Mülheim.. Von 1866 bis 1966 diente der Bahnhof dem Kohleumschlag und es gab Personenverkehr. Günter Heinz, ehemaliger Dienststellenleiter, erinnert sich.



Ein Jahrhundert lang diente der Bahnhof Heißen als Kohleumschlagplatz. Als dann 1966 mit der Zeche Rosenblumendelle, die letzte aktive Zeche auf Mülheims Stadtgebiet, geschlossen wurde, machte auch der Bahnhof Heißen seine Schotten dicht.

An diese Zeit kann sich Günter Heinz noch gut erinnern. Von 1962 bis zur Schließung 1966 war er zunächst Vertreter der Dienststellenleitung dann selbst Dienststellenleiter. „Bis zu zehn Züge mit jeweils 60 Wagen wurden täglich mit Kohle beladen“, sagt Günter Heinz. Ab 1964 wurden die Mengen allmählich immer weniger.

Günter Heinz wirft einen Blick in sein Fotoalbum.
Günter Heinz wirft einen Blick in sein Fotoalbum. © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Anfangs habe er mit seinen drei Schwestern, der Mutter und seinem Bruder in zwei kleinen Dachkammern in einem Haus direkt am Heißener Bahnhof gelebt. Das Geld war knapp. Als Möbel dienten Apfelsinen-Kisten. Günter Heinz wurde damals aus seiner ostdeutschen Heimat Neustadt in Oberschlesien vertrieben, musste dann aus dem mitteldeutschen Büttstädt in Thüringen politisch erzwungen fliehen, er landete schließlich in Mülheim.

Der Bahnhof Heißen diente als Rangierbahnhof

Zur Arbeit bei der Bahn habe ihn sein Bruder Gerhard gebracht. Dieser begann als Streckenarbeiter in Speldorf, war dann Rangierer in Heißen, später Fahrdienstleiter am Essener Hauptbahnhof.

„Der Bahnhof in Heißen diente damals auch als Rangierbahnhof für Nachbarbahnhöfe“, sagt der 85-Jährige. Zur Gründungszeit habe es neben dem Kohlentransport der Auftraggeber Zeche Rosendelle und Wiesche auch einen regen Personenverkehr gegeben. „Unterwegs waren Werkszüge nach Essen-Nord und Duisburg-Rheinhausen“, so Heinz. Der Bedarf sei aber immer weiter gesunken bis der Personenverkehrs schließlich ganz eingestellt wurde.

Der Hauptbahnhof hieß damals „Mülheim Ruhr Stadt“

Bruder Gerhard Heinz war damals Rangierer am Heißener Bahnhof.
Bruder Gerhard Heinz war damals Rangierer am Heißener Bahnhof. © Unbekannt | FUNKE Foto Services

Und vor dem zweiten Weltkrieg hätten Bauern zudem ihre Milchkannen zum Bahnhof, der direkt an der Schnittstelle der märkischen und der rheinischen Strecke lag, gebracht, wo sie dann verladen wurden.



Auch nach der Schließung gab es für Günter Heinz genügend Arbeit bei der Bahn: Er war an der Stilllegung des Bahnhofs Dortmund-Mengede beteiligt, von 1967 bis 1974 leitete er die Dienststelle des Mülheimer Hauptbahnhofes – wieder zunächst als Vertretung, dann stieg er zum Leiter auf.

Damals hieß der Hauptbahnhof allerdings noch „Mülheim Ruhr Stadt“. Es habe Mülheimer gegeben, die durch die Namensnennung eine Benachteiligung gegenüber Essen, Oberhausen und Duisburg empfanden. „Es gab Passagiere, die dort ankommen und fragten, wo denn der Hauptbahnhof sei“, erinnert sich Günter Heinz. „Dabei befanden sie sich bereits dort.“

Umbenennung gab Dank, aber auch Ärger

Günter Heinz habe den Wunsch der Stadtverwaltung nach einer Umbenennung unterstützt, denn deren Anträge waren abgelehnt worden. „Ich habe dann als Dienststellenleiter einen Antrag an die Bundesbahn gestellt“, so Heinz. Daraufhin wurde der Bahnhof in „Mülheim (Ruhr) Hauptbahnhof“ umbenannt. Damit habe er nicht nur Danksagungen sondern auch „großen Ärger“ aufgrund der hohen Kosten durch die Änderung auf sich gezogen.

>>> Sonderzüge halten noch heute in Heißen

1866 wurde der „Bahnhof Heißen“ an der Bahnstrecke Osterath–Dortmund Süd eröffnet. Hier zweigte die Strecke Mülheim-Heißen–Altendorf (Ruhr) nach Dahlhausen über Steele-Süd ab. Die Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und Heißen wird als „Heißener Berg“ bezeichnet. Aktuell wird der Bahnhof noch gelegentlich von Sonderzügen mit Eisenbahnfreunden angefahren. Der Anschluss an den dortigen Schrottplatz und RWE wird von der Deutschen Bahn noch betriebsbereit unterhalten.