Saarn/Bembéréké. . Christina Krappe, Hebamme aus Saarn, berichtet über ihren Aufenthalt im westafrikanischen Benin. Zurzeit ist sie in entlegenen Gebieten.
Mülheim zitterte in den vergangenen Wochen noch unter der zurückgekehrten Kälte, im westafrikanischen Benin stöhnt Christina Krappe, Hebamme aus Saarn, unter brütender Hitze. Die hohen Temperaturen sind allerdings nicht das einzige, mit dem die Mülheimerin in ihrer Wahlheimat auf Zeit zu kämpfen hat.
Freudig aber kann sie berichten, dass es den Zwillingen Paul und Pauline, denen sie Ende vergangenen Jahres auf die Welt geholfen hat und die einen schlechten Start hatten (wir berichteten), sehr gut geht: „Beide haben ordentlich an Gewicht zugenommen. Ich besuche die Mutter weiter von Zeit zu Zeit und auch ihre Unterstützung habe ich fortgesetzt.“
Langzeitmissionarin in einem Missionskrankenhaus
Seit Mitte September vergangenen Jahres lebt und arbeitet Christina Krappe in Benin, wo sie für zwei Jahre als Langzeitmissionarin in einem Missionskrankenhaus im Auftrag des christlichen Missions- und Hilfswerks DMG arbeiten wird. Vor Ort wird Christina Krappe Frauen zu Hebammen ausbilden und Initiativen starten, damit die Menschen in den Dörfern selbst mehr für ihre Gesundheit tun können.
Zu ersten Erkundungsreisen ist Christina Krappe in den vergangenen Monaten von dem Krankenhaus der kleinen Stadt Bembéréké im Norden des Landes aus aufgebrochen, wo ihre Basis für die Dauer ihres Aufenthaltes ist. Sie besuchte die Dorfkliniken, die zum Krankenhaus gehören und in denen ihr Projekt zur Dorfgesundheit starten soll. Die Hebamme berichtet: „Dachte ich bereits in Simperou, ich würde mich im Busch und damit jenseits jeglicher Zivilisation befinden, so muss ich sagen, dass ich mich getäuscht habe.
Strom gibt es zwischen 19 Uhr und 23 Uhr
Seit einigen Tagen bin ich nun in Soudé. Hier befindet sich etwa zwei Stunden entfernt von Bembéréké eine weitere Dorfklinik. Nun habe ich eine Ahnung davon, was einfaches Leben bedeutet, und mir geht es ja immer noch sehr, sehr gut. Strom gibt es hier zwischen 19 Uhr und 23 Uhr, Wasser gab es bisher glücklicherweise nur an einem Tag nicht. Mein Zimmer ist karg möbliert, dafür habe ich ein Klo, welches der Krankenhausdirektor eigenhändig für mich organisiert hat. Ein Ventilator ist der Traum meiner schlaflosen Nächte.“
Der Arbeitsalltag, so schreibt die 39-Jährige, gestalte sich mitunter afrikanisch: „Die Hilfshebamme musste plötzlich zu einer Art Weiterbildung und ich stand da mit 15 Schwangeren zur Untersuchung und einer Frau mit Wehen. Der Krankenpfleger, der mir beim Übersetzen half, hatte ebenfalls seinen ersten Tag, und es gab einige lustige Situationen, weil wir uns beide so gar nicht auskannten.“
Zum Arbeitsalltag schreibt sie: „Schon in Bembéréké arbeite ich ja unter ganz anderen Bedingungen als in Deutschland, aber in der kleinen Dorfklinik bleibt einem wirklich nur noch der Verstand, die eigenen Hände und Gottvertrauen.“ Darauf, bei ihrem Tun begleitet und beschützt zu sein, vertraut die praktizierende Christin und berichtet von der bevorstehenden Geburt: „’Herr, du musst jetzt hier helfen, es darf nichts schiefgehen,’ war mein Gebet und es wurde erhört. Dankbar über ein gesundes Baby und eine gesunde Mutter konnte ich den ersten Tag in der Dorfklinik beschließen.“ Dort draußen im Busch, in Soudé, soll die Saarnerin, die zuvor im Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen gearbeitet hat, mithelfen, die geburtshilfliche Sprechstunde aufzubauen.
Hohe Müttersterblichkeit
Das Leben, der Alttag in dem bitterarmen westafrikanischen Land, in dem die Müttersterblichkeit um das 100-fache höher liegt als in Deutschland, ist komplett anders als zu Hause, hat die Mülheimerin bereits bei ihrer ersten Reise dorthin erfahren. Jetzt, draußen in den Dorfkliniken, wird sie noch einmal mehr damit konfrontiert: „ Ich will nicht verschweigen, dass ich zwischendurch immer mal wieder ganz schön am Kulturschock zu knabbern habe. Um mich herum gibt es deutlich mehr Hühner als Menschen – aber echter Mangel? Nein. Ich bin versorgt und dankbar dafür.“
Mit einer guten Nachricht endet ihr aktueller Bericht aus Benin: „Nur wenige Stunden, nachdem ich den Rundbrief in Soudé fertig geschrieben habe, ist dort das allererste Baby in der Dorfklinik gesund und munter zur Welt gekommen. Was für ein Geschenk!“
>>> EINES DER ÄRMSTEN LÄNDER DER ERDE
Das westafrikanische Benin ist eines der ärmsten Länder der Erde. Beim Index der menschlichen Entwicklung, einem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, steht das Land auf Platz 167 von 188.
Christina Krappes Einsatz in Benin unter dem Dach der DMG ist ehrenamtlich und finanziert sich durch Spenden – etwa von Freunden, Gemeindemitgliedern und von Frauen, die die Saarnerin zu Hause als Hebamme betreut hat.
Kontakt zur Saarnerin Christina Krappe in Benin ist am besten per E-Mail möglich: krappechristina@ gmail.com