Genau vor einem Jahr schloss die Stadt die VHS. 11 000 Bürger haben für den Erhalt votiert. Doch der politische Streit könnte ganz anders enden.
Für Feuerwehr und Brandschützer gab es keine Alternative: Vor genau einem Jahr schlossen sie das VHS-Gebäude in der Müga wegen massiver baulicher Mängel. Politiker zeigten Verständnis für den Schritt, viele Bürger gaben sich jedoch überrascht – und skeptisch. Ein Jahr danach sucht die Stadt weiterhin nach der wirtschaftlichsten Lösung für die VHS von morgen. Und in der Bürgerschaft lässt der Kampf um den Erhalt des Gebäudes in der Müga nicht nach. Vieles in dem Streit ist offen und weiterhin unklar.
Die Politik
Die Politik ist uneinig. Sie hat zwar mit Mehrheit beschlossen, dass ein Gutachter nun mehrere Alternativen prüft: Sanierung des Müga-Gebäudes, Neubau dort oder anderswo oder eine dauerhafte Anmietung. Die Ausschreibung des Gutachtens ist erfolgt. Die Ergebnisse werden im Sommer 2019 erwartet. So lange wollen sich CDU und SPD gedulden. Die MBI kämpfen mit der Bürgerinitiative für die Sanierung in der Müga, die Grünen tendieren zu einem Ratsbürgerentscheid, die FDP plädiert für eine dezentrale VHS, und der Bürgerliche Aufbruch Mülheim möchte die VHS in der Müga sehen – im sanierten Gebäude oder im Neubau.
Das Gutachten
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Die Gutachter brauchen Zeit. Sie sollen nicht nur rechnen, sie sollen auch die Schäden am Standort in der Müga konkretisieren. „Wir erwarten eine klare Analyse zum Schadensbild“, sagt Immobiliendezernent und Kämmerer Frank Mendack. Wie viel müsste investiert werden? Sind es jene 20 Millionen, die geschätzt und von der Bürgerinitiative immer wieder in Zweifel gezogen werden? Das Gutachten kostet rund 900 000 Euro, wovon aber, so Mendack, ein Teil auf die späteren Kosten bei Sanierung oder Neubau angerechnet werden können.
Der Denkmalschutz
Die VHS ist ein Denkmal. Die MBI hatten sich dafür eingesetzt, als vor einigen Jahren der Standort für eine Sparkassenakademie geopfert werden sollte. Für die Stadt ist der Denkmalschutz eine große Hürde. Sie muss das Gebäude erhalten, es darf keinen Schaden nehmen. „Wir haben eine Erhaltungs- und regelmäßige Unterhaltungspflicht“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Heißt: Fenster und Dach müssen dicht sein, die Heizung muss funktionieren. Es fallen weiterhin beachtliche Betriebskosten an. Sollte sich die Stadt eines Tages von dem Standort trennen wollen, dürfte sie das Gebäude nicht abreißen. Verkaufen kann sie es.
Ein Käufer würde den Denkmalschutz mit übernehmen. Könnte die Stadt bei sehr hohen Kosten für das Denkmal auf wirtschaftliche Unzumutbarkeit pochen? Der ehemals oberste städtische Denkmalschützer der Stadt Mülheim, Erich Bocklenberg, kann sich nicht vorstellen, dass die Stadt damit durchkäme. Er sagt das auch mit Blick auf viele Privatpersonen, die Denkmäler erhalten müssen. Das Gelände mit Wohnungen oder einem Hotel zu bebauen, wie immer wieder in der Bevölkerung spekuliert wird, wäre ohne Änderung des Baurechtes nicht möglich. „Es wird immer darum gehen, eine mit dem Denkmalschutz verträgliche Lösung für das Gebäude zu finden.“
Die Initiativen
Der einstiege Denkmalschützer ist heute Pensionär und einer der drei Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet die VHS in der Müga“. Die Initiative erlebt immer noch großen Zulauf. Innerhalb kurzer Zeit führte sie ein Bürgerbegehren durch mit weit mehr Unterschriften als nötig. Rund 11 000 Mülheimer stehen inzwischen hinter ihrem Anliegen. Auf Empfehlung der Stadtverwaltung erklärte die Mehrheit des Stadtrates das Bürgerbegehren aber für unzulässig. „Wir warten den schriftlichen Beleg dieser Entscheidung ab und werden dann vor dem Verwaltungsgericht umgehend Klage auf Zulässigkeit einreichen“, so Bocklenberg. Die Initiative will den Druck erhöhen.
Die Stadtverwaltung
Was wird? Sicher ist aus Sicht der Stadtverwaltung nur: VHS wird auch in Zukunft in der Innenstadt stattfinden, die VHS wird nicht mehr die räumlichen Umfänge wie zuletzt benötigen, und die VHS wird ein Ort der Integration und der Kommunikation bleiben. Darin besteht Konsens in Mülheim. Angesichts der desolaten städtischen Haushaltslage kann sich der Kämmerer aber nicht vorstellen, das Müga-Gebäude für 20 oder mehr Millionen zu sanieren. Wenn es politisch gewollt wäre, müssten andere Projekte auf die lange Bank geschoben werden. Das gilt als sicher.