Essen. . Weil die Wiesen oft regelrecht verbrannt und braun sind, werden Pferde dort nicht mehr satt. Deshalb müssen die Bauern Futter teuer zukaufen.

Dietmar Volmer bewirtschaftet seinen Hof am Klusemannsweg in Heidhausen schon in vierter Generation. Mit seinem Landrover fährt er Mittwoch auf die stark abschüssigen Wiesen am Tüschener Weg. Auch heute steht die Sonne hoch und knallt. Für die schöne Aussicht übers landschaftlich reizvolle Tal hinweg nach Velbert hat der 52-jährige Landwirt in diesen Zeiten extremer Dürre überhaupt kein Auge. „Knüppelhart“, schimpft er, als er mit dem Fuß aufs trockene Land tritt. „Schauen Sie dort, lauter verbrannte Stellen – so schlimm war es noch nie.“

Die Wiese am Tüschener Weg ist vertrocknet. Nur etwas Grün schimmert durch. „So schlimm war es noch nie“, sagt Landwirt Dietmar Volmer.
Die Wiese am Tüschener Weg ist vertrocknet. Nur etwas Grün schimmert durch. „So schlimm war es noch nie“, sagt Landwirt Dietmar Volmer. © Christof Köpsel

Von den 70 Bauernhöfen in Essen hat sich etwa die Hälfte auf Pferdehaltung und somit auf die Bewirtschaftung von Grünland spezialisiert. Auf Dietmar Volmers Pferdepension leben 45 Pferde – vom schlanken Dressurpferd bis zum stämmigen Kaltblut wie „Exakt“. Der Siebenjährige gehört Isabelle Hess aus Ratingen und hat gerade eine ordentliche Portion Heu verputzt, weil die Wiesen hinter ihm total vertrocknet sind. Es ist ein trostloser Anblick: Eigentlich sollten sie saftig grün sein, stattdessen blickt „Exakt“ auf dürres braunes Land.

Händler verdoppeln Heu-Preis

„Um die Pferde satt zu kriegen, muss ich jetzt Heu und Heulage zukaufen“, sagt Volmer. Ein Händler aus Warendorf verlangt für einen 100-Kilo-Rundballen 35 Euro – doppelt so viel wie sonst.

Die Nachfrage nach Futtermitteln sei inzwischen überall sehr hoch, bestätigt Ursula Jandel, Geschäftsführerin der Kreisstelle Mettmann der Landwirtschaftskammer. Wer Kühe und Rinder halte, sei besonders betroffen. „Die Landwirte haben Sorge, wie sie die Tiere über den Winter kriegen.“

Hengst „Exakt“ hat gerade ein Portion Heu verputzt. Auf den verbrannten Wiesen dahinter findet der siebenjährige Kaltblüter kein Gras mehr.
Hengst „Exakt“ hat gerade ein Portion Heu verputzt. Auf den verbrannten Wiesen dahinter findet der siebenjährige Kaltblüter kein Gras mehr. © C. Köpsel

Der Essener Ortslandwirt Dr. Günter Maas zeichnet ebenfalls ein trübes Bild. Bei der vorgezogenen Getreideernte Anfang Juli – also zwei bis drei Wochen früher als normal – seien die Bauern noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber die Erträge der Rapsernte seien schon deutlich kleiner ausgefallen. Jetzt mache sich die wochenlange Trockenheit auf andere Weise bemerkbar. „Die Böden sind dermaßen hart geworden, dass wir mit den Maschinen nicht mehr in die Erde kommen“, sagt Maas.

Landwirte in der Großstadt Essen stoßen mit ihren Äckern zwangsläufig auf bewohntes Gebiet. Deshalb sei das dringend erforderliche Aufbringen von Kalkdünger nahezu unmöglich. „Man staubt die Nachbarn regelrecht ein, deshalb haben viele Landwirte davon abgesehen.“

Hoffnung auf Regen am Wochenende

Dietmar Volmer schaut derweil misstrauisch in den Himmel – und erwartungsfroh in die Wetter-App. Die paar Regenstunden in der letzten Woche und die halbe Stunde Niederschlag am Montag hätten nur wenig geholfen. „Immerhin schimmert jetzt etwas Grün durch.“

In guten Jahren kann Volmer auf seinen 14 Hektar Grünland gut und gerne drei Mal ernten. Das reiche bequem, um die Pferde im Winter satt zu kriegen. Aber 2018 ist ein miserables Jahr. „Bei der zweiten Ernte hatten wir Einbußen von sechzig Prozent und die dritte Ernte haben wir im Prinzip abgeschrieben.“

Vor einem Monat hatten die meisten Landwirte – auch im Vertrauen auf die guten Essener Böden – noch gehofft, ihre Pflanzen würden die heftige Trockenperiode schon noch überstehen. Doch davon kann nach einem weiteren Trockenmonat keine Rede mehr sein.

Nikolas Weber vom Oberschuirshof setzt auf nachhaltige Landwirtschaft, Feldfreunde haben Teile seiner Ackerflächen als Selbsterntefelder gepachtet. „Die Getreideernte ist noch gut gelaufen, aber die Gemüseernte wird sehr sehr schwierig werden“, sagt er.

Vor allem späte Kulturen wie etwa der Mais bereiten den Landwirten Sorgen. „Da stehen nur noch Pflanzen mit Kümmerkolben“, sagt Weber. Die Expertin der Landwirtschaftskammer rechnet beim Mais mit „ganz erheblichen Verlusten“ – in Zahlen: 40 bis 50 Prozent.

Ortslandwirt Günter Maas hofft, dass der Himmel am Wochenende endlich seine Schleusen öffnet. „Ich hoffe, dass das Grünland nur in eine Art Ruhestatus gefallen ist und nach dem Regen endlich wieder neu anwächst.“

>>>PFERDEHALTER MÜSSEN MIT HÖHERER PENSION RECHNEN

Landwirt Dietmar Volmer verfüttert an die 45 Pferde auf seinem Hof täglich rund 200 Kilogramm Heu und Heulage. Das macht monatlich einen Futterbedarf von rund sechs Tonnen.

Weil Futter teuer zugekauft werden muss, sei wahrscheinlich, dass die Pferdehalter demnächst eine höhere Pension zu entrichten haben.