Mülheim. . Während Essen immer mehr Ärger mit Wildschweinen hat, gibt es in Mülheim keine Probleme. Doch warum kommen die Tiere nicht über die Stadtgrenze?

Mülheim ist wildschweinfrei und wird es höchstwahrscheinlich auch bleiben. Das teilten sowohl die Stadt als auch die Kreisjägerschaft (KJS) auf Anfrage mit. Damit können sich die Mülheimer glücklich schätzen – im Gegensatz zur Nachbarstadt Essen. Dort gebe es laut der Unteren Jagdbehörde handfeste und unübersehbare Anzeichen, dass die Tiere sich immer mehr im Stadtgebiet verbreiten.

Rund um das Mülheimer Stadtgebiet erstrecken sich die drei Autobahnen 3, 40 und 52.
Rund um das Mülheimer Stadtgebiet erstrecken sich die drei Autobahnen 3, 40 und 52. © Helge Hoffmann

Doch was hält die Wildschweine davon ab, über die Stadtgrenze nach Mülheim zu gelangen? „Die Autobahnen“, erklärt Frank Lenz, Vorstand der KJS. Denn A3, A 40 und A 52 kreisen das Stadtgebiet quasi ein, was auch ein Blick auf eine Stadtkarte beweist. „Das hält die Tiere davon ab, hier reinzukommen“, so Lenz. Zwar gebe es einige vereinzelte Wege, über die die Wildschweine doch in die Stadt gelangen könnten – zum Beispiel an der Stadtgrenze zu Duisburg, wo Speldorf an den dortigen Stadtwald grenzt. Speziell an solchen Stellen seien die Jäger aber angehalten, die Augen aufzuhalten. Frank Lenz: „Wenn doch eine Wildsau rüberkommt, wird die direkt geschossen.“

In den vergangenen 15 Jahren gab es keine Gefahr

Das ist erlaubt, weil das NRW-Landwirtschaftsministerium Anfang des Jahres eine Schonfrist bis März 2021 ausgesetzt hat, was es möglich macht, Wildschweine das ganze Jahr zu bejagen. Doch die Notwendigkeit bestehe in Mülheim kaum. Lenz: „Wir haben wirklich absolute Ruhe. In den vergangenen 15 Jahren gab es keine Gefahr oder Auffälligkeit durch Wildschweine. In diesem Fall kann man Mülheim als Stadt der Glückseligen bezeichnen.“

Anders als in Essen, wo die dortige Kreisjägerschaft und Jagdbehörde befürchten, sich an Wildschweine gewöhnen zu müssen. Erst vor wenigen Tagen sei dort ein Sportplatz komplett umgewühlt worden, in Kleingärten und auf Waldflächen wurden die Tiere ebenfalls bestätigt.

Und auch wenn die Wildschweine recht niedlich aussehen – sie können gefährlich werden. Sie können die Afrikanische Schweinepest (ASP) übertragen. Die sei für den Menschen ungefährlich, nicht aber für Hausschweine, die die Bauern halten. „Werden die Tiere krank, sterben sie elendig“, erklärt Frank Lenz. Zwar gab es in Deutschland noch keinen Fall, in den Nachbarländern Polen und zuletzt auch in Belgien haben die ASP aber erhebliche Schäden angerichtet.

Hilfe bei Wildunfall

Gefahr durch Wildschweine kann zudem auch im Straßenverkehr bestehen. Kommt es zu einem Unfall mit einem Tier oder wird unabhängig davon ein verletztes oder totes Tier gesehen, sollte in jedem Fall der zuständige Jagdausübungsberechtigte, das Veterinäramt oder die Polizei informiert werden. Nähern sollte man sich einem Wildschwein auf keinen Fall.

>>>Afrikanische Schweinepest in Nachbarländern

Beheimatet ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) auf dem Kontinent, auch in Tschechien, Polen oder Belgien habe es laut Lenz Ausbrüche gegeben. Pro Jahr könne sie sich nur um wenige Kilometer verbreiten. Bringen Menschen Fleisch aus gefährdeten Gebieten mit und entsorgen es draußen, könnten sich auch Schweine infizieren. Für Menschen ist die ASP ungefährlich, Hausschweine können daran erkranken.