Mülheim. Mit Selbsttests kann man sich seit Anfang Oktober zu Hause auf HIV testen. Aber noch nicht überall sind die Tests in Mülheim erhältlich.

Wer sich nicht sicher ist, ob er sich nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit HIV infiziert hat, kann sich jetzt in Drogeriemärkten und Apothekeneinen Selbsttest besorgen. Seit Oktober ist der Verkauf dieser Tests in Deutschland zulässig, nachdem der Bundesrat eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung zugestimmt hat.

In vielen Apotheken Mülheims, wie etwa der Hirsch-Apotheke in der Leineweberstraße oder der Phönix Apotheke in Styrum, sind die Selbsttests allerdings noch nicht verfügbar. Sie können dort aber bestellt werden. Nachgefragt würden die Tests bislang nicht, ergab eine kleine Umfrage dieser Zeitung in Mülheims Apotheken. Dass es die Tests jetzt gebe, wüssten vermutlich viele noch gar nicht, meint Marina Schormann, Pharmazeutisch-technische Assistentin in der Schloss Apotheke. Dort sind die Tests bereits erhältlich. Die Nachfrage bliebt dort bislang aber ebenfalls aus. Auch die Pelkin Vital Apotheke im Forum bietet die Selbsttests seit einigen Tagen an.

Ergebnis könnte laut Arzt fälschlich sein

Uwe Brock, Vorsitzender der Ärztekammer, Kreisstelle Mülheim, hat Zweifel, ob der Selbsttest eine Lösung für Betroffene bietet: „Ein positives Ergebnis ist allein zuhause schwer zu verarbeiten. Besser ist es, direkt kompetent beraten werden zu können.“ Denn bei Tests könne es zu falsch-positiven Ergebnissen kommen. Der Anwender meint, HIV-positiv zu sein, obwohl er nicht infiziert ist. „Die Fehlinterpretationen werden bei den Selbsttests häufiger sein, als in der Arztpraxis“, sagt Brock.

Grundsätzlich gilt: Sollte das Ergebnis des Schnelltests positiv sein, muss dringend ein sogenannter Labortest durchgeführt werden. Das Gesundheitsamt und niedergelassene Ärzte bieten diese Bestätigungstests kostenlos und anonym an.

Viele wissen nicht, dass sie infiziert sind

Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass in Deutschland rund 12.000 Menschen nicht wissen, dass sie mit dem Virus infiziert sind. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte mit dem Schwerpunkt HIV erhofft sich nun durch den einfacheren Zugang eine höhere Testfrequenz. Denn nur 58 Prozent, die befürchten sich angesteckt zu haben, nehmen ärztliche und therapeutische Hilfe in Anspruch. Das ergaben Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. An den Abgabestellen muss es zudem bei Bedarf eine Beratung geben.

Ergebnis nach 15 Minuten

Die Selbsttests kosten zwischen 20 und 35 Euro. Drei verschiedene sind derzeit in Deutschland zugelassen, sie sind mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet. In den nachgefragten Apotheken gibt es zurzeit nur den Test einer Marke für 35 Euro.

Wer einen Selbsttest machen möchte, muss etwas Blut aus der Fingerkuppe abnehmen und in eine Testapparatur geben. Das Ergebnis wird nach 15 Minuten angezeigt. Allerdings kann der Test erst zwölf Wochen nach einer möglichen HIV-Übertragung durchgeführt werden.