Mülheim. . Bürger beteiligten sich rege an der Aktion „Heimat, Stadt, Mitte“. Stadtplaner sind von der Vielzahl und der Qualität der Vorschläge überrascht.

Elf Wochen lang haben Mülheimer Ideen und Vorschläge zur Verbesserung ihrer Innenstadt geliefert – auf Veranstaltungen, an Infoständen, online auf wertstadt.info, über Facebook und Twitter, aber auch einfach im Vorbeigehen im Büro der Wertstadt oder im Stadtteilbüro Eppinghofen. Etwas über 200 Vorschläge sind dabei zusammengekommen, die die Stadt schöner und das Leben in ihr angenehmer machen sollen. „Aus unserer Sicht ist die Aktion sehr erfolgreich verlaufen“, sagt Stadtplaner Daniel Bach. Nicht nur die Vielzahl der Vorschläge habe überrascht, sondern auch die Qualität, in der sie oft präsentiert worden seien.

Positive Beispiele aus anderen Kommunen genannt

So haben Bürger auf der Seite wertstadt.info häufig zu ihren Ideen Fotos angeheftet, oder Grafiken oder Visualisierungen; und mancher lieferte positive Beispiele aus anderen Kommunen: Könnte es nicht auch so in Mülheim sein? Die Wünsche und Ideen:

1

Das Umfeld des Hauptbahnhofes und der Eppinghofer Straße spielen in zahlreichen Vorschlägen eine Rolle: „Die Brachfläche nördlich des Hauptbahnhofes“, so ein Bürger, „birgt hohes Potential für eine qualitätvolle städtebauliche Entwicklung, da dort täglich tausende Pendler vorbeikommen. Eine städtebauliche Dominante in Form eines hohen, architektonisch qualitätsvollen Gebäudes wäre hier sinnvoll. Auf keinen Fall sollte die Fläche nur als Parkfläche genutzt werden.“

Insbesondere an der tristen Unterführung stoßen sich viele. Ob es hier schon bald zu einer Verbesserung kommt, hängt auch von der Bahn ab, die Eigentümer des Tunnels ist. Nicht immer ist das städtische Planungsamt der alleinige Ansprechpartner. Planungsamtsleiter Felix Blasch und Daniel Bach sichern aber zu, mit den jeweils zuständigen Stellen Kontakt aufzunehmen. Das sind oft andere Fachämter in der Stadtverwaltung, Privatpersonen oder auch die Einzelhändler.

2

Einzelhandel sollte aufgewertet werden

Mehrfach wird der Wunsch geäußert, den Einzelhandel aufzuwerten: Die Qualität im Handel, schreibt ein Bürger, sollte verbessert und „Gewerbetreibende sollten bezüglich der Schaufenstergestaltung und Warenpräsentation beraten werden“. Oder: Die Nahversorgung in Eppinghofen West, schlägt einer vor, sollte ausgeweitet werden, „dafür weniger Vereine und Spielhallen“.

Ein Vorschlag zur Belebung der Innenstadt lautet: „Ein 24-Stunden geöffnetes Non-Fast-Food-Geschäft würde der Stadtmitte neben McDonald’s, Döner- und Pizzabuden sehr gut tun. Es lädt ein, auch zu späteren Zeiten auf der Schloßstraße zu verweilen. Insgesamt sollte es mehr qualitativ hochwertige Geschäfte geben anstatt noch ein weiteres Billig-Geschäft. Die Nachbarstadt Essen macht es vor!“

Für die Stadt sind solche Dinge alles andere als leicht zu lösen. Wo hat sie überhaupt Einfluss? Mehr Kinderärzte in die Innenstadt! Auch so ein Wunsch, den eine Stadtverwaltung alleine schwer erfüllen kann. Und: „Wir müssen auch immer schauen, ob ein Vorschlag ins Förderprogramm passt“, so Bach. Unter „Heimat, Stadt, Mitte“ hat die Stadt ihre Planungsoffensive gestellt, die bis 2025 andauern und von Fördermitteln des Landes und Bundes profitieren soll. Die Mittel stammen aus dem Programm „Soziale Stadt“.

3

Vorschlag: Ein Wohnprojekt täte der City gut

Ein weiteres Themenfeld, zu dem Ideen eingingen, war das zentrale Wohnen: „Ein Wohnprojekt würde der Mülheimer Innenstadt guttun“, meint ein Bürger. Davon könnten positive Impulse für nachbarschaftliches Engagement ausgehen. „Ein Wohnprojekt könnte einen Gemeinschaftsraum, ein Nachbarschaftscafé, eine Quartierswerkstatt betreiben.“ Gute Beispiele, wie es funktionieren könnte, liefert er aus Bochum, Düsseldorf und Brüssel dazu.

4

Nicht immer geht es jedoch um einen großen Wurf, sagt Blasch. Oft gehe es den Menschen, um Kleinigkeiten, die ihren Alltag erleichtern, etwas verschönern: „Wie könnte man den Hausbesitzern unter die Arme greifen, um die grauen Fassaden am Goetheplatz mal etwas aufzuwerten?“ Andere wünschen sich mehr Sitzgelegenheiten, dass eine Hecke geschnitten, ein Baumkübel bepflanzt wird, Fahrradständer aufgestellt werden.

5

Mehr Spielmöglichkeiten für Kinder gewünscht

Mehr Grün statt Beton – auch dieser Wunsch taucht mehrfach auf – dazu mehr Sauberkeit an etlichen Stellen und mehr Spielmöglichkeiten für Kinder. Einer schlägt zum Beispiel vertikale Gärten an Häusern vor. Und ein anderer Vorschlag lautet: „Der Synagogenplatz wird derzeit kaum genutzt. Aufgrund der Größe des Platzes eignet er sich ideal, um eine grüne Stadtoase in Form eines kleinen Parks zu entwickeln.“

>>> SO GEHT ES MIT DEN VORSCHLÄGEN WEITER

Das Team Innenstadt im Planungsdezernat wird aus den einzelnen Vorschlägen in einem nächsten Schritt konkrete Maßnahmen entwickeln und diese mit der jeweiligen Fachverwaltung diskutieren. Zu jeder Maßnahme gibt es dann auch eine Kostenschätzung.

Aus den einzelnen Maßnahmen – Bach schätzt, dass es 40 bis 50 sein können – wird ein Maßnahmenpaket geschnürt. Dies könnte am Ende des Jahres der Fall sein. Das Maßnahmenpaket wird der Politik vorgelegt. Der Stadtrat müsste es oder einzelne Maßnahmen daraus beschließen.

Die vom Rat beschlossenen Projekte werden dann zur Förderung an das Land eingereicht.