Mülheim. . Der Verein Rolli-Rockers-Sprösslinge startete einen Malwettbewerb zum „Fliegen“. Die vier Sieger durften jetzt eine Runde im Motorsegler drehen.

„Das war toll.“ Jan ist noch ganz geflasht von den Eindrücken nach seinem 45-minütigen Rundflug über den Niederrhein und das Ruhrgebiet. „Die Aussicht war einfach super. Ich konnte das Forum und den Fernmeldeturm von oben sehen“, fährt er fort. Dann fehlen ihm die Worte, um zu beschreiben, was er erlebt hat. Aber die Glücksgefühle sind ihm an seinem Gesicht abzulesen.

Vor dem Abheben in den strahlend blauen Himmel sieht es in ihm noch ganz anders aus: Obwohl er äußerlich ruhig wirkt, sagt der Zehnjährige auf dem Weg zum Flugzeug, er sei richtig aufgeregt. „Ich bin ja noch nie geflogen.“

Nur Platz für einen Passagier

Dass sein Traum vom Fliegen wahr wurde, verdankt der Fünftklässler dem Verein Rolli-Rockers-Sprösslinge. Der rief im August Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 16 Jahren dazu auf, Bilder zum Thema „Fliegen“ zu malen. Rund 30 Teilnehmer gab es, von denen sich vier als Gewinner zum Flughafen Essen/Mülheim begeben durften, übrigens ausnahmslos Jungs. Dort warteten Klaus Nölke und Günter Großheimann auf ihre kleinen Fluggäste. Die beiden sind seit acht Jahren Besitzer eines Motorseglers, einer Taifun 17 E der Firma Valentin. „Der Beste seiner Art“, wie Günter Großheimann stolz verkündet.

Die 1984 hergestellte Taifun galt aufgrund ihrer Kunststoffbauweise und der sonst unüblichen Landeklappen als einer der modernsten Motorsegler. Zum Segeln wird der weiße Flieger mit dem Kennzeichen „D-KGOS“ am heutigen Tag nicht kommen. „Dafür fehlt die nötige Thermik“, erklärt Nölke, der die Kinder einzeln pilotieren wird. Denn in das Fluggerät passt nur ein Passagier hinein. Dafür sitzt man jedoch direkt neben dem Piloten – eine weitere Besonderheit der Taifun gegenüber klassischen Seglern, die ihre Sitze hintereinander angeordnet haben.

Direkt neben dem Piloten sitzen

Nachdem Jan über die 8,50 m lange Tragfläche seinen Platz rechts neben Nölke eingenommen hat, legt er sich die Schulter- und Bauchgurte um und schaut erst mal staunend auf das Instrumentenbrett vor ihm: „Das ist alles irgendwie ungewöhnlich“, kommt es perplex aus ihm heraus beim Betrachten der vielen Anzeigen und Bedienelemente. Jetzt noch das Headset auf, damit er sich mit dem Piloten bei dem Lärm des Propellermotors unterhalten kann – und auf geht’s zur Startbahn.

Während Jan in den Lüften seine Runden zieht und die ersten Bilder auf die Smartphones seiner Eltern funkt, bemühen sich die Mütter und Väter der anderen Gewinner, die noch auf den Flug wartenden Jungs bei Laune zu halten. Was bei dem geschäftigen Treiben auf dem Flugfeld nicht schwerfällt. Patric (8), Diego und Adam Alfonso (beide 10) haben immerhin schon Flugerfahrung gesammelt. Alle sind sie mindestens einmal im großen Jet unterwegs gewesen und freuen sich auf ihren ersten Rundflug mit einem Motorsegler.

Kinderwünsche erfüllen

„Es gibt nichts Großartigeres, als Kindern dieses Abenteuer ermöglichen zu können.“ Bernd Nierhaus, der Vorsitzende und Gründer von Rolli-Rockers-Sprösslinge, ist offensichtlich genauso begeistert wie die vier Gewinner des Malwettbewerbs. Seit zehn Jahren kümmert sich der engagierte Rentner um sozial schwache und behinderte Menschen. Vor sechs Jahren rief er den Verein ins Leben.

Nur zu gut kennt Nierhaus selbst die Probleme des Aufwachsens in benachteiligten Verhältnissen. Sein Vater war Alkoholiker, mit sechs Jahren kam er ins Kinderheim. Vor 26 Jahren erkrankte er schwer – mit der Folge, sein Leben im Rollstuhl zu verbringen. Lebenskraft gibt ihm neben seiner Familie vor allem die ehrenamtliche Tätigkeit: „Das macht mich so glücklich die Wünsche von Kindern wahr werden zu lassen.“

Nächste Aktion in den Herbstferien

>> Die nächste Aktion von „Rolli-Rockers-Sprösslinge“ wird ein Ausflug zum Freizeitpark Irrland in den Herbstferien sein.

2019 will der Verein zum zehnten Mal sein jährliches Benefiz-Konzert veranstalten. Der persönliche Traum von Bernd Nierhaus wäre, einmal Peter Maffay als Gast verpflichten zu können.

Gerne nimmt der Verein auch neue Mitglieder auf oder Spenden entgegen. Mehr Infos auf: www.rollirockers.de.