Mülheim. . Mit Alternative-Rock à la Foo Fighters hat die junge Mülheimer Band schon die Publikumsherzen erobert. Für 2019 wollen sie eine Schippe nachlegen
Moderne Namensbildung geht so: Vor einiger Zeit stellte man an der Freilichtbühne den Mülheimer Jungmusikern von The Muted Kingdom mal überraschend den Strom ab. „Wir waren mitten im Stück“, sagt Gitarrist Louis (17). So kam das „Königreich“ zu seinem Adjektiv: „das schweigende“.
Fairerweise muss man sagen: Diese schöne urbane Legende war nicht etwa dem bisweilen brachialen Alternative-Rock-Sound des Mülheimer Musikeradels geschuldet, sondern der späten Uhrzeit an der Freilichtbühne: Punkt 22 Uhr ist eben Schluss mit elektrischem Getöse – die Nachbarn ...
Eine recht amtliche Breitseite an Gitarrenmusik
Doch die vier ‘Jungs’ Louis (Gitarre, Begleitgesang), Jan (22, Schlagzeug), Phil (30, Sänger, Gitarre) und Simon (28, Bass, Begleitgesang) liefern eine recht amtliche Breitseite an Gitarrenmusik ab: „Wir ‘delivern’ (neudeutsch „abliefern“) – so hat man uns mal nach einem Konzert gelobt“, prustet es aus Sänger Phil heraus. An Lob hat die geneigte Rock-Szene bislang nicht gespart, wenn es um Muted Kingdom geht.
Von den Anfängen als Rock-Coverband, dann über die Freilicht- und Ruhrbühne vor gut zwei Jahren ging es flott in die Nachbarstadt Oberhausen ins Zentrum Altenberg zum Bandcontest „Best of Unsigned“, wo sie 2018 bis ins Finale kamen und den Publikumspreis einheimsten. Der führte zum Eselrock nach Wesel und Olgas Rock im August in Oberhausen. „Für uns war das einfach ein Highlight vor so vielen Leuten zu spielen“, meint Phil. Zu den Young Talents in Viersen im April surrte man nur knapp an Bronze vorbei – „Eine grandiose Niederlage“, meint Simon, was wohl auch daran lag, dass die Jury „nichts mit Rock anfangen konnte“. In Duisburg mischten sie beim Euro Rock mit.
Tanzbar wie die Chili Peppers
Und zwischendurch brachten die Jungs ein kleines Debütalbum „Decisions“ – zu deutsch: Entscheidungen – mit fünf Songs raus. Die Rezeptur? Ein bisschen Alternative-Gitarre à la Foo Fighters, eine Prise Progressive Rock wie Muse, tanzbar wie die Chili Peppers zu sein, ist Pflicht. „Wir sind eine Live-Band, wir wollen auf die Bühne“, sagt Phil. Nur die baumelnden Socken, mit denen die scharfen Kalifornischen Funk-Rocker einst auf der Bühne standen, wohlgemerkt als einziges Bekleidungsstück, „das lassen wir mal lieber“, so Simon.
Dem Durchbruch sehen Muted Kingdom gelassen entgegen: „Wenn’s passiert ...“, findet Louis, der noch zum Gymnasium geht und mit 17 Jahren die Band managt. Jan, der mit Louis das stumme Königreich gründete, studiert Geografie in Aachen, Phil ist beim Dinslakener Grünflächenamt und singt auf allen möglichen Hochzeiten – wortwörtlich: „Man engagiert mich als Sänger.“ Simon arbeitet als Disponent in einer Spedition.
Es gibt inzwischen Anfragen von Festivals
Auf eine Rockkarriere sind sie nicht unbedingt aus, doch ein bisschen reiten sie bereits auf der Welle der Konzert-Erfolge, „es gibt inzwischen Anfragen von Festivals“. Mehr Auftritte, eine eigene Tour wären ein nächster guter Schritt. Und dann die Langspielplatte – ausreichend Songs sind schon da und Ideen. Meist bringt sie Sänger Phil in den Proberaum an der Josefstraße, „wir zerlegen sie, ändern über Wochen immer wieder etwas, bis der Song steht“, erzählt Louis.
>>> ES FEHLT AN PROBERÄUMEN
Während die vielen Standorte für Auftritte in der Stadt ein gutes Angebot für die Bands bieten, hackt es in Mülheim an anderer Stelle: Es fehlt an Proberäume. Der Bunker an der Josefstraße ist ein Ort für viele Musiker. Muted Kingdom teilt sich ein paar Quadratmeter mit drei Bands. 100 Euro im Monat kostet der Raum. Und die Anfrageliste ist lang.