Mülheim. . Der Liedermacher Florian Franke bestreitet das 60. und letzte Konzert dieser Art im Mocca Nova. Ein Quartett aus Musikliebhabern hatte die Idee.
Noch einmal rücken sie am Freitagabend knarzend ihre Korbstühle zusammen. Noch einmal kommt diese gemütliche Nähe in der kleinen Stube des Mocca Nova auf. Noch einmal spielt der junge Liedermacher Florian Franke seine wohl schönste Ballade „Wenn wir fallen“. Ein bisschen Melancholie schwingt mit bei dieser 60. und letzten Akustiksession zwischen grünem Minztee und Flaschenbier.
Zunächst Konzept der offenen Bühne
Maximilian Bischoff, Peter Haußmann, Markus Lindemann und Thorben Stange haben sie seit 2010 organisiert, 60 Auftritte, neben dem Studium, neben dem Beruf. Inzwischen ist es zu viel geworden, „kräftezehrend“, erklärt der Veranstaltungskaufmann Bischoff. Dann lieber jetzt den Schlussstrich ziehen, solange die Qualität der Reihe noch stimmt. Und irgendwann etwas Neues schaffen.
„Die Location ist cool – können wir hier nicht eine Musikreihe aufbauen?“ – das Quartett startete vor acht Jahren bei null, aber ambitioniert und mit einer Hand voll lokaler Musiker. Das gemütliche Café am Löhberg ließ kaum ein großes Besteck zu, deshalb entschieden sie sich für akustische Musik, Solisten oder kleine Bands: wenig Risiko, aber reichlich Chancen. Mit einem Open Stage-Konzept, also offener Bühne für den, der spielen wollte, fing es an. Schnell folgte aber ein geplantes Programm. PinkePank spielten hier, die Rude Reminders, Oberpichler, Roxopolis und viele mehr.
Nationale wie internationale Gäste
Die Idee zog an, gerade die Mülheimer Musikszene war beliebt und gut besucht, trotz Freilichtbühne, Kulturbar Sol und viele andere Orte, wo Auftritte möglich sind. Und schnell interessierten sich sogar nationale wie internationale Gäste aus Berlin und den Niederlanden dafür, in der kleinen Stube zu spielen.
Obwohl die Gage nur aus dem Hut bestritten wird. Doch der Erfolg der Reihe ist nicht zuletzt der Nähe zu den Musikern geschuldet, die im Mocca Nova zwangsläufig und gleichzeitig atmosphärisch warm ist. Wenn Florian Franke bei „Bitte bleib“ die Liederliste vom Piano weht, hebt es ein Zuhörer auf – selten steht man Künstlern so nah.
„Manche Auftritte liefen auch nicht so gut, da waren nur ein paar Leute im Café“, erzählt Bischoff freimütig. Ausgerechnet die Künstler von auswärts hatten es gegenüber den Lokalen schwerer, Besucher zu mobilisieren. Das Potenzial für Konzerte hält der Veranstaltungskaufmann aber nicht für erschöpft – wenn das Format stimmig ist.
Liedermacher mit einem Gesicht wie Mädchenschwarm
Für Florian Franke könnte es an diesem Freitagabend nicht stimmiger sein. Gut 30 Leute haben sich im Mocca Nova um sein Keyboard wie beim Lagerfeuer geschart, noch einmal so viele hören von hinten zu. Manche bewegen stumm die Lippen zu den Songs, die weniger sauber und damit besser klingen als die Studioaufnahmen. Draußen bleibt mancher bewegt stehen, um zuzuhören. 2017 war der Wuppertaler Liedermacher mit einem Gesicht wie Mädchenschwarm und Aha-Sänger Morten Harket schon mal hier. Und hat sich bei der Anreise dennoch zwei Mal im Mülheimer Bahnhof verlaufen.
Doch die Atmosphäre hat ihn hierhin gelockt, „man traut sich, Dinge zu spielen, die man sonst nicht spielt“, macht sich Franke an Judith Holofernes „Bitte gibt mir nur ein Wort“. Der Refrain wird am Keyboard-Lagerfeuer selbstredend zusammen gesungen. Klappt allerdings nicht auf Anhieb: „Versucht ein bisschen weniger zu klingen als wärt ihr noch im Koma“, grinst Franke. Der zweite Durchgang aber sitzt dann.
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Die Akustiksession war nicht alles, was Bischoff und Co organisierten. Als „Rock’n Ruhr“ stellten sie „50 Jahre Rathsstuben“ auf die Beine, Kölner Hof unplugged, Rock im Club und andere Veranstaltungen.
Am Freitag, 12. Oktober, und am Dienstag, 30. Oktober, heißt es wirklich „Goodbye Mocca Nova“. Alte Bekannte aus den vergangenen acht Jahren sind dabei: Roxopolis, The Sworms und Buschmann, The Rude Reminders und Philipp Hemmelmann.