Mülheim. . Felix Hofmann (22) bricht am Freitag auf nach Polen. Als Mitglied der Klimadelegation will er „sich einbringen, wo es nur eben möglich ist“.

Am Samstag um 13 Uhr, nach einer Nacht im Bus, wird Felix Hofmann in Kattowitz ankommen, bereit für das Abenteuer Weltklimakonferenz. Der 22-Jährige sprüht vor Tatendrang: „Wir können’s noch hinkriegen, wenn alle mit anpacken.“

Hofmann reist als Teil der Klimadelegation an, einer Gruppe junger Deutscher, die energisch mitwirken und Jugendliche über die Geschehnisse auf der politischen Bühne aufklären wollen. Rund 40 Leute zwischen 18 und 30 Jahre sind dabei. Einige sind in der ersten Woche des Gipfels vor Ort, andere – so wie er – in der zweiten. „Wir sind politisch und finanziell unabhängig“, so der Mülheimer, man organisiere sich selbst. Dass das vorrangige Thema Generationengerechtigkeit ist, liegt auf der Hand: „Unser Anspruch ist, dass jede Generation die gleiche Ausgangssituation hat, um ins Leben zu starten.“

„Der Unterschied von anderthalb auf zwei Grad ist fatal“

Das sei leider schon jetzt nicht mehr möglich, der Klimawandel in vollem Gange und die Erde bereits um ein Grad wärmer als in vorindustrieller Zeit. Noch aber könne die Abwärtsspirale gestoppt werden. „In Paris wurde festgelegt, dass die Erwärmung bei deutlich unter zwei Grad bleiben muss.“ Die Versprechungen, die die Staaten daraufhin gemacht hätten, reichten dafür aber nicht aus, kritisiert der 22-Jährige. Mache jeder einfach nur weiter, werde man bei einem Plus von unerträglichen drei Grad landen. „Dabei ist schon der Unterschied von anderthalb auf zwei Grad fatal“, so Hofmann. „Wir als junge Leute fordern, dass bei maximal anderthalb Grad Schluss sein muss.“ Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen seien bereits schlimm genug; mit Aufforstungen zum Beispiel aber könne man noch dagegenhalten.

Aufgeben gilt nicht. „Ich war nie der Typ, der nur genörgelt hat – ich mache lieber.“ Hofmann will sich nicht einreihen in die Riege jener, die angesichts riesiger Probleme schlicht resignieren. „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“, ist sein Lieblingsspruch, ist Motivation.

Studium für Energie- und Wassermanagement

Dass die Klimadelegation ihn und fünf andere ausgewählt hat, seine Bewerbung schon nach wenigen Tagen Erfolg hatte, liegt wohl an der Mischung, die sein Leben ausmacht: Zum einen hat er sich für ein duales Studium an der Hochschule Ruhr West entschieden, am Lehrstuhl für Energie- und Wassermanagement und in Kooperation mit dem Energiedienstleister Medl. Klimawandel, CO2-Ausstoß und Nachhaltigkeit sind dort Themen. Und kurz vor der Bachelorarbeit plant er, vielleicht einen Master in Umweltökonomie draufzusatteln.

Zum anderen ist er seit Jahren in der Jugendarbeit aktiv, verleiht Jugendlichen eine Stimme. In der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde (VEK) mischt er seit 2010 mit, erst als Teilnehmer von Ferienspielen im Martin-Luther-Haus, dann recht bald als Mitarbeiter. 2012, nach mehreren Schulungen, durfte Hofmann als Gruppenleiter durchstarten. Gemeinsam mit Maria Merlau hat er einen Jugendtreff etabliert, er begleitet Freizeiten der Gemeinde und vertritt seit 2016 auch im Presbyterium die Belange der Jugend.

Engagement in der Jugendarbeit hat mutig gemacht

„Ich war früher sehr schüchtern, hatte kaum Selbstbewusstsein“, erinnert sich der Student. Die vielen guten Erfahrungen in der Jugendarbeit aber hätten stark gemacht und mutig. Auch wenn er in Kattowitz gewiss noch nicht in der ersten Reihe stehe, werde er sich einbringen, wo es nur eben möglich sei. „Niemals hätte ich als Kind gedacht, dass ich mal zur Weltklimakonferenz fahren werde. . .“

>> SPRECHER ÜBERGEBEN DIE FORDERUNGEN

Über die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen hat die Klimadelegation, der Felix Hofmann angehört, ihre Akkreditierung zum Klimagipfel erhalten. Gemeinsam mit anderen jungen Menschen erarbeitet man Forderungen und Aktionen und bringt diese über Sprecher ein, die Zugang zu den Politikern haben.

In Lemgo, auf einem Vorbereitungstreffen, gab es ein erstes Kennenlernen der Mitstreiter.