Mülheim. . Leser erinnern sich an Dampflokzeit mit viel „Nebel“ vor der Haustür. Eisenbahnfreunde schätzen Siegfriedbrücke in Styrum für gute Zugaufnahmen.

  • Styrumer Kirche St. Mariä Rosenkranz ist von der Haupteisenbahnstrecke des Ruhrgebietes aus zu sehen
  • „Donnerbüchsen“ hießen die alten Personenwagen, weil es in den Stahlblechaufbauten ziemlich laut war
  • Auf der Hoelzene Brücke im Dichterviertel konnten Zug-Beobachter mitten in einer Dampfwolke stehen

„Wo rauchte diese Dampflokomotive“ haben wir vor einigen Wochen gefragt. Eisenbahnfreunde wussten es sofort. Aber auch Leser, die nicht so viel mit Zügen am Hut haben, wussten, wo der Kirchturm hinter den Baumkronen auf dem Foto steht. Es ist die Styrumer Kirche St. Mariä Rosenkranz. Sie ist von der Haupteisenbahnstrecke des Ruhrgebietes aus im Vorbeifahren kurz zu sehen. Die Bahnlinie trennt seit 1862 Styrum. Der Fotograf stand auf der Siegfriedbrücke nahe des Stellwerks,.

„Auf dem Foto ist die 78 468 zu sehen. Sie fährt mit einem Personenzug aus Donnerbüchsen Richtung Bahnhof Styrum“, hat Rüdiger Funke erkannt. In der Redaktion erklärt er, dass es sich um eine Tenderlok mit der Achsfolge 2 C 2 handelt. Übersetzt für den Nicht-Bahner: zwei Vorlaufachsen, drei Treibachsen und zwei Nachlaufachsen. „Donnerbüchsen“ heißen die Personenwagen, weil es in den Stahlblechaufbauten ziemlich laut war für die Fahrgäste.

Bis 1969 im Wendezugdienst

Die Dampflokomotive war einst auf vielen Strecken des Ruhrgebietes zu Hause. Das Foto stamme wahrscheinlich von einer Sonderfahrt der Eisenbahnfreunde Oberhausen.“ Diese Dampflokomotive sei aus Anlass der Landesgartenschau in Oberhausen 1997 fahrfähig aufgearbeitet worden. Heute sei die Lok im Krefeld beheimatet, sagt Funke. „Der Fotograf stand auf der Siegfriedbrücke am Stellwerk. Der Kirchturm gehört zu Mariä Rosenkranz.“

Die 78 468 war zuletzt bis 1969 im Wendezugbetrieb im Raum Wuppertal im Einsatz. 1998 kam sie nach einer Grundsanierung (Eisenbahner sagen Hauptuntersuchung) wieder zurück auf die heimischen Gleise, sagen Quellen.

Standort Bahnüberquerung Siegfriedbrücke

„Das war gar nicht so schwer zu erkennen. Der Fotograf stand ziemlich genau an der gleichen Stelle, von der aus ich am 30. Oktober, um 10.26 Uhr, dieses Bild aufgenommen habe. Standort Bahnüberquerung Siegfriedbrücke (von der Hauskamp- zur Siegfriedstraße).“, schreibt Harald Müntjes. „Im Hintergrund ist die Rückseite der Fertigungshalle der Firma ,Pumpen Wernert’, die an die Siegfriedstraße angrenzt, zu sehen. Der Kirchturm gehört der St. Mariä-Rosenkranz-Kirche am Marienplatz in Styrum.“

Die Baureihe 38 mit Volldampf und ihrem Museumszug hat Martin Menke an einem Septembertag von der Siegfriedbrücke aus fotografiert.
Die Baureihe 38 mit Volldampf und ihrem Museumszug hat Martin Menke an einem Septembertag von der Siegfriedbrücke aus fotografiert. © Martin Menke

Müntjes nennt weitere Einzelheiten: „Die beiden links im Bild befindlichen Gleisstränge dienen der Andienung und dem Lieferverkehr der ehemaligen Mannesmannröhren-Werke AG (jetzt Salzgitter-Mannesmann). Sie sind an die Gleise der Deutschen Bahn angebunden. Am 31. August, 2002, um 13.20 Uhr, kommt ein ähnlich zusammengestellter Zug mit vorgespannter Diesellok auf den Styrumer Gleisanlagen durchgefahren. Dazu hat Harald Müntjes eine kleines Video mitgeschickt sowie weitere Fotos mit Dampflokomotiven, die er von der Siegfriedbrücke aus gemacht hat. Dabei lief gleichzeitig seine Videokamera mit.

Viel Dampf geschnuppert

Den guten Fotostandort Siegfriedbrücke kennt auch Martin Menke. „An gleicher Stelle wie das historisches Bild konnte ich im September 2017 die Baureihe 38 aufnehmen, allerdings von einen etwas anderen Standort auf der Brücke am Stellwerk Mf. Sie ist wie die Baureihe 78 eine preußische Entwicklung. Die abgebildete 78 468 hat viele Rundfahrten im Ruhrgebiet unternommen und ziert den Titel meines Ruhrtalbahn-Buches. An einigen der Fahrten durch Styrum oder Kettwig habe ich teilgenommen und in den Wagen den Dampf genossen“, erinnert sich Menke.

Bahntrasse an der Heißener Straße

Heidrun Gilly kennt einen anderen Standort zum Dampfschnuppern. „Am Ende der Heißener Straße stadtauswärts war eine Bahntrasse. Seinerzeit hieß sie Horst-Wessel-Straße. Eine Brücke führte darüber, die so genannte ,Hoelzene Brücke’. Bei einem Besuch meiner Großeltern im Dichterviertel gingen wir auf diese Brücke. Wenn ein Zug kam, stand man mitten in einer riesigen Dampfwolke – das war ein Erlebnis!“, schreibt Gilly.

Gerd-Wilhelm Scholl hat viele Postkarten mit Zügen, die durch Mülheim fahren, gesammelt.

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