Mülheim. . Weite Teile des Nordens gelten als eine Art schwarzes Loch. Das soll sich ändern. Gemeinden wollen ein Netzwerk voller Lebensqualität schaffen.
Im Mülheimer Norden soll sich etwas entwickeln, das es in dieser Form bisher in der Stadt noch nicht gibt: Ein Quartier mit rund 14 000 Menschen, in dem ein riesiges Netzwerk entsteht mit dem Ziel, die Lebensqualität und Lebensfreude der Menschen dort zu steigern. Es sind die Evangelische Markuskirchengemeinde, die Katholische Gemeinde Christ König und die Caritas, die dieses anspruchsvolle Vorhaben jetzt auf den Weg bringen.
Am Anfang stehen zwei Quartiersrunden, eine Art Werkstatt, bei denen besprochen werden soll, was die Menschen in dem Gebiet bewegt, was gut und was schlecht läuft, woran es mangelt, was gemeinsame Ziele wären. Ähnliches gab es kürzlich bei einer städtischen Dialogreihe zum Thema Klimaschutz. „Wir definieren dabei das Quartier auch über die Beziehungen, die Menschen in dem Gebiet pflegen“, sagt Hans-Joachim Norden, Pfarrer der Markuskirchengemeinde in Winkhausen. Es gehe auch keinesfalls nur um Gemeindemitglieder. „Wir wollen jeden erreichen, unabhängig von der Religionszugehörigkeit“, betont Monika Schick-Jöres von der Gemeindecaritas.
Absichtserklärung von Gemeinden unterschrieben
Das derzeitige Quartiersbewusstsein in den genannten Pfarrbezirken wird als eher gering beschrieben. Monika Schick-Jöres kann das nachvollziehen. „Es gibt hier keinen Marktplatz, keine Fußgängerzone, keine großen Sportanlagen, keine Stadtteilkonferenz, kein Netzwerk, kein Bündnis der Gemeinden. Der Nordosten gilt als eine Art schwarzes Loch.“
Es gibt aber eine rege Ökumene, die weit über das Übliche hinausgeht“, erklärt Gerhard Klar von der Gemeinde Christkönig und darauf ließe sich gut aufbauen. Daraus noch mehr zu entwickeln, sei auch eine Aufgabe, die der Pfarrentwicklungsplan den Katholiken in dem Bezirk quasi nahelegt. Eine Art Absichtserklärung haben die beiden Gemeinden dazu bereits unterschrieben.
Dazu bedarf es auch professioneller Unterstützung
In den Quartierswerkstätten werden sechs Themenfelder bearbeitet: Wohnen, Nachbarschaft und Leben, Verkehr und Sicherheit, Freizeit, Unterstützung im Alltag, Bildung und Kultur. Eine Frage dabei wird sein: Was für Bedarfe gibt es? Wie und wo können sie befriedigt werden?
Manches, sagt Pfarrer Norden, dürfte schnell und einfach zu erfüllen sein. Beispiel: Jemand braucht einen Menschen, der ihm beim Einkauf hilft. Oder: Jemand sucht eine Begleitung für die Freizeit oder möchte nicht mehr alleine ins Theater gehen. Andererseits werden Wünsche nach mehr Betreutem Wohnen nur langfristig umzusetzen sein. Dazu bedarf es auch professioneller Unterstützung.
Förderung durch das Deutsche Hilfswerk
Beim Deutschen Hilfswerk werden die Gemeinden und die Caritas einen Antrag auf Förderung einreichen, um einen Quartiersmanager einstellen zu können, einen professionellen Kümmerer, wie Monika Schick-Jöres sagt.
Förderung, so Norden, werde es aber nur geben, wenn auch eine Nachhaltigkeit des Projektes gesichert sei. Heißt: Es darf kein Strohfeuer sein.