Mülheim. . Das „Mölmsch Open Air“ bringt jedes Mal junge Bands nach Mülheim, die aufhorchen lassen: Bands jenseits des Mainstreams gehören zum Konzept.
- Die Regler-Junioren haben seit sechs Jahren ein kleines, aber feines Festival aufgebaut
- Die Grevenbroicher „Straßenlichträuber“ haben schon den Rock am Ring gerockt
- Jung und Alt wollen eine familiäre Atmosphäre der Freilichtbühne fördern
Man erlebt’s nicht oft, dass sich raue Jungs von Hardcore-Metal-Bands vorab dafür entschuldigen, dass sie ihr Publikum gleich „anschreien“ werden. Das Mölmsch Open Air an der Freilichtbühne ist aber nicht nur in puncto „Höflichkeit“ kurios. Die Regler-Junioren haben seit sechs Jahren ein kleines aber feines Festival aufgebaut, das jedes Mal Bands nach Mülheim bringt, die aufhorchen lassen.
„Benni“ Mirtschin, Sänger von City Light Thief, hat zum Auftritt am Samstagabend glücklicherweise nicht nur seinen Knigge dabei, sondern ebenso eine präsente Stimme. Die Grevenbroicher „Straßenlichträuber“ haben schon den Rock am Ring gerockt. Später legen „Uns“ musikalisch noch ein hartes Brett nach.
„The Tipps“ warfen ein Surfbrett in die Menge
Und apropos „Brett“: Das gab es am Vortag des zweitägigen Festivals im wortwörtlichen Sinn, als Hauptband „The Tipps“ ein Surfbrett in die Menge warfen und dem Begriff „Crowdsurfing“ - bei dem man gemeinhin bäuchlings vom Publikum herumgetragen wird - eine ganz neue Dimension gaben. Zu Bruch ging bei dieser wahnwitzigen Wellenreiter-Aktion aber nichts und niemand. Dass man gerade solche Bands jenseits des Mainstreams an die Freilichtbühne holt, ist Konzept, sagt Leon Schirdewahn vom Regler-Junior-Team: „Wir wollen junge Bands zeigen, die spannend sind und etwas Neues bieten, aber die nicht jeder kennt. Wichtig ist uns aber genauso, dass die Bands gut mit dem Publikum kommunizieren.“ Bewusst heben sich die „Jungen“ – die ja auch schon stramm auf die 30 zugehen – mit einem Gegenentwurf ab von den „alten Herren“, die Reglerproduktion groß gemacht haben und seit Jahren etwa die Mittwochsreihe erfolgreich gestalten.
Werbung über soziale Netzwerke
Jung und Alt wollen aber die familiäre Atmosphäre der Freilichtbühne fördern, keine anonymen großen Festivals. Und das schlägt sich sichtbar an beiden Abenden nieder: Schnell packen alle mit an, damit City Light Thief trotz Sperrung auf der A52 ihren Gig noch rechtzeitig antreten können. Und auch atmosphärisch geht es trotz Punk und Hardcore locker zu.
Für den zukünftig einmal notwendigen Nachwuchs ist an der Freilichtbühne also gesorgt, zudem tut diese Bandbreite gut, denn sie holt ein ganz anderes, „hippes“ Publikum von außerhalb in die Ruhrstadt. Und das gelingt dem Mölmsch Open Air seit vielen Jahren immer besser. „Wir sind längst kein Wald- und Wiesen-Fest mehr, sondern bei einem bestimmten Publikum schon zum Geheimtipp geworden“, glaubt Junior Schirdewahn.
Zu der anderen Herangehensweise gehört auch, dass man Werbung diesmal nicht über die üblichen Plakate und Flyer gemacht hat, sondern rein über soziale Netzwerke. Und das funktionierte überraschend gut. So konnte sich der Freitagabend gut gegen die starke Weltmusik-Veranstaltung „Odyssee“ am Ringlokschuppen behaupten, meint Leon Schirdewahn, „das hat uns sogar ein bisschen überrascht“. Gut 2000 Besucher haben das Open Air Festival besucht, schätzt der Junior-Regler, „es ging schwer ab“. Einem siebten Mölmsch Open Air steht damit aus Schirdewahns Sicht nichts im Weg, auch nicht mit dem Hauptsponsor Mölmsch.