben können.“ Die meisten Lesepaten bleiben in ihrer Nachbarschaft.
Kinder fragen nach Büchern
Dass sie überall willkommen sind, spüren die Lesepaten. „Es tut gut, Kindern etwas vorzulesen und ihnen den Spaß an spannenden Geschichten zu vermitteln“, beschreibt Ursula Niebur ihre Erlebnisse aus der Kita Mandala in Speldorf. Sie liest dort regelmäßig vor.
Seit drei Jahren liest Jutta Alle-kotte den Mädchen und Jungen an der Lierbergschule nicht die Leviten, sondern aus aktuellen Kinder- und Jugendbüchern vor. „Wir haben alle Spaß daran. Es ist doch prima, wenn mich nach der Stunde, Kinder ansprechen, wo es dieses oder ähnliche Bücher gibt.“ Ulrike Tapp liest am Blötter Weg. Sie freut sich, wenn mit ihrer Vorlesehilfe Kinder selbst zum Buch greifen und sich in den Seiten vertiefen.
In den Stapel Bücher greifen
„Ich bin Lese-Opa in der Kita Siekids in Eppinghofen und möchte die Mädchen und Jungen früh für das Zuhören begeistern. Wer früh lesen lernt, hat bessere Bildungschancen.“ Sigrid Spiegelhoff liest regelmäßig im Friedrich-Wennmann-Haus. „Das Interesse der Kinder sollte größer sein. Aber ich werde weiterhin lesen.“ Inge Spieker hat Freude bei den Vorlesestunden. „Die Kinder lernen beim Zuhören, ihre Sprache zu formen und sich besser auszudrücken.“
Alle Lesepaten des Fortbildungsseminars greifen immer wieder in den Stapel Bücher, die Gitta Koch ihnen mitgebracht hat. Während einige eher zu Textbänden greifen, sucht sich andere eher Bücher mit Bildern. „So kann ich beim Vorlesen öfter das Buch zu den Kindern drehen und die Bilder zu den Geschichten zeigen“, sagt Ulrike Tapp. Andere haben mit Gitta Koch das bessere Betonen gelernt, hoffen in den nächsten Lesestunden auf mehr Aufmerksamkeit.
Wissen leichter weitergeben
Die Fachfrau möchte den Lesepaten klare Aussprache und korrekt betontes Lesen vermitteln, „damit sie den Kindern Überraschungseffekte, traurige und lustige Dialoge nahebringen. Alle stimmen überein. „Wer selbst aktiv liest, kann sich die Welt für seine Interessen erschließen und das Wissen anderen leichter weitergeben.“
Buchhändler Michael Fehst hat einen Teil seines Preisgeldes, das er für seinen guten Buchladen bekommen hat, für das Seminar gestiftet. „Ich hoffe, daraus entsteht eine regelmäßige Reihe für alle Lesepaten in der Stadt. Wir brauchen eine gute Leserkultur.“