Speldorf. . Das Jugendzentrum „Kolo“ setzt auf drei Säulen: Gruppen, teiloffene Tür und Projekte. 45 geschulte Jugendliche sind hier ehrenamtlich im Einsatz.
In der Küche des evangelischen Jugendzentrums „Kolo“ an der Koloniestraße wird kräftig gearbeitet. Die Kinder und ihre Gruppenleiter Eike, Jeany und Philipp bereiten leckere Wraps zu. Dann wird gemeinsam gespeist. Nach dem wilden Basketballspiel auf dem Hof kann schließlich jeder ein paar Kalorien gebrauchen.
Laura (8), die immer montags herkommt, spricht aus, was viele hier denken: „Draußen Spiele zu machen, in der Gruppe, das macht am meisten Spaß.“ Was das Zweitschönste im „Kolo“ ist, kann sie aber auch sofort sagen: die Kinder-Disco.
Katja (11) dagegen schwärmt davon, dass sie hier in ihrer Freizeit das tun kann, was sie möchte: basteln, spielen, kochen, toben, quatschen und vieles mehr. „Als ich mit acht Jahren zum ersten Mal hier war, kannte ich keinen, aber jetzt sind das alles hier meine Freunde“, erklärt sie. Und mit denen war sie sogar schon auf einer „Kolo“-Freizeit in Ratingen, bei der unter anderem auch „Schlag den Teamer“ gespielt wurde.
Apropos Teamer: Wer sich schlau macht über das „Kolo“, den beeindruckt erst Mal eine Zahl: 45 junge Ehrenamtler (Teamer) helfen hier mit. Jugendheimleiter Wolfgang Piontek, der einzige Hauptamtliche, hat sie alle selber in speziellen Seminaren ausgebildet. Die Schulungen laufen über ein Jahr, dann dürfen die Jugendlichen Kinder- und Jugendgruppen, Freizeiten oder auch Projekte leiten. „Unsere Kinder- und Jugendarbeit hier in Speldorf steht auf drei Säulen. Wir haben feste Kinder- und Jugendgruppen (derzeit sieben), die offene Arbeit am Mittwoch von 15.30 bis 20 Uhr und die Projektarbeit“, erläutert Piontek.
Toberaum, Probenraum und Internet-Café
Im Keller des Jugendzentrums findet man eine Bar und verschiedene Aufenthaltsräume, in denen selbstverständlich Kicker, Billard, Schach und Air-Hockey gespielt werden kann. Auch Gesellschaftsspiele füllen die Regale und Bastelmaterialien. Ein Toberaum, dessen Wände mit Teppich ausgestattet sind, lädt zu Kissenschlachten ein. Es gibt auch einen kleinen Bandraum, in dem momentan zwei Bands regelmäßig proben – und ein Internet-Café.
Außerdem sind rund um das Haus viele Aktivitäten möglich. Erst kürzlich haben einige Kinder und Jugendliche hier ein Floß gebaut. Draußen kann man aber auch nur rumsitzen und chillen – was vor allem den Teenagern sehr gefällt. Die Räume für den offenen Treff haben die Kinder und Jugendlichen vor acht Jahren selber renoviert und gestaltet. „Anleiten, aber selber machen lassen, das ist sozialpädagogische Arbeit“, sagt Wolfgang Piontek lachend.
Rund 550 Kinder und Jugendliche besuchen das „Kolo“ in der Woche. Dazu zählen auch die Kids, die zur Hausaufgabenhilfe (drei Mal die Woche) vorbeikommen.
Politische Bildung gehört im „Kolo“ dazu
Projektarbeit wird im „Kolo“ groß geschrieben. Es gibt Kinderbibeltage, Filmprojekte (etwa zu Cybermobbing), Moderatorentrainings, Projekttage für Mädchen, Gedenkstättenfahrten, etc. Im Luther-Jubiläumsjahr führte man eine Church Night durch, zu der über 200 Jugendliche kamen. Sehr am Herzen liegt Wolfgang Piontek auch die politische Bildung. Mit einer Gruppe von 21 jungen Leuten reiste er kürzlich nach Berlin, um in Sachen Rassismus/Rechtsextremismus zu „forschen“, der Tripp war in mehreren Seminaren vorbereitet worden. „Die Jugendlichen von heute sind keine Null-Bock-Generation. Man muss sie nur ranführen an die Themen, dann interessieren sie sich auch“, hat der Jugendheimleiter bemerkt.
Neben Kinder- und Jugendfreizeiten etwa in Holland oder Bayern gibt es auch eine besondere „Kolo“-Fahrt. Es geht in diesem Sommer bereits zum fünften Mal zu einer Jugendbegegnung bei einer Partnerkirche in den USA.
Wer einmal ins „Kolo“ fand, der bleibt meist dort und wird selbst zum Gruppenleiter. Bei Jeany (18), Azubi zur Mechatronikerin, und Eike (noch Schüler) war es so. „Es macht Spaß hier zu arbeiten und die Kinder aufwachsen zu sehen“, sagen sie. Zum Schluss noch eine beachtenswerte Zahl: Zwölf Ehepaare haben sich hier gefunden.