Mülheim. . Am größten klafft die Lücke an den Grundschulen – alleine dort fehlen 57 Pädagogen. Längst unterrichten Lehrer fachfremd und als Vertretung.
Mancher Schulleiter, angesprochen auf die Besetzung von Lehrerstellen, atmet erstmal tief durch und sagt dann: „Jammern hilft ja auch nicht.“ Und so starten heute viele der Mülheimer Schulen mit weniger Pädagogen als nötig in das neue Schuljahr. Insgesamt sind 125 Lehrerstellen nicht besetzt.
Am drastischsten zeigt sich die Situation an den Grundschulen: 57 offene Stellen gibt es derzeit an den 22 Grundschulen. Seit Mitte Mai, dem Ende des Vorbereitungsdienstes der Referendare, hat es immerhin 21 Einstellungen gegeben. An den beiden Förderschulen sind 13 Pädagogenstellen unbesetzt, drei wurden dort eingestellt. 23 Lehrer fehlen an den drei Gesamtschulen, 16 Einstellungen hat es gegeben. Damit liegt die Besetzungsquote der offenen Stellen an den Gesamtschulen immerhin bei 70 Prozent. Das überbietet nur die Schulform Gymnasium mit 92 Prozent: An den fünf Gymnasien in der Stadt sind zwölf Stellen vakant, elf wurden seit Mai neu besetzt. Und so berichtet auch Ulrich Stockem, Leiter der Otto-Pankok-Schule: „Bei uns sind alle Lehrerstellen komplett besetzt, auch der Fachbedarf ist gedeckt.“ Unterrichtskürzungen gibt es am OP dennoch im Fach Sport. Der Grund dafür ist allerdings die Sanierung der Sporthalle.
Ähnlich gut sieht die Besetzungsquote mit 86 Prozent auch an den beiden Berufskollegs aus. Sieben Stellen sind dort aktuell frei, sechs Lehrer sind zum neuen Schuljahr eingestellt worden. An den drei stätischen Realschulen fehlen aktuell 13 Lehrer, eingestellt wurden drei. Zwei davon sind an die Realschule Broich gegangen. „Wir haben zwei Referendarinnen eingestellt, zudem ist ein Kollege zu uns versetzt worden“, sagt Schulleiter Wolfgang Dahmen und zeigt sich zufrieden: „Wir sind gut aufgestellt.“
Größte Hürde ist es, Sportstellen zu besetzen
An der Tagesordnung sei es aber längst, dass viele Lehrer fachfremd unterrichten. „Die größte Hürde ist es, die Sportstellen zu besetzen, weil man dafür die Fakultas, eine entsprechende Lehrbefähigung, braucht“, schildert Schulamtsdirektorin Heike Freitag. Generell sei ein Großteil der auf dem Papier unbesetzten Stellen in Mülheim mit Vertretungslehrern abgedeckt – pensionierte Pädagogen oder Menschen mit sozialpädagogischem Studium. „Richtige Seiteneinsteiger haben wir nur sehr wenige“, sagt die Schulamtsdirektorin. Stattdessen sei die Bereitschaft bei vielen Lehrern da, sich berufsbegleitend weiterzubilden und so auch andere Fächer unterrichten zu können.
Neue Kandidaten kommen am 1. November
Das bestätigt Sabine Dilbat, Schulleiterin der Realschule Stadtmitte: „Das Kollegium ist sehr bereit dazu. Gerade hat eine Kollegin das Zertifikat für Englisch erworben.“ Lehrer, die die Fremdsprache unterrichten können, seien gesucht. Aber nicht nur die. Sabine Dilbat sagt: „Ich brauche Leute für alle Hauptfächer.“ Stellen zu besetzen, werde immer schwerer. Wer zunächst zusagt, springt im Zweifel wieder ab, weil sich woanders eine für ihn passendere Stelle ergeben hat, lautet die Erfahrung der Realschulleiterin. Immerhin: Zwei Stellen konnte die Realschule Stadtmitte für die nächste Bewerberrunde ausschreiben. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die auch besetzt bekommen“, sagt Sabine Dilbat.
Gebannt blicken Schulamt und Schulleiter jetzt auf den 1. November – dann sind neue Kandidaten mit ihren Referendariaten fertig. Und der Wettbewerb um die Bewerber geht von vorne los.