mülheim. . Nach 36 Jahren hat sich der Jugendreferent Wolfgang „Pio“ Piontek in den Ruhestand verabschiedet. Doch für ihn gilt: Niemals geht man so ganz.

In Speldorf ist er bekannt wie ein bunter Hund. Er ist eine Institution – auch wenn er das von sich selbst nicht gerne sagen möchte. Nach 36 Jahren ist Jugendreferent und Kolo-Leiter Wolfgang „Pio“ Piontek jetzt in den Ruhestand verabschiedet worden.

Über 100 Menschen waren am Samstag ins Kinder- und Jugendhaus Kolo an der Koloniestraße gekommen, um ihrem „Pio“ auf Wiedersehen zu sagen und mit einem großen Abschiedsfest zu zeigen, wie sehr sie die Arbeit des Sozialpädagogen und insbesondere Wolfgang Piontek als Menschen schätzen. Man kann schon behaupten, dass die Arbeit im Kinder- und Jugendhaus in Speldorf eine Art Lebenswerk des 65-Jährigen ist.

Freund, Tröster und Seelsorger

Direkt nach dem Studium machte Piontek 1982 sein Anerkennungsjahr im Kolo und war seitdem aus der Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Speldorf nicht mehr wegzudenken. 36 Jahre leitete er die Einrichtung und hat viele Generationen durch ihre Kindheit und Jugend begleitet. Er hat Spuren in vielen Biografien hinterlassen, war Freund, Tröster, Seelsorger für viele Kinder und Jugendliche, in ihren prägenden Lebensphasen.

Ein besonderes Anliegen waren Piontek stets Projekte gegen das Vergessen. Gedenkstättenarbeit, wie etwa Fahrten zu den ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagern nach Auschwitz oder Lublin-Majdanek hält der Sozialpädagoge auch heute für sehr wichtig. „Ich möchte nicht, dass Jugendliche in die rechte Szene abrutschen“, sagt Piontek. „Ich kann es natürlich nicht verhindern, aber ich kann aufklären.“ Und das sei heute leider wieder aktueller denn je.

Die Arbeit mit jungen Menschen war immer das, was Piontek machen wollte. „Das bin ich und die Arbeit hat mich selbst auch immer jung gehalten.“ Über die Jahre hat sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen geändert. Zum einen hätten die neuen Medien, die Digitalisierung das Leben junger Leute verändert, zum anderen seien Jugendliche einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt. „Leistungsdruck in der Schule, im Elternhaus und auch im Freundeskreis sind teils schon enorm geworden“, weiß der erfahrene Sozialpädagoge. „Am besten mit 17 Jahren das Abitur machen, dann sofort ins Studium, das heute auch total verschult ist und den jungen Menschen wenig Zeit zum Durchatmen gibt.“ So sei das Kolo auch immer ein Ort, an den sich Kinder und Jugendliche zurückziehen können.

„Aus Fehlern kann auch viel Positives entstehen“

Und da, so Piontek, sei man schon an dem Punkt, was sich in seinen 36 Jahren als Leiter des Jugendhauses nicht geändert hat. „Dass Jugendliche Jugendhäuser brauchen“, sagt Piontek. „Sie können unter einem Dach, in einer Art Schutzraum, Dinge ausprobieren, die sie sonst wahrscheinlich nicht machen würden.“ Dazu gehöre es auch, Fehler machen zu dürfen, um aus ihnen zu lernen. „Im Jugendhaus haben sie ein Auffangbecken, hier kann aus Fehlern auch viel Positives entstehen.“

Sich völlig zur Ruhe setzen, das möchte und kann Piontek aber nicht. „Ich habe keine Lust zu Hause zu sitzen und mich fragen zu müssen, was ich mit mir und der Zeit anfangen soll“, sagt Piontek und lacht dabei. Daher wird der „Halbruheständler“ bei der Rheinischen Landeskirche weiter in Teilzeit arbeiten und das große Jugendcamp, das 2020 in Mülheim stattfindet, mit vorbereiten.

So hält es Piontek einerseits wie Hape Kerkeling, andererseits wie Trude Herr. Am Samstag hieß es dann „ich bin dann mal weg..., aber niemals geht man so ganz.“

>>> Ansgar Wittkämper ist „Pios“ Nachfolger
Wolfgang Pionteks Nachfolger ist seit dem 1. November Ansgar Wittkämper. Seine offizielle Einführung und Begrüßung bekommt Wittkämper im Gottesdienst in der Lutherkirche, ander Duisburger Straße, am 2. Dezember um 10 Uhr.

Wittkämper wird für die Kinder- und Jugendarbeit in Speldorf zuständig sein, aber auch die gemeinsame Jugendarbeit links der Ruhr gemeinsam mit der Nachbargemeinde fördern.