Mülheim. . Rückgänge bis zu 30 Prozent, Verlust durch Vielschichtigkeit ausgeglichen. Vor Existenznot steht keiner – weshalb sich Bauern solidarisch zeigen.
Vieles hängt von dem Erntebericht ab. Etwa die Größe von Pommes frites oder die Verfügbarkeit von alltäglichen Lebensmitteln wie Brot, Bohnen oder Kartoffeln. Wie vielerorts beklagen auch die Bauern in Mülheim Ernteeinbrüche. Um die Existenz muss aber keiner bangen.
Hermann Terjung, Vorsitzender der Ortsbauernschaft, spricht im Schnitt von Einbußen um 20 bis 30 Prozent, je nach Anbau. Am schlechtesten seien die Gersteerträge ausgefallen. Auch beim Heu war nur der erste Schnitt im Mai brauchbar und durch die Trockenheit gut pressbar, doch der zweite war durch den fehlenden Regen „ein Totalausfall“, erzählt Terjung. Seine Kartoffeln sind kleiner als sonst. Allerdings: „Durch die Trockenheit klebt keine Erde an der Schale, optisch habe ich noch nie so schöne Kartoffeln gesehen“, merkt Terjung an.
Getreidepreise liegen auf hohem Niveau
Den Ernteverlust kompensiert er über die Vielschichtigkeit. Zudem sind hohe Preise die Folge von schlechter Ausbeute auf den Feldern. Die Getreidepreise liegen laut Landwirtschaftsministerium mit 170 bis 185 Euro pro Tonne bei Brotweizen und 168 bis 190 Euro bei Futterweizen auf einem relativ hohen Niveau.
Landwirt Martin Siekerkotte hatte Glück im Unglück, geht es um den Ertrag hinsichtlich seiner Zuckerrüben. Durch verschiedene Techniken und Niederschlag in den richtigen Momenten wird er kaum weniger ernten als im Vorjahr: 72 Tonnen, schätzt er; 2017 waren es 75. „Ich bin damit aber eine Ausnahme in der Region. Die meisten stöhnen“, sagt Siekerkotte, der mit wassersparender Mulch-Saat, Unterfuß-Düngung und keimförderndem Mikrogranulat arbeitete.
„Sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“
Der Rübenertrag fängt wohl die Einbußen auf der Getreideebene ab. „Wir haben keine einseitigen Fruchtfolgen“, so Siekerkotte, der im Falle von Raps und Weizen auch rund 20 Prozent weniger erwartet, im Falle von Gerste 30 Prozent. Zu den Hilfszahlungen, die der Bauernverband aufgrund der Ernteausfälle gefordert hat und die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Mittwoch mit 340 Millionen Euro von Bund und Ländern zugesagt hat, äußert sich der Mülheimer klar: „Mit ein paar Prozenten aus dem Topf könnten wir unsere Einbußen zwar kompensieren. Aber bei anderen im Osten sind teilweise bis zu 90 Prozent des Betriebsertrags ausgefallen. Die haben es nötig, da geht es um Existenznot.“
Ähnlich sieht es Christiane in der Beeck-Bolten vom Dümptener Hof: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Ihre Kartoffeln sind ebenfalls kleiner als sonst, da die Pflanzen oberirdisch vertrockneten und keine Nährstoffe mehr in den Boden lieferten. Das Feld in Willich hat ihr Mann aufwendig bewässert, dort sind die Kartoffeln etwas größer geworden. „Mit natürlichem Regen ist die Bewässerung aber nicht zu vergleichen“, gesteht die Landwirtin, die auch Erdbeeren reichlich bewässert hat. Deren Ernte erfolgt aber erst im Frühjahr.
Bauern sprechen von gutem Boden
Sorgen macht sich in der Beeck-Bolten vielmehr um die Ausbeute beim Mais, wo es landesweit sogar Ertragsrückgänge von bis zu 75 Prozent gibt. „Das Feld sieht nicht gut aus“, gibt sie zu. Die Ernte ist noch nicht erfolgt, sie hofft auf ein paar Tropfen, rechnet aber ebenfalls mit großen Einbußen. Wobei die Mülheimer Landwirte allesamt von guten Bodenverhältnissen sprechen, wodurch ganz große Verluste vermieden werden können.
>> Obstbauern kommt Wetter teilweise zugute
Die wenigsten Einbußen haben die Obstbauern. Klaus Felchner vom gleichnamigen Biohof ist relativ glimpflich davongekommen, wie er sagt. Durch die Hitze sei die Gefahr von Pilzerkrankungen ausgeblieben.
Die Beeren an den Obststräuchern hätten eine ordentliche Süße und Reife, seien aber auch etwas kleiner als sonst.