Mülheim. Aus Sicherheitsgründen gibt es an zwei Grundschulen Haltestellen. Auch an anderen Schulen wären sie wünschenswert, aber der Aufwand ist groß.
Nicht die Strecke selbst, sondern Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, sind die große Gefahr auf dem Schulweg. Da sind sich die Stadt und Verkehrswacht einig.
Denn immer mehr Eltern fahren ihre Kinder direkt bis vor die Grundschule. Das liege daran, dass es keine Schulbezirksgrenzen mehr gibt, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels. Eltern können frei wählen, welche Grundschule ihr Kind besuchen soll, das führe teils zu weiten Wegen. Abhilfe verschaffen sollen Elterntaxi-Haltestellen. Die gibt es in Mülheim zweimal – an der Gemeinschaftsgrundschule Heinrichstraße und der Brüder- Grimm-Schule, Zastrowstraße.
Gunter Zimmermeyer, stellvertretender Vorsitzender der Verkehrswacht in Mülheim erklärt: „Der Schulweg ist für Kinder wichtig, um ein Verständnis für den Straßenverkehr zu bekommen. Außerdem entwickeln sich durch den gemeinsamen Gang soziale Kontakte.“ Elterntaxi-Haltestellen sollten wenige hundert Meter von der Schule entfernt sein, um den Rest gemeinsam zu laufen.
Genau das haben die Initiatoren vor drei Jahren auch an der Heinrichstraße in Heißen geplant. Mit mäßigem Erfolg, erläutert Peter Roedel, Leiter der Straßenverkehrsbehörde: „Die Haltestelle wurde nicht akzeptiert. Eltern haben ihre Kinder immer noch direkt vor den Eingang gebracht.“ Deshalb wurde die Haltestelle verlegt: direkt vor die Schule. An zwei Seiten der Grundschule an der Heinrichstraße können Eltern nun halten, um ihre Kinder sicher rauszulassen. Das heißt, auf der rechten Fahrbahnseite, damit Kinder die Straße nicht überqueren müssen. Zudem kommen Eltern so nicht mehr auf Ideen wie das Drehen in einer Einbahnstraße. Das sei zuvor öfter passiert, so Zimmermeyer.
Nur an zwei von 27 Grundschulen
Elterntaxi-Haltestellen seien ein gutes Beispiel für sichere Schulwege, es gibt sie an insgesamt zwei Mülheimer Grundschulen. Von 27. Ein sehr geringer Anteil. Den Grund dafür erläutert Straßenverkehrsamtsleiter Roedel: „Interesse gab es an mehreren Schulen. Das Problem ist aber, dass die Eltern sich auch an die Haltestellen halten müssen.“ Was nicht einfach sei. An der Heinrichschule beispielsweise gab es Präsentationen, die das Prinzip der Haltestelle erklärt haben. Zudem seien Schüler angehalten, sich mit um die Umsetzung zu kümmern. Vielen anderen Grundschulen sei das zu aufwendig gewesen – daher gibt es dort keine Elterntaxi-Haltestellen.
Obwohl sie wünschenswert wären. Zum Beispiel an der Erich-Kästner-Schule an der Nordstraße, erläutert Stadtsprecher Volker Wiebels. Auf dieser Straße gebe es ein sehr hohes Verkehrsaufkommen, aus Sicherheitsgründen bringen Eltern ihre Kinder besonders häufig zur Schule. Es gebe zudem kaum Parkplätze, was die Situation problematisch mache, ergänzt Peter Roedel. Eine Ampelanlage sorge aber für Sicherheit. Und der Verkehrsamtsleiter kann besorgte Eltern beruhigen: „In den vergangenen 30 Jahren gab es dort keinen Schulunfall.“
Weg schon mit Vorschulkindern üben
Trotz aller Ideen in Sachen Elterntaxi hat Gunter Zimmermeyer vor allem ein Anliegen: Grundschüler sollen zu Fuß zur Schule gehen. „Wir fordern von den Eltern, dass sie das gemeinsam mit ihren Kindern üben. So viel Zeit muss auch im stressigen Alltag sein.“ Es sei wichtig, schon Vorschulkinder auf Risiken hinzuweisen.
Um Eltern dabei zu unterstützen, arbeitet Peter Roedel mit einer Arbeitsgruppe an Schulwegplänen für alle Grundschulen. Die gab es in Mülheim schon einmal, zwischen 1993 und 2002, mittlerweile sind sie aber nicht mehr aktuell. Auf Plänen will die Arbeitsgruppe den empfohlenen Schulweg einzeichnen, außerdem werden Gefahrenstellen gekennzeichnet. Wann die Pläne fertig sind, kann Roedel jedoch nicht sagen. Denn es erfordere einen erheblichen Zeitaufwand, alle Wege abzugehen und sie zu entwerfen.
Mehr Unfälle auf Schulwegen in NRW
26.000 Verkehrsunfälle auf dem Schulweg gab es laut Gunter Zimmermeyer 2017 in NRW. Insgesamt endeten sieben der Unfälle tödlich. Darunter auch der, bei dem im Oktober vorigen Jahres ein 13-jähriges Mädchen in Heißen starb.
Insgesamt habe die Zahl der Unfälle im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.