Mülheim. . Weniger CO2-Ausstoß im Wohnquartier Heißen-Süd: Sanierungsmanager sollen Schwung in das Pilotprojekt bringen. Doch die Ziele sind ambitioniert.
Gut die Hälfte an CO2-Ausstoß soll das Mülheimer Quartier Heißen-Süd in naher Zukunft einsparen und deutlich weniger Heizenergie und Strom verbrauchen. Bis 2050 soll der Gebäudebestand sogar klimaneutral umgerüstet sein – so zumindest lautet die Marschrichtung für das Pilotprojekt Energetische Stadtentwicklung.
Vor gut anderthalb Jahren ist es angestoßen worden, jetzt will die Stadt Schwung in die Sache bringen mit einem eigenen Sanierungsmanagement für das Viertel.
Ein wenig Skepsis ist bei diesen durchaus ambitionierten Zielen angebracht. Denn in dem von vielen Wohngebäuden durchzogenen Quartier zwischen Fulerumer Feld im Süden und A40 im Norden gibt es etliche private Eigentümer, an deren Investitionswillen und -vermögen letztlich das Gelingen hängt. Sie machen gut drei Viertel des Strombedarfs im Quartier aus und den Großteil des Wärmebedarfs. 33,6 Prozent der Ein- und Mehrfamilienhäuser heizen mit Öl, 12,2 sogar noch mit Strom. Die Zahl der erneuerbaren Heiztechnologien wie Wärmepumpen liegt dagegen bei kaum mehr als 1 Prozent.
Die meisten Gebäude sind in den 50er und 60er Jahren
Hinzu kommt: Die überwiegenden Wohngebäude sind in den 50er und 60er Jahren erbaut worden und häufig entsprechend schlecht gedämmt. Ansatzpunkte gibt es also reichlich. Doch allein mit Einzelmaßnahmen und ohne ein weitgehendes Gesamtkonzept für das Gebiet ist eine Halbierung des CO2-Ausstoßes nicht zu erreichen.
Die künftigen Sanierungsmanager wollen deshalb größere Zusammenhänge bei der Sanierung, Energieversorgung und Mobilität entwickeln. So sollen Reihenhäuser zusammengefasst werden, die etwa gemeinsam die Dächer sanieren oder mit Solaranlagen oder Wärmepumpen zur Energieversorgung ausgestattet werden könnten. „Eine individuelle, quartiersbezogene Beratung lässt sich nicht allgemein machen“, sieht Ulrike Marx von der Koordinierungsstelle Klimaschutz in den Sanierungsmanagern eine notwendige Maßnahme.
Sie bestehen aus einem interdisziplinärem Team des Instituts für umweltgerechte Stadtentwicklung an der Hochschule Düsseldorf und arbeiten dort in den Bereichen Energie- und Umwelttechnik, Architektur und Sozialwissenschaften. Für drei Jahre – vorerst – begleiten sie mit Vorschlägen und Beratungen die Umsetzung des integrierten Quartierkonzeptes. Mit im Boot sind ebenso der Mülheimer Energiedienstleister Medl und das Handwerk.
Zwei größere Projekte angestoßen
Zwei größere Projekte sind bereits angestoßen. So hat der Mülheimer SWB damit begonnen, verschiedene Mehrfamilienhäuser etwa am Amundsenweg zu sanieren beziehungsweise abzureißen und später wieder aufzubauen. Auch der Edeka-Supermarkt Kels will seinen Laden energetisch klimagerecht umgestalten. Ein Konzept wird aktuell von einem Studenten der Hochschule entwickelt.
Ein Anfang, Ulrike Marx ist aber zuversichtlich, dass schnell mehr daraus werden kann: „Wir haben erst vor einem Jahr begonnen. Unser Ziel ist es jetzt, eine Art Werkzeugkasten von Maßnahmen zu erstellen, der für möglichst viele Situationen anwendbar ist.“
>>> INFORMATIONEN UND ADRESSEN
Das Sanierungsmanagement wird für drei bis fünf Jahre durch das Programm „Energetische Stadtsanierung“ des Kreditinstituts für Wiederaufbau (KfW) finanziert.
Ansprechpartner für das Projekt bei der Hochschule Düsseldorf: info.lust@hs-duesseldorf.de bzw. 0211 4351 26 10. Ansprechpartner der Stadt Mülheim: energiewende@muelheim-ruhr.de bzw. 455 68 15
Das Projekt im Internet:
alt-bau-neu.de/muelheim oder klimaschutz.muelheim-ruhr.de