mülheim. . Die Preise für das Trockengras sind deutschlandweit explodiert. Auch Mülheimer Pferdestall-Besitzer blicken mit Sorge auf die Preisentwicklung.
Die Hitze und Dürre des Sommers sorgen dafür, dass die Stroh- und Heupreise stark steigen. Laut Internet-Portal „Agrarheute“ lagen bundesweit die Heupreise Mitte Oktober bei mindestens 150 Euro je Tonne.
Im Vergleich zum September ein weiterer Preisanstieg: Landwirte müssen nun vier Euro mehr je Tonne zahlen. Die Vorjahrespreise werden um 35 Prozent übertroffen. Laut Hermann Terjung, erster Vorsitzender der Mülheimer Ortsbauernschaft, liegen die Preise aktuell jedoch deutlich höher als beim Online-Portal angegeben. Für gutes Heu müssten Kunden zwischen 250 bis 300 Euro pro Tonne zahlen. Der zweite Schnitt war, wie im letzten Jahr, für den August geplant. Doch der Landwirt saß erst vor zwei Wochen auf seinem Trecker, um das Trockengras einzufahren. „Der Ertrag aus dem Zweitschnitt war in diesem Jahr wirklich bescheiden.“
Kunden müssen pro Heuballen bis zu 100 Euro zahlen
Terjung, der 100 Hektar Land bewirtschaftet, verkauft sein Heu vor allem an Reitställe, beliefert momentan erst einmal seine Stammkunden: „Noch habe ich genug Heu, um die Nachfrage zu decken.“ Seine Kunden, die Pferdestallbesitzer, seien in diesem Jahr verstärkt auf sein Heu angewiesen, „weil die Pferde durch die Trockenheit auch kein Gras zum Fressen auf den Weiden hatten.“
Holger Heesen hat die Preise in seinem Winkhausener Reitstall ebenfalls noch nicht erhöht, „dies könnte aber nötig werden.“ Denn auch Stroh und Kraftfutter sind teuer. Er habe das Glück, selbst Heu für den Eigenbedarf ernten zu können. Ein Restbestand aus dem vergangenen Jahr helfe ihm über die Runden. „Wer das Heu einkaufen muss, wird arm dabei“, meint Heesen.
Auch eine Reithofbesitzerin aus dem Mülheimer Süden ist sich nicht sicher, ob das eingekaufte Heu aus dem Raum Mülheim/Essen ausreicht. Ihre Preise hat sie noch nicht angehoben. Landwirt Karl Wilhelm Kamann hat seinen Betrieb in Styrum am Schifffahrtskanal. Mit seinem Heu, das auch aus seinem Betrieb in Westfalen stammt, werden die Tiere aus dem Duisburger Zoo und der Mülheimer Rennbahn satt. Lagen die Preise nach der Ernte im Sommer noch bei 50 Euro pro Ballen (ein Ballen wiegt rund 300 Kilo), müssen Kunden jetzt bis zu 100 Euro zahlen.
Heu aus Polen und Tschechien
Auf Regen wartete auch Hans Lugge im Sommer vergeblich: Sein Reitstall liegt im grünen Städtedreieck zwischen Mülheim-Dümpten, Essen-Frintrop und Oberhausen. Zurzeit sei es schwierig an Heu und Silage zu kommen. Seines bezieht er aus Polen und Tschechien. Aber auch dort werde das Futtermittel knapp. Bereits zu einem erhöhten Preis habe er es eingekauft.
„Wie viele Reitställe mussten wir die monatlichen Preise für die Einstallung anheben“, sagt Lugge. Für viele Pferdebesitzer sei dies eine Belastung. Doch trotz der Preiserhöhung könnten sie die Mehrkosten nicht decken. Hans Lugge hofft auf eine bessere Heu-Ernte im nächsten Jahr: „Allerdings müssten dann schon die ersten zwei Ernten richtig gut sein, damit sich der aktuelle Mangel wieder ausgleichen kann.“
>>Gras wuchs kaum nach, Nachsaaten nicht erfolgreich
Bis Ende Oktober hat es in vielen Teilen Deutschlands fast nicht geregnet. Das Gras wuchs kaum nach. Für einen erhoffen vierten Schnitt reichte das nachwachsende Gras nur selten.
Die lang anhaltende, deutschlandweite Trockenheit hat wertvolle Gras-Sorten geschädigt. Nachsaaten waren wegen der unverändert anhaltenden Dürre nur sehr bedingt erfolgreich.