Mülheim. . MEG-Fahrzeuge sollen bei der Müllabfuhr aus Sicherheitsgründen überwiegend vorwärts fahren. Wo das nicht geht, werden Sammelplätze eingerichtet.

Die Müllabfuhr kommt bei (fast) jedem Wetter und leert regelmäßig die Tonnen, die sie, je nach Auftrag, auch von Grundstücken holt. Das ist kein Automatismus: Manchmal müssen Müllbehälter von Bürgern selbst zu bestimmten Sammelplätzen gebracht werden. Bei den kleinen Stichstraßen an der Luxemburger Allee etwa wurden die Anwohner bereits über die Änderungen zum 1. April 2017 informiert.

Hinter solchen Entscheidungen, die die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) mit dem Umweltamt abstimmt, steckt eine Branchenregel für die Unfallversicherer in der Abfallwirtschaft, wie MEG-Geschäftsführer Jürgen Jeppel erklärt: Rückwärtsfahren ist demnach zu vermeiden, wenn die Situation baulich verändert werden kann.

Bewegliche Poller gibt es an der Von-Bock-Straße

So eine Veränderung ist etwa an der Einmündung der Von-Bock-Straße auf den Dickswall zu sehen: Seit einigen Wochen ist da kein Zaun mehr, sondern bewegliche Poller, die sich umklappen lassen können. Der 28-Tonner der MEG fährt jetzt vom Dickswall aus vorwärts in die Straße. Zuvor musste sich der Laster, der ja in der Sackgasse nicht wenden kann, vorsichtig von der Hingbergstraße rückwärts die Von-Bock-Straße heruntertasten. Das dauert nicht nur länger, sondern birgt auch die Gefahr, dass jemand von dem schweren Fahrzeug erfasst werden könnte.

In die Von-Bock-Straße fahren die Müllwagen jetzt vom Dickswall aus hinein.
In die Von-Bock-Straße fahren die Müllwagen jetzt vom Dickswall aus hinein. © Oliver Müller

Natürlich funktioniert die Müllabfuhr nicht in der ganzen Stadt ganz ohne Rückwärtsgang. Mit einer sogenannten Gefährdungsbeurteilung an heiklen Stellen durch die für die MEG zuständige Berufsgenossenschaft (BG) konnten sich die Mülheimer Müllfahrer auf der sicheren Seite fühlen, erläutert Jeppel.

Verantwortung liegt bei den Entsorgungsunternehmen

Mit einer Änderung zum Jahresbeginn sei die Verantwortung allerdings vom Versicherer auf die Entsorgungsunternehmen übergegangen: Die Entscheidung, ob, wann und wie weit das Müllfahrzeug rückwärts fahren darf, liegt jetzt bei der MEG. „Wir sind dabei, alle Stellen zu überprüfen, um damit das Rückwärtsfahren zu vermeiden.“ Bevor der Müllfahrzeugfahrer die Anweisung bekommt, rückwärts zu fahren, müssen bauliche Veränderung, wie die an der Von-Bock-Straße, ausgeschlossen worden sein.

Einfach so zurücksetzen darf ein Fahrer übrigens auch nicht, so Jeppel: Wenigstens einer der beiden Müllwerker muss den Fahrer dabei einweisen. „Die Rückfahrkamera ersetzt keinen Einweiser.“

Müllsammelplätze zum Beispiel in Winkhausen

„Wenn es hart auf hart kommt, kann es uns negativ ausgelegt werden“, verweist der MEG-Geschäftsführer auf einen in Wuppertal wegen fahrlässiger Tötung verurteilten Müllwagenlenker, der beim Rückwärtsfahren einen Passanten tödlich verletzt hatte.

Bei Straßen, die sich für eine Rückwärtsfahrt nicht eignen, etwa weil sie sehr eng sind oder Kurven haben, wird die MEG auch künftig Müllsammelplätze einrichten. Dort müssen Bürger die Tonnen selbst abstellen, wie das auch seit eineinhalb Jahren an den Stichstraßen Am Erbstollen in Winkhausen der Fall ist.

Doch das wird nicht überall so sein: So bleibt bei der kleinen Stichstraße Mintarder Höfe in Mintard alles beim Alten – die schnurgerade Straße wird rückwärts angefahren. Am Biestenkamp (auch Mintard) wurden die festen Absperrpoller durch herausnehmbare ersetzt, so dass die Müll-Laster am Abfuhrtag hier geradeaus auf die Mintarder Dorfstraße fahren können.

>>> Belange der Abfallbeseitigung oft nicht berücksichtigt

Die MEG wirke seit Jahren darauf hin, dass bei den Bebauungsplänen auch die Belange der Abfallbeseitigung berücksichtigt werden, sagt Andreas Jung, Leiter der MEG-Logistik.

Eine hohe zweistellige Zahl der Stellen in der Stadt, bei der die MEG-Fahrzeuge rückwärts fahren, seien noch in der Überprüfung, heißt es bei der MEG.

Wenn die MEG eine Straße kritisch sieht, dauert es rund drei, vier Monate, bis eine Sammelstelle eingerichtet wird. Das Umweltamt schreibt dann die Bürger an.

Den gebührenpflichtigen Vollservice, also dass Müllbehälter von MEG-Mitarbeitern bis zum Müllwagen gebracht werden, ist nur bis zu 100 m Weglänge auf einem geeigneten Weg zulässig.