Mülheim. Destillate locken Besucher zur Spirituosenmesse in die Stadthalle. Angebote für Kenner und Neuling mischen sich – auch außerhalb der Flaschen.

Dudelsackmusik begrüßt die Besucher vor der Stadthalle, während sie noch an der Kasse anstehen. Ein Musiker der Ruhrpott-Pipers trägt die traditionellen Melodien im schottischen Kilt vor und erhöht damit die Vorfreude vieler Wartender. Denn bei der 13. Auflage der Spirituosenmesse Aquavitae sind erneut Whiskys das Zugpferd, und gerade die schottischen haben in Mülheim eine riesige Fangemeinde.

So trifft der Essener Scott Gordon an seinem Messestand auf viele Gleichgesinnte. „Der schottische Whisky ist für mich der beste“, und das sage er nicht bloß, weil er Halbschotte ist und einige Jahre in den Highlands gelebt hat. Bei ihm kann man zwar auch die edlen Tropfen bekommen, doch er vertreibt vor allem Dekoration, Fassdeckel oder zu Regalen umgestaltete Fässer, neuerdings auch Whsikywurst. „Der Whiskymarkt ist ziemlich krass“, sagt Gordon, und die Produkte aus Schottland und Irland seien seit jeher die beliebtesten. „Deutschland oder Japan hinken noch hinterher.“

Deutscher Whisky kann mithalten

Eine große Auswahl an Spirituosen gab’s bei der Messe.
Eine große Auswahl an Spirituosen gab’s bei der Messe. © Herbert Höltgen

Deutsche Erzeugnisse seien jedoch qualitativ genauso gut wie jene aus etablierten Whisky-Ländern, sind Magnus und Stefanie Geuting überzeugt. Das Ehepaar betreibt in Bocholt eine Kornbrennerei in der sechsten Generation. Seit 2010 verkaufen die beiden ihren Münsterländer Whisky. „Wir haben unseren eigenen Whisky, und wir wollen niemandem etwas nachmachen.“ So gibt es an ihrem Stand keine rauchige Sorten. „Unser Whisky ist vollmundig und mild“, wirbt Stefanie Geuting, damit sei er auch für Neulinge als Einstieg hervorragend geeignet.

Tatsächlich richtet sich die Messe an ein breites Publikum, von Händlern bis zu Privatleuten, vom Sammler bis zum Einsteiger. Wenn auch die meisten der 78 Aussteller Whisky präsentieren, so bietet doch beinahe die Hälfte andere Spirituosen, darunter Rum, Wodka, Obstbrände oder Grappa; auch Schnaps und Liköre, die nach der amerikanischen Schwarzbrennerkunst hergestellt wurden. Und wer sich für Linie Aquavit interessiert, erfährt warum die Fässer auch heute noch per Schiff den Äquator kreuzen. „Wir haben vor allem kleine unabhängige Abfüller hier, das wollen die Fans haben, gerade die visierten“, sagt Mitorganisator Olaf Schönberg. Branchenriesen wie Diageo mit der weltweit meistverkauften Marke Johnnie Walker sucht man vergebens, dafür gibt es aber neben Neuheiten auch Raritäten, etwa seltene und teure Single Malts.

Frauenanteil steigt stetig an

Lust auf etwas Süßes mit Schuss? Auch Leckereien wurden bei der Messe angeboten, wie hier von Oliver Pak und Solveig Klein.
Lust auf etwas Süßes mit Schuss? Auch Leckereien wurden bei der Messe angeboten, wie hier von Oliver Pak und Solveig Klein. © Herbert Höltgen

Besucherin Maren Keßel aus Duisburg ist vollauf zufrieden. „Ich hätte gar nicht erwartet, dass so viele Gin-Sorten hier sind“, freut sich die 26-jährige Gin-Liebhaberin. Damit sie möglichst viel probieren kann, ist sie extra mit der Straßenbahn angereist und hofft, eine leckere Flasche für zuhause zu finden. Denn die Chance auf köstliche Zufallsfunde ist besonders groß. Zwar ist Keßel als Frau deutlich in der Minderheit, wehrt sich aber gegen das Vorurteil, nicht auf diese Messe zu gehören. „Gin oder andere hochprozentige Getränke sind natürlich auch für uns Frauen.“

Auch interessant

Das bestätigt auch Händler Andreas Kahle. „Der Frauenanteil steigt stetig, gerade für schöne Whiskys.“ Er findet spannend, dass es verschiedene Geschmäcker gibt, und ohnehin sei wichtig, dass ein Getränk schmeckt, „egal wie alt es ist oder was es kostet“. So fänden sich durchaus Frauen, die Strohrum mögen und „tätowierte Männer wie ein Bär, die gerne Piña Colada trinken“.

Whisky führt Menschen zusammen

Doch es geht in der Stadthalle um viel mehr als Alkohol, geboten werden Genuss und sogar Lebensgefühl. So entfachen Fotos und Bilder schottischer Highlands oder irischer Landschaften geradezu Fernweh. Wem zudem nach dem Genuss eines äußerst guten Tropfens, der für eine Hand voll Euro probiert werden kann, nach einer Zigarre oder nach handgemachten Schokolade-Pralinen ist, wird ebenfalls auf der Messe fündig. Beim Stand von Oliber Park und Solveig Klein.

So verlassen die meisten Besucher die Spirituosenmesse dann auch sehr zufrieden, und auch Olaf Schönberg freut sich über die Resonanz: „Whisky ist unglaublich. Vor dem Regal begegnen sich alle Menschen, ob Manager oder Student, auf Augenhöhe.“