Mülheim. Das „Ausbildungsprogramm NRW“ ist eine Chance für junge Leute, so wie Melek Ates. Die ehemalige Studentin beginnt eine Lehre in der Pia-Zentrale.

Melek Ates ist kürzlich mehr als ein Stein vom Herzen gefallen. Sie hat einen Ausbildungsplatz ergattert, bei der Paritätischen Initiative für Arbeit (Pia), als Kauffrau für Büromanagement. „Ich hatte große Sorge, dass ich keine Ausbildungsstelle mehr finde, weil ich schon älter bin, lange studiert, dann aber das Studium abgebrochen habe“, berichtet die 23-Jährige. Über das U 25-Haus aber kam sie in ein besonderes Programm, das jetzt vom Land aufgelegt wurde und in den Kommunen zusätzliche Ausbildungsverhältnisse schmieden soll.

Die junge Mülheimerin konnte zunächst ein einwöchiges Praktikum bei der Pia absolvieren. „Ich habe ja Fach-Abi im kaufmännischem Bereich gemacht und wusste schon immer, dass das meine Richtung ist. Erst spät habe ich gemerkt, dass das BWL-Studium nichts für mich ist, dass mir das Praktische besser liegt“, berichtet Melek Ates. Die Probewoche bei der Pia lief auch gut, der Arbeitgeber bot ihr einen Vertrag an.

Einsatz im Entwicklungsbüro der Pia-Stiftung

Am 1. September ist es jetzt also richtig losgegangen mit der Lehrzeit in der Pia-Zentrale, die neben der Radstation am Hauptbahnhof angesiedelt ist. „Im Praktikum durfte ich schon viel machen. Am Empfang arbeiten, Telefonate führen, Lieferscheine schreiben, die Kasse bedienen, Tabellen am Computer anlegen“, erzählt die junge Frau. Noch viel mehr wird sie aber in den nächsten Monaten kennenlernen – auch im Entwicklungsbüro der Pia, wo neue Projekte geplant werden.

„Sie wird ein wichtiger Baustein unseres Betriebes sein“, sagt Frank Schellberg, Geschäftsführer der Pia. Denn: Jeder habe Potenziale, man müsse ihm nur Raum geben, sich zu entfalten. Das kann auch Uli Klein, Geschäftsführer des Bildungsträgers „Die Kurbel“, die das Programm in Mülheim umsetzt, bestätigen. „Unsere Erfahrung ist, dass mancher Jugendliche sich erst bewährt, wenn er richtig im Leben steht – also in einem Betrieb angefangen hat zu arbeiten“, berichtet er.

Auch der zweite Blick lohnt sich

Anke Schürmann-Rupp, Leiterin der Sozialagentur, ergänzt: „Nicht jeder hat einen perfekten Lebenslauf, aber der zweite Blick lohnt sich für Arbeitgeber.“ Durch Ausbildung könne er sich selbst Fachkräfte heranziehen.

Zwölf Ausbildungsplätze bezuschusst das Land in Mülheim, zahlt jedem Betrieb, der mitmacht und eine zusätzliche Lehrstelle einrichtet, 400 Euro im Monat (für zwei Jahre). „Kurbel“-Mitarbeiterin Larissa Krolik kümmert sich intensiv um die jungen Bewerber, die von der Sozialagentur (Akquise- und Vermittlungsservice) oder der Agentur für Arbeit empfohlen werden.
Sie hat auch schon ein paar Betriebe akquiriert, die eventuell noch einen zusätzlichen Azubi einstellen würden. „Wir suchen aber dringend noch mehr Firmen“, sagt sie. Es geht um jene Berufe, in denen es mehr Bewerber als Stellen gibt: Kaufmann/-frau für Büromanagement, Elektroniker, medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte, Kfz-Mechatroniker, Automobilkaufmann, Fachinformatiker.

Ziel sei es, die zwölf geförderten Plätze aufzutun und zügig zu besetzen. Ein besonderes Plus des Programms sei, dass die Azubis auch sozialpädagogisch begleitet würden, fügt Anke Schürmann-Rupp an. Vermittelt werden ohnehin nur junge Leute, so die Verantwortlichen, die „auch wirklich wollen“. Wie Melek Ates, die hochmotiviert in den neuen Lebensabschnitt startet.

>>>Zusätzliche Lehrstellen werden gefördert

Das „Ausbildungsprogramm NRW“ von Arbeitsminister Karl-Josef Laumann soll in Regionen mit ungünstiger Ausbildungsmarktlage mehr Lehrstellen schaffen und junge Leute mit eingeschränkter Ausbildungsperspektive auf den Weg bringen. Insgesamt werden in NRW 1000 Stellen bezuschusst.

Mülheimer Betriebe, die einen zusätzlichen Ausbildungsplatz einrichten würden, können sich bei Larissa Krolik („Die Kurbel“) melden unter Tel.0208- 9942434.