Mülheim.. Mülheimer Müllwagen dürfen wegen einer Sicherheitsvorschrift nicht mehr rückwärts in alle Straßen fahren. Bürger müssen Tonnen selbst bewegen.
Die wenigsten Bürger dürften mit dem Begriff „Branchenregel Abfallsammlung“ etwas anfangen können. Doch betrifft diese seit 2018 geltende Vorschrift der für die Arbeitssicherheit zuständigen Gesetzlichen Unfallversicherung und der Berufsgenossenschaft Verkehr etliche Haushalte in Mülheim, deren Mülltonnen demnächst nicht mehr vor der eigenen Haustür geleert werden können.
Hintergrund der neuen Regelung ist, dass Müllwagen aus Sicherheitsgründen nicht mehr einfach rückwärts in enge Straßen fahren dürfen, denn es könnte jemand dabei verletzt werden. Nicht länger als 150 Meter darf die Strecke sein, und erlaubt ist das Rückwärtsfahren auch nur dann, wenn die Straße schnurgerade ist und zu jeder Seite mindestens ein halber Meter Platz bleibt. „Ein bundesweites Problem“, so Jürgen Jeppel, MEG-Geschäftsführer. „Das kommt jetzt auf alle Städte zu.“
Mülltonne an Sammelplatz bringen
Auch in Mülheim haben sich Stadtverwaltung und Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) bemüht, durch bauliche Veränderungen oder Änderung der Verkehrsführung (für die Müllfahrzeuge) dafür zu sorgen, dass für die Bürger alles wie gewohnt bleiben kann. „Seit Jahren schauen wir uns diese kritischen Stellen an“, berichtet Dirk Eurskens, der zuständige MEG-Abteilungsleiter. In 22 Fällen mussten bisher bereits Abfallsammelplätze eingerichtet werden. Die Bürger müssen ihre Mülltonnen also bis zu einem bestimmten Abholort bringen und sie nach der Leerung dort auch wieder abholen. Das gilt seit diesem Jahr neu, etwa für Bereiche der Kolumbusstraße auf der Heimaterde oder auch für die kleine Stauffenbergstraße, eine Stichstraße in Heißen.
Von den 400 Mülheimer Straßen, die die MEG bei der Müllabfuhr jahrelang rückwärts befahren hat, wurden bisher 315 als unkritisch bewertet, teilte die MEG-Geschäftsführung mit, die dazu das Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management (INFA) in Ahlen beauftragt hat. 50 Mülheimer Straßen wurden als kritisch bewertet – hier wird überlegt, wie man den gesetzlichen Vorgaben doch noch entsprechen kann. Bei 35 Straßen ist aber jetzt schon klar: Hier dürfen die Müllfahrzeuge nicht mehr hineinfahren. In Absprache mit dem Umweltamt muss dann ein Sammelplatz eingerichtet werden, die betroffenen Haushalte werden informiert. Das findet nicht überall Zustimmung: „Das ist ja mit einem Komfortverlust verbunden“, weiß MEG-Geschäftsführer Günther Helmich.
„Saubere juristische Absicherung“
Bei Privatstraßen ist die Stadt nicht zuständig. Hier müssen sich MEG und Anwohner einigen, zudem das Entsorgungsunternehmen auf eine Haftungsfreistellung bestehen muss, damit nicht später möglicherweise Spurrillen auf dem Asphalt in Rechnung gestellt werden können. „Es geht nur um die saubere juristische Absicherung“, betont Helmich. Werde etwa ein Zaun oder ein Auto von einem Müllfahrzeug beschädigt, so werde das nach wie vor von der Versicherung geregelt, betont die MEG.
>> MÜLLABFUHR BEGINNT IM SOMMER SCHON UM 6 UHR
Die Müllabfuhr hat in den heißen Sommermonaten um 6 Uhr anstatt um 7 Uhr morgens mit der Arbeit begonnen. Dies wird künftig in den Monaten Juni, Juli und August so bleiben, teilte die MEG mit. Hintergrund ist die Empfehlung der zuständigen Arbeitsmedizinerin, dass die Belastung der Mitarbeiter durch UV-Strahlung in den Mittagsstunden gering gehalten wird.
Die Straßenreinigung wird ab Mitte Oktober für die Beseitigung des Herbstlaubs um 6 Uhr beginnen: Dann werden Kehrmaschinen und Laubbläser der MEG unterwegs sein.
Im Wendehammer ist Parken aus Platzgründen oft unzulässig, doch ist das ohne Schilder vielen nicht so klar, so die MEG. Weil aber Müllfahrzeuge den Platz benötigen, wird die MEG an 10 Wendeanlagen Parkverbotsschilder aufstellen lassen.