Mülheim. . Nach offenbar heftigem Streit mit einer Kita-Gruppe, die auf dem Auberg Drachen steigen ließ, muss sich ehrenamtlicher Helfer dem Amt erklären.

Eine unschöne Begegnung mit einem Landschaftswächter hatten Kinder der Katholischen Kita St. Joseph am vergangenen Samstag auf dem Auberg: Mit drastischen Worten soll der Mann sie um das Vergnügen gebracht haben, unbeschwert Drachen steigen zu lassen. Nun soll er sich dem Umweltamt erklären. Für den Fall, dass sich alles abgespielt hat, wie vom Opa (68) eines der Jungen (3) geschildert, denkt man bei der Stadt über den Rauswurf nach.

Laut besagtem Opa, Heinz-Jürgen Michels, hat der Mann die Gruppe barsch von der Wiese geworfen. Und dem Vater des Dreijährigen – also Michels Sohn –, der alles filmte, das Handy aus der Hand geschlagen. Außerdem soll er Bußgelder angedroht haben.

Mehrere Bürger beschweren sich über das Verhalten

Der Ausflug, der mit Kindertränen endete, hat viele Mülheimer aufgebracht, darunter eine 45-Jährige, die oft am Auberg spazieren geht und ihren Namen aus Sorge vor Repressalien nicht in der Zeitung lesen will: „Ich habe schon ein paar Mal erlebt, wie er wutentbrannt auf Bürger los ist. Fast jeder, der da unterwegs ist, kennt ihn.“

„Sollte sein Verhalten gegenüber Kindern und Eltern so gewesen sein, wie es beschrieben wird, hat er seine Kompetenzen überschritten“, sagt Umweltdezernent Peter Vermeulen über den umstrittenen Landschaftswächter.
„Sollte sein Verhalten gegenüber Kindern und Eltern so gewesen sein, wie es beschrieben wird, hat er seine Kompetenzen überschritten“, sagt Umweltdezernent Peter Vermeulen über den umstrittenen Landschaftswächter. © Tamara Ramos

Alle schüttelten den Kopf, dass er seiner Aufgabe bisher ungehindert nachgehen darf. Der Mann sei „unangenehm“, beschwere sich ständig über irgendetwas – „ganz egal, wie man sich verhält“. Er sei auch zu Hundehaltern wenig nett: „Ich habe mitbekommen, wie er 40 Euro abkassieren wollte, weil Hunde frei herumgelaufen sind.“ Ihr sei der Wächter auch aufgefallen, weil er häufiger „wie ein Wahnsinniger“ mit dem Auto über Spazierwege rase. Dazu passt ein Kommentar aus dem Netz: „Der führt sich auf wie ein König, gemeingefährlich. . . Er hat schon Radfahrer mit dem Auto vom Weg abgedrängt. Dieser Herr, der allen Reitern, Hundehaltern und Radfahrern bekannt ist, gehört suspendiert.“ Oder man solle ihm das Ehrenamt entziehen.

Stadtverwaltung und Politik haben sich eingeschaltet

Das könnte durchaus passieren: Mit dem Vorgang befassen sich inzwischen Stadtverwaltung und Politik. Der Mann sei zum Gespräch ins Umweltdezernat eingeladen worden, erklärte Dezernent Peter Vermeulen am Donnerstag in der Ratssitzung. „Sollte sein Verhalten gegenüber Kindern und Eltern so gewesen sein, wie es beschrieben wird, hat er eindeutig seine Kompetenzen überschritten.“ Er wäre dann laut Vermeulen nicht mehr tragbar für die Stadt.

Politiker hatten die Berichterstattung dieser Zeitung zum Anlass genommen, Nachfragen zu stellen. Vermeulen wies auch darauf hin, dass Landschaftswächter für die Stadt eine wichtige Funktion übernehmen, indem sie aufklären und für die Natur sensibilisieren. Den Schutz der Landschaft und die Freizeitinteressen der Menschen seien jedoch nicht immer in Einklang zu bringen. Immer wieder komme es zu Konflikten. Nicht jeder zeige sich einsichtig, was den Schutz der Natur angehe.

>> DRACHEN-FLÜGE AUF DEM AUBERG ERLAUBT

SPD-Ratsmitglied Johannes Terkatz will von der Verwaltung geklärt haben, ob die Nutzung des Aubergs zum Drachensteigen nicht sogar ausdrücklich erlaubt ist. Stadtsprecher Volker Wiebels hat die Frage in dieser Zeitung bereits beantwortet: Die untere Landschaftsbehörde habe rein gar nichts gegen das Vergnügen.

Genau so sieht es im Übrigen der Regionalverband Ruhr (RVR), dem die Flächen gehören.